GAST KOLUMNE

Fr, 15. Mai. 2020

Die Musikkauffrau und Musikjournalistin Maja Banovic lebt in Niederrohrdorf. Sie beschäftigt sich in der Freizeit mit Musik, Literatur, Geschichtswissenschaft und bildender Kunst. Mit Fitnesstraining hält sie sich fit.

Die Ampel als Brennpunkt

Die Natur hat für eine grosse Fülle und Vielfalt gesorgt, auch bei den Menschen. Sie sind so facettenreich wie die Ausreden des Kleinkindes, das sich um die Schlafenszeit drücken will. Eine der spannendsten Beobachtungen ist das Schwarmverhalten. Manchmal kann man schon im Vornherein prognostizieren, wie der Schwarm reagieren wird, wenn man ihn mit einer neuen Situation konfrontiert.
Jahrelang war bekannt, dass die Kantonsstrasse in Niederrohrdorf und Oberrohrdorf saniert werden soll. Ich sah dem Startschuss für dieses Projekt durchaus positiv entgegen, obwohl wir den Baulärm direkt unter den Fenstern haben. Für jemanden mit einer Vorliebe für Psychologie bedeutet das nämlich vorallem eines: Logenplätze für die Aufführung «Der Homo sapiens im Strassenverkehr».
Es hat die Bauarbeiter beeindruckend wenig Zeit gekostet, eine neue Verkehrsführung umzusetzen. Seither ist die Ampel zu dem Ort geworden, an dem der Mensch sein wahres Wesen zeigt. Schon am ersten Tag wurde mehr gehupt als in den zehn Jahren davor. Jeder hat es eilig, einer ist wichtiger als der andere, niemand hat Zeit, obwohl jeder gleich viel hat, nämlich exakt 24 Stunden am Tag. Kaum hupt der Zweitvorderste in der Kolonne, machen es ihm die Autofahrer hinter ihm gleich nach. Das müssen «schampar» wichtige Leute sein, die es so eilig haben – allesamt Herzchirurgen auf dem Weg zu einer Notoperation.
Vorher ging es mit einer simplen Kreuzung jahrelang gut, doch kaum sind Ampeln da, verlieren manche plötzlich ihre Contenance und tun so, als ob sie jetzt unter mehr Stress stünden. Merke: Wenn man die Leute in ein bestimmtes Milieu versetzt, dann verhalten sie sich entsprechend. Der Mensch passt sich seiner Umgebung an, nicht umgekehrt. Mal ehrlich: Wer sich wegen zwei Minuten Wartezeit gleich hyperventilierend am Steuer festhalten muss, der hat im Grunde ganz andere Probleme. Wie wäre es mit einem Kurs in Sachen Zeitmanagement? Einer im aufgemotzten Spielzeugauto hupt eine Seniorin an, weil sie immer noch nicht auf der anderen Strassenseite ist, als seine Grünphase beginnt. Auch nicht die hellste Kerze auf der Torte. Meinen Beobachtungen nach sagt die Stärke des Geduldsfadens viel über den Charakter aus. Nicht mal eine Pandemie konnte manche Menschen lehren, dass wir alle im selben Boot sitzen und Nächstenliebe nicht nur ein Wort zu sein hat. Homo sapiens, quo vadis?

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