Das war der Salatrausch in Wohlenschwil!

Di, 19. Mai. 2020

Den Begriff «Goldrausch» kennen wir aus der Geschichte. Seit letztem Wochenende kommt ein neuer Begriff dazu: «Salatrausch!» Ausgelöst durch einen Hilferuf von Gemüsebauer Jörg Friedli in den Sozialen Medien. Er sass auf zehntausend erntereifen Salatköpfen, die er wegen der Corona-Krise nicht verkaufen konnte. Denn viele Gastobetriebe, die zu seiner Kundschaft zählen, sind noch immer geschlossen oder laufen auf halber Tourenzahl. Da geschah ein Wunder. Der Lockruf des Salates wurde erhört. Hunderte strömten nach Wohlenschwil und kauften im Hofladen von Jörg Friedli Salat ein.. (bg)


Der Salatrausch von Wohlenschwil geht weiter

Nun weiss auch Jörg Friedli um die virale Kraft des Internets. Mit einem Aufruf auf Facebook löste er den «Salatrausch» von Wohlenschwil aus. In nur zwei Tagen rettete er damit 10 000 Salatköpfe vor dem Verfaulen.

Es wäre ein Jammer gewesen. Die Kopf- und Eichblattsalatköpfe waren von einer Pracht, wie man sie selten sieht. «Dafür haben wir aber auch unheimlich hart gearbeitet», sagt Jörg Friedli, der wie fast immer in dieser Jahreszeit kaum mehr aus seinen Gummistiefeln herauskommt.
Der Salat wurde am 1. März gesetzt. «Wir mussten ihn intensiv wässern, belüften und mit Vlies abdecken», erzählt Friedli. «Die Eisheiligen machten uns zu schaffen. Am Bonifazius war es nahe an der Gefriergrenze.» An solchen Tagen hält es Friedli nachts nicht lange im Bett. In aller Herrgottsfrühe sitzt er auf einem seiner mächtigen Traktoren, um raus auf die Felder zu fahren. Wir erwischten ihn am Samstagmorgen via Smartphone beim Salatschneiden. Seine Stimme klang, als sei er gerade aus dem Häuschen. Friedli konnte nicht glauben, was an diesem Wochenende auf seinem Betrieb passiert war. «Ich habe das Wetterradar studiert. Für die nächsten Tage waren sonniges Wetter und warme Temperaturen angesagt.»

Ein Friedli als Retter in der Not
«Die Salate standen schon in voller Reife. Wegen der Gastronomie, die noch nicht auf vollen Touren läuft, fehlen mir die Absatzkanäle.» Was tun? Friedli rief einen anderen Friedli an: Web-Experte Daniel Friedli, Inhaber der gleichnamigen Kreativagentur in Wohlenschwil. Der wusste Rat. Ein Aufruf in den Sozialen Medien, dass es in Friedlis Hofladen Salat frisch ab Feld für einen Franken gäbe (beim Grossverteiler kostet aktuell ein wesentlich kleinerer Salat 1.80 Fr.), schlug ein wie eine Bombe. Der Aufruf wurde von anderen Medien weiter kolportiert. Tele M1 und Radio Argovia berichteten. Von da an war auf Jörg Friedlis Hof nichts mehr wie sonst. Schon am Freitagmorgen kam es zu einem mittelprächtigen Verkehrsstau. Friedlis Schwester Doris versuchte mit einigen Mitarbeitenden das sich anbahnende Chaos zu ordnen. Es galt, die Leute im Zaun zu halten, damit sie den Sicherheitsabstand und die Hygieneregeln einhielten. Nach anfänglichem Druck zog Friedli einen Sicherheitsberater bei. Der stellte fest, dass der Hofladen für 27 Leute Platz hat. Seither gilt das Tropfenzählersystem.
«Ich dachte, auf diesem Weg könnten wir einige hundert Salatköpfe verkaufen», sagt Friedli am Telefon. «Dass es am Freitag schon rund fünftausend Salatköpfe sein sollten, hätte ich nie und nimmer erwartet.»
Der Salatrausch von Wohlenschwil hielt auch am Samstag an. Schliesslich waren die bedrohten zehntausend Salatköpfe in ihrer ganzen Pracht weg. Aber nicht ausverkauft. Denn die nächste Ladung ist schon unterwegs.

Salatrausch geht weiter
Der Salat wächst weiter. Friedli zieht deshalb den Hofladenverkauf für einen Franken – für den frischesten und dicksten Salat weit und breit – weiter.

Beat Gomes

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