GASTKOLUMNE

Di, 26. Mai. 2020

Edith Saner aus Birmenstorf ist diplomierte Pflegefachfrau und diplomierte Betriebsausbilderin mit Masterabschluss in Coaching. Sie politisiert seit 20 Jahren. Zuerst auf kommunaler Ebene, seit sechs Jahren im Grossen Rat. Ausgleich dazu ist ihr Bewegung in der Natur.

Hol’s der Kuckuck

Kennen Sie die Geschichte mit dem Kuckucksruf im Frühling? Wenn man diesen zum ersten Mal hört, sollte man Geld im Sack haben. Das verheisst für die kommenden Monate, dass man immer gut bei Kasse ist. Oder eine andere Version sagt, dass man beim ersten Kuckucksruf in den Geldbeutel schauen sollte. Geht das vergessen, hat man Pech im Umgang mit Geld.
Vielleicht kommen diese Sprüche davon, dass in früheren Zeiten die Bauern im Frühling oft nicht mehr grosse Geldreserven hatten. Zu dieser Jahreszeit gab es wenig Verdienstmöglichkeiten in der Landwirtschaft und gleichzeitig musste vieles angeschafft werden. Wer also beim ersten Kuckucksruf noch Münzen im Beutel vorfand, hatte in den vergangenen Monaten besser gewirtschaftet, konnte im Frühling gut investieren und somit auch wieder auf mehr Erträge hoffen.
Nur das Männchen gibt den Kuckucksruf von sich, der von April bis Juli zu hören ist. Das macht er um das Weibchen zu umgarnen und sein Revier zu markieren. Der Vogel ist auch bekannt als Meister der Sparsamkeit. Er geniesst ausgiebig alle Vorzüge während der Paarungszeit und spart sich dann aber die ganze Arbeit und Verantwortung rund um das Brüten und die Brutpflege. Die Redensart «jemandem ein Kuckucksei ins Nest legen» meint, dass man jemand anderem etwas heimlich unterschiebt. Die Gründe dazu können unterschiedlicher Natur sein.
Ich liebe den Kuckucksruf. Erinnerungen aus meiner Kindheit tauchen auf, auch Erinnerungen an unsere Kuckucksuhr in der Stube. Aber auch an Versteckspiele, wo wir uns mit «kuckuck» bemerkbar machten. Jedes Jahr, wenn ich den Ruf zum ersten Mal höre, halte ich einen Moment inne, geniesse diesen Frühlingsgruss und überlege kurz, ob ich Geld dabei habe. Dieses Jahr traf das leider nicht zu. Ich kann nur hoffen, dass es bei meinem Mann anders war und er mir bei Geldnot unter die Arme greifen kann.
Ich finde die Eigenart des Kuckucks unglaublich, andern das Ei ins Nest zu legen und sich vor der weiteren anfallenden Arbeit zu drücken. Eine Eigenart, die mich auch bei Menschen stört, die dies praktizieren. Aber hol’s der Kuckuck! In gewissen Situationen wünsche ich mir manchmal, dass ich etwas mutiger und frecher wäre und anderen auch mal ein Ei ins Nest legen könnte.

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