Bewohner sehnten sich nach Besuch

Di, 12. Mai. 2020

Antonia Zimmermann ist Pflegefachfrau und Wohnbereichsleiterin im Reusspark Niederwil. Im Interview erzählt sie, wie der Lockdown ihren Arbeitsalltag beeinflusste, wo sie in schwierigen Zeiten Erholung findet und warum Pflegefachfrau ihr absoluter Traumberuf ist.

Wie hat sich Ihr beruflicher Alltag durch die Corona-Pandemie verändert?
Antonia Zimmermann: Ausflüge, Veranstaltungen und Besuche der Angehörigen konnten während der Krise nicht mehr stattfinden. Unser Coiffeursalon und die Zahnarztpraxis waren geschlossen, unsere Podologin kam nicht mehr in den Reusspark. Das Hallenbad für die Wassertherapie war ebenfalls geschlossen. Wir Pflegpersonen hatten jedoch mehr Zeit für die Betreuung und Aktivierung der Bewohner. Spielen, Werken, Basteln, Singen, Lesen und Spazieren – wir gaben unser Bestes, um ihnen die Zeit erträglicher zu machen.

Wie hat sich die besuchsfreie Zeit auf Senioren ausgewirkt?
Wir spürten, dass sich die Bewohner nach Besuchen sehnten. Unser Betrieb richtete während dem Lockdown deshalb iPads für Videoübertragungen ein. Ende April haben wir zudem Besuchsorte eingerichtet. So können Angehörige ihre Liebsten wieder sehen. Natürlich mit der nötigen Zwei-Meter-Distanz-Regel und Plexiglasscheiben in Räumen ausserhalb der Wohnbereiche.

Wo im Reusstal finden Sie Erholung?
An der Reuss auf jeden Fall. Das Wasser zu hören, ist eine Art Meditation für mich.

Was ist für Sie Luxus?
So einfach es klingt, gesund zu sein und eine grosse Familie zu haben. Wir leben in Luxus.

Wann findet einen das Glück?
Wenn man sich selbst, Menschen und das Leben liebt und eine positive Auffassung zu allem hat, was einem begegnet.

Besitzen Sie alles? Oder sind da noch Wünsche offen?
Ich habe fast zu viel. Gerade kürzlich habe ich mich gefragt, warum ich zu Hause drei verschiedene elektronische Geräte habe, um meine Fussnägel zu pflegen. Völlig überflüssig.

Wenn Sie nicht Pflegefachfrau wären, welchen Beruf würden Sie dann ausüben?
Ich würde gerne für einen Tag verschiedene Berufe ausprobieren – beispielsweise Automechanikerin oder Kassiererin. Einen anderen Beruf als Pflegefachfrau könnte ich mir aber nicht vorstellen. Auch wenn die Arbeit herausfordernd ist und viel abverlangt: es ist mein absoluter Traumberuf.

Wenn Sie eine Zeitreise machen könnten, in welcher Epoche möchten Sie landen?
Oh, in den 50er-Jahren – aber nur wegen der Frauenmode. Sehr elegant, die gefällt mir.

Hätten Sie lieber einer anderen Nation oder Kultur angehört?
Nein, obwohl ich oft die Rückmeldung erhalte, ich sei aufgrund meines Charakters und meines Äusseren keine typische Schweizerin. Ich liebe andere Kulturen und Bräuche. Man kann von jedem Menschen etwas lernen und lernt dabei auch noch sich selbst besser kennen.

Wenn Sie in einem Film mitspielen dürften, welchen würden Sie wählen? Den Film «Das grösste Geschenk» von Juan Manuel Cotelo. Im Film geht es um das Thema Vergeben. Je einfacher ein Mensch vergeben und verzeihen kann, umso leichter wird es in seinem Leben. Hass raubt bloss Kraft.

Welches Buch liegt momentan auf Ihrem Nachttisch?
Leider kein belletristisches. Im Moment sind es viele Lernbücher für meine Ausbildung zur Teamleitung.

Bei welchem Lied können Sie nicht sitzen bleiben?
«Bana Ne» von Ikikardesh. Das ist ein türkisches Lied. Mein Freund, mit türkischer Herkunft, mag es nicht. Ich liebe es. Eine Zeile daraus: Egal, es ist mir egal, die Welt soll sich weiter drehen.

Interview: Saskia Iten

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