Erst als Team bringen sie Farbe ins Haus

Di, 12. Mai. 2020

Die Keller AG streicht in diesen Wochen vor allem Fassaden. Dabei sind die Malerinnen und Maler auch Meister im Aufziehen von Tapeten – etwa vom Foto am Ferienstrand.

In der Werkstatt verbrachte er schon als Bub viel Zeit, spielte dort Fussball. Neben ihm hantierten Vater, Grossvater oder Mitarbeitende mit Pinseln und Farbkübeln. Das war Anfang der 1980er-Jahre. Später nahm Fabian Keller den Pinsel selber in die Hand, half als Jugendlicher in den Sommerferien. Heute ist er in dritter Generation Chef der Keller AG in Stetten, verantwortlich für zehn Mitarbeitende.
Definitiv übernommen hatte er den Betrieb von Vater Peter Keller 2013. «Bereut habe ich diesen Entscheid nie», sagt er am Telefon und doppelt nach, «keine Minute.» Zwar habe er auch in anderen Berufen geschnuppert, als Automechaniker oder Hochbauzeichner. Seine Eltern hätten ihm keinen Druck gemacht: Sie dürften aber froh gewesen sein, dass der Sohn sich für den Malerberuf entschied. Es folgten Ausund Weiterbildungen, zunächst zum Vorarbeiter, schliesslich zum eidgenössisch diplomierten Malermeister. Die Weiterführung des Familienbetriebs, den Grossvater Josef Keller 1953 gemeinsam mit seiner Frau Berta in einer Garage an der Busslingerstrasse aufgezogen hatte – unterwegs in den ersten Jahren gerade mal mit Töffli und Anhänger, war gesichert.

Das Team, die Menschen
Fabian Keller ist Experte in seinem Fach, spezialisiert auf Renovationen, innen und aussen. Er aber spricht von den Menschen. Von seinem Team, das seit der Gründung auf zehn Mitarbeitende angewachsen ist. Er liebt es, «wenn alle den gleichen Strich ausführen», bis Pinsel und Farbe ein Haus in neuem Glanz erstrahlen lassen. «Die Keller AG ist ein klassischer Familienbetrieb», sagt er, «klein, überschaubar.» Das verbindet. Seine Eltern seien nach wie vor in kleinen Pensen im Betrieb tätig und Schwester Petra Tschumi-Keller ist für die Administration im personellen Bereich zuständig. Er habe Mitarbeitende, erzählt er, die nahezu ihr ganzes Berufsleben, mehr als 40 Jahre, bis zur Pension bei der Keller AG gearbeitet hätten. Andere hätten die Lehre bei ihm gemacht, seien ausgeflogen, um eines Tages doch zurück nach Stetten zu kommen. Ist die Abwechslung der Grund? Alle müssten alles können, seien gleichwertig: «Das Team ist wichtig.» Ob Malen, Tapezieren oder Spritzen – jeder hat seine Handschrift, bringt die eigene Kreativität ein. «Das Flair für Farben und Grafik gehört aber für alle zum Beruf», sagt Keller.

Grau ist nicht gleich Grau
Davon profitieren die Kunden. Und Keller bleibt bei den Menschen. Die persönliche Beratung vor Ort zählt genauso, wie nach getaner Arbeit das tadellose Verlassen des Werkplatzes. Er bürge persönlich für Qualität, sagt er. «Ich will meinen Kundinnen und Kunden, wenn ich ihnen irgendwo begegne, nicht aus dem Weg gehen müssen.»
Auch Kundenberatung sei Teamarbeit. Keller erinnert sich an die Renovation eines alten Riegelhauses in Fischbach-Göslikon: Die «ochsenblutroten» Holzriegel sollten einen neuen Anstrich erhalten, einen «moderneren Touch». Die Kunden wünschten, ohne den Stil zu verändern, ein neues Erscheinungsbild. Unter Denkmalschutz stand das Haus nicht, dennoch sprach man sich mit der kantonalen Denkmalpflege ab. Graue Riegel waren die Lösung. Grau aber ist nicht gleich Grau. «Immer brechen», lautete schon die Losung des Vaters – mischen mit Ocker oder zwei Tropfen Rot. «Auf die Nuancen», sagt Fabian Keller, «kommt es an.» Wenn ein Haus reich an Details sei, seien schrille Farben oft fehl am Platz: «Lieber dezent».

Das Ferienfoto als Tapete
«Malen aussen» lässt in Zeiten von Corona gerade alle Flächen im Inneren hinter sich. Verständlicherweise hätten manche Kunden Innenrenovationen verschoben. Fassadenarbeiten aber seien problemlos möglich, sagt Keller, unter Einhaltung der bundesrätlichen Richtlinien. Er sei in der glücklichen Lage, dass genügend Aufträge für Aussenrenovationen vorhanden seien: «Weil mein Betrieb auf gesunden Füssen steht, hoffe ich, die momentan schwierige Zeit schadlos zu meistern und nehme die Herausforderung an. Unser Dank gehört auch langjährigen, treuen Kunden.»
Dennoch lebt der Betrieb auch von kleinen Aufträgen, Zimmer streichen – farbige Wände zum Beispiel. «Das Edelste aber», sagt Keller und gerät ins Schwärmen, «sind Tapeten.» Aus Metall, Naturfasern oder als Fotografie. Anders als beim Klassiker aus den 1970er-Jahren darf es heute auch das eigene Ferienbild sein. Zum Beispiel «Träumen am Lieblingsstrand» als attraktive Alternative, wenn die Reise dorthin gerade in weite Ferne rückt.

Heidi Hess

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