Wenn die Reuss zu singen beginnt

Do, 23. Jan. 2020
Dieses «Zmorge» werden die Teilnehmenden nicht so schnell vergessen.

Was muss man sich unter einer «Spirituellen Wanderung» vorstellen? Wird da an jeder Ecke gebetet und gesungen? Wird da der Blick zum Himmel als Erleuchtung gewertet? Sind da die Esoteriker unterwegs? Hat da jeder die Bibel in der Hand?

Es mag seltsam klingen, aber es wird schon so sein: es geistern die seltsamsten Gedanken in den Köpfen umher. In der Realität ist es eigentlich ganz einfach. Menschen versammeln sich, begeben sich auf den Weg, haben ein Ziel vor Augen und halten inne. Und genau das ist die Basis, für das ganz besondere Erlebnis. Da dominiert die Langsamkeit, das Schweigen, das Miteinander-Austauschen, das Schauen nach links und rechts, nach oben und unten. Und siehe da, darin öffnet sich das Herz, weil alle Sinne nach aussen und innen geöffnet sind. Ja noch mehr. Das Unerwartete, das Überraschende, das nicht Vorhersehbare, das berührt die innersten Zellen der Seele. Und darum jubelt ein Herz, darum erfüllt sich ein Traum und zwar ohne Verdienst, einfach geschenkt, ungeplant, in voller Grösse.
Ein Morgenessen in freier Natur
Genau das ereignete sich kürzlich, als mehr als ein Dutzend Leute trotz schlechtester Wetterprognose es wagten, sich in der Stadtkirche Mellingen zu versammeln, von dort aufzubrechen und sich zu einem viermaligen Halt einladen liessen, unterbrochen von einem «Zmorge», den alle Teilnehmer nicht so schnell vergessen werden. Denn wer mag schon im Januar draussen zum Morgenessen laden? Wer hat den kühnen Mut, Kaffee, Tee, Brot, Zopf, Butter und Konfitüre mitten auf dem Feld zu präsentieren und dann zum Hinsitzen animieren? Wer kommt auf die Idee, solches anzubieten? Im Winter flieht man doch in eine warme Stube, sagt dir jeder gesunde Menschenverstand. Aber nein, die «Spirituelle Wanderung» bot ein Feuer an zum Aufwärmen und was das Beste war, die Sonne sandte zögerlich ihre ersten Strahlen auf die Gesichter aller Beglückten. Man muss so etwas erlebt haben, um es richtig beschreiben zu können.
Im Sichtbaren das Unsichtbare
entdecken
Ja, das Spiel der Natur ist unermesslich, mit dem Rauschen der Reuss, mit dem herumschleichenden Nebel, mit der Wildheit der Natur, den stolzen Bäumen, den geknickten Stämmen, dem ausgebreiteten Flussbett. Und so begab es sich, dass Räume zur Betrachtung entstanden, gleichsam wie aus dem Nichts, voller Hintergründigkeit, der Suche nach dem Eigentlichen preisgegeben. Es stimmt schon, die Steine, das Wasser, das Holz, die Tiere, sie alle sprechen zu uns, man muss ihnen nur unsere Stimme leihen. Dann beginnt das Staunen, das Verbunden-Sein mit dem Göttlichen. Da wird ein Schleier gelüftet, da öffnet sich eine Spur zum Geheimnis des Lebens. Nicht umsonst konnte der Jesuitenpater Alfred Delp kurz vor seiner Hinrichtung sagen: «Das eine ist mir so klar und spürbar wie selten: Die Welt ist Gottes so voll.»
Hin zur Quelle des Lebens
Gewiss, der Weg nach Bremgarten ist kein Spaziergang. Aber mit dem Einschwingen in den natürlichen Zeitenlauf der Sonne, mit dem frühen Aufbrechen, mit dem situativen Besinnungshalten wird alles zu einem organischen Ganzen. Und da macht es Sinn zum Schluss ein Ritual zu feiern. Die Schlossergasse und der angrenzende Rathausplatz in Bremgarten boten dafür die geeignete Kulisse. Im Kreis umstehend empfingen alle Teilnehmenden in ihre zur Schale geformten Hände einen Wasserstrahl aus der Jakobsmuschel, wie zum Zeichen, dass alles Leben aus dem Wasser entsteht und in uns immer wieder neues Leben geboren werden will. Ja noch mehr: Wir alle sind auserwählt, auf dieser Erde Spuren zu hinterlassen und das göttliche Geheimnis zu schauen. Tatsächlich, wir sind von Gott Gesegnete. Ist das nicht eine wunderbare Verheissung? – Die nächste Wanderung im Frühling findet am 25. April statt!

 

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