Ein spannender Blick zurück in die Vergangenheit

Di, 05. Jan. 2016
Die Autorengruppe (v. l.): Stefan Michel, Corinne Rufli, Patrick Zehnder, Christine Seiler und Patrick Schoeck-Ritschard

Vom kleinbäuerlichen Dorf zur modernen Gemeinde: Die Chronik «Birmenstorf im 20. Jahrhundert – Ganz nöch a der Rüüss a me sunnige Rai» zeigt die rasante Entwicklung der Gemeinde auf. Auch die Menschen, welche das Dorf und seine Geschicke prägten, werden vorgestellt.

Patrick Zehnder war es, der bereits 2004 den Gemeinderat darauf aufmerksam machte, dass die Birmenstorfer Dorfgeschichte einer Auffrischung bedürfte. Sein Wunsch wurde aufgenommen und 2012 konnte sich die Autorengruppe mit Corinne Rufli, Christine Seiler, Patrick Schoeck-Ritschard, Stefan Michel und Patrick Zehnder an die Arbeit machen.
«Das Buch ist eine Fortsetzung von Max Rudolfs Arbeit», kommentiert Zehnder. Rudolf legte die «Geschichte der Gemeinde Birmenstorf» 1983 erstmals auf.

Ein gutes Übungsfeld für den
angehenden Historiker
Patrick Zehnder, ein junger Historiker, der in Birmenstorf aufwuchs und heute mit seiner Familie dort lebt, zeichnet für die Konzeption des Buches verantwortlich. Seine Perspektive auf das Dorf und seine Geschichte ist ganzheitlich. Bei der Umsetzung zählte er auf Profis. Mit Stefan Michel holte er einen Birmenstorfer an Bord, der Geschichte und Latein studiert. «Dies ist ein gutes Übungsfeld für den angehenden Historiker», lacht Zehnder. Michel beschäftigt sich mit dem landschaftlichen Wandel des Dorfes, dem Ausbau der Infrastruktur, den Veränderungen im Vereinswesen und dem Thema «Birmenstorf im Lichte der beiden Weltkriege».
Er verbrachte viele Stunden in den Archiven seines Heimatdorfes, um die Geschichte und Entwicklung nachzuzeichnen. So zeigt er auf, wie die Gemeinde zur Brücke kam, wie man noch um 1920 gemeinsam im Autobus zur Arbeit nach Baden gelangt oder wie sich das Dorf über Jahrzehnte gegen den Durchgangsverkehr wehrt. Bisher erfolglos. 2015 musste sogar wieder der Lotsendienst für Fussgänger eingeführt werden, berichtet Michel.

Von Sardinien nach Birmenstorf
Michel erzählt weiter, wie das Dorf die beiden Weltkriege erlebte und welche Konsequenzen dies für die Bevölkerung hatte. Spannend zu lesen ist das Porträt über Giovanni Lampreu aus Sardinien. Nach der Absetzung Mussolinis 1943 flüchtete er über die Grenze und wurde in Birmenstorf interniert. Bei seinem Arbeitseinsatz im Waschhaus lernte er Myrta Müller kennen. Nach dem Krieg kehrte er zurück in seine Heimat. War es die Liebe oder waren es seine Verwundungen, die er sich als Grenzwächter zugezogen hatte? Das verrät Michel in seinem Text nicht. Er berichtet aber, wie Giovanni zurückkam nach Birmenstorf, in der Ziegelei ein Auskommen fand und schliesslich Myrta heiratete.

Die Frauen, die Stützen der
Gesellschaft
Corinne Rufli, Historikerin und freischaffende Autorin, beschäftigt sich mit der Rolle der Birmenstorferinnen im 20. Jahrhundert. Wie sich das Verhältnis der Geschlechter wandelte, beleuchtet sie anschaulich und eindrücklich. Die Frauen waren wichtige Stützen für die Männer, die neben der Landwirtschaft meist noch einem Nebenerwerb nachgingen. Lange und harte Arbeitstage prägten das Leben der Frauen. Als Marktfahrerinnen besserten sie das Familienbudget auf und besorgten nebenbei noch die Arbeit in den Reben. Die Birmenstorfer «dankten» dies 1971 bei der Einführung des Frauenstimmrechtes mit einem deutlichen Nein an der Urne. Schliesslich musste sich das Dorf aber dem Volksmehr beugen.

Unzählige Stunden investiert
Mit Patrick Schoeck-Ritschard holte Zehnder einen ausgewiesenen Architektur- und Kulturhistoriker an Bord. Er zeigt die Entwicklung und Planung des Dorfes anschaulich auf. Anhand von alten Plänen und Ansichten zeichnet der stellvertretende Geschäftsleiter des Schweizer Heimatschutzes nach, wie hochfliegend die Visionen damals waren. Auch den Weg zur ersten Bauordnung zeichnet er leicht verständlich nach. Interessant ist das Unterkapitel «Häuser erzählen Geschichten», in welchem er anhand von Fotos einzelner Quartiere oder Häuser die damalige Planungs- und Denkweise transparent macht.  
Die Fotografien von Christine Seiler runden die informative und mit viel Liebe zum Detail gestaltete Chronik ab.
Unzählige Stunden investierte das Team um Zehnder in die Arbeit für das Buch. Nun, wo das fertige Werk vorliegt, sind die Macher zu Recht stolz darauf.  
Das 272 Seiten zählende Werk kann für 25 Fr. (mit Versandkosten für 32 Fr.) bei der Gemeindekanzlei Birmenstorf bezogen werden.

 

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