Hoffen und beten mit AFV-Präsident Luigi Ponte

Di, 19. Mai. 2020

Wenn es um den Verband und seine Mitglieder geht, versteht Luigi Ponte keinen Spass. Er kämpt wie ein Tiger für die Fussballclubs im Aargau. Ponte ist zuversichtlich, dass die Krise schon bald vorbei sein wird. Bis dahin aber wartet er auf die Zeichen vom Bundesrat.

Luigi Ponte sitzt in diesen Tagen wie auf einer Springfeder. Als Präsident des Aargauischen Fussballverbandes steht er einem Verband mit rund 88 Vereinen und 20 000 Spielerinnen und Spielern vor. Die Basis ist ungeduldig, will endlich wissen, was nun Sache ist, wann wieder unter welchen Bedingungen trainiert werden kann. Aber Luigi Ponte, der am liebsten das direkte Gespräch pflegt, hat keine verbindlichen Antworten, muss die Anfragenden vertrösten und warten was in Bern entschieden wird. Der Bundesrat ist in diesen Tagen das Mass. Sowohl was den Spielbetrieb angeht, als auch was die finanziellen Entschädigungen für die Vereine anbelangt.
350 Millionen Franken hat der Bundesrat mal schnell für die Aufrechterhaltung des Betriebs in den Fussballund Eishockeyligen in den Ring geworfen. Klingt grossartig. Ob und wie viel von dieser Zahl tatsächlich ausbezahlt wird, das steht in den Sternen. Denn die Profibetriebe sind äusserst zurückhaltend, weil es sich bei diesen Summen in erster Linie um Kredite handelt, die an Bedingungen geknüpft sind, die von den Profibetrieben nicht eingehalten werden können. So müssen Clubs, welche vom Bund Kredite aufnehmen, ihre Budgets um 20 Prozent abspecken. Zudem müssen die Kredite zurückbezahlt werden, was die Vereine dazu zwingen würde, in Zukunft Gewinne zu schreiben. Davon aber können gerade die kleineren Vereine im bezahlten Fussball nur träumen.
Weitere 150 Millionen hat der Bundesrat zur Stützung des Breiten- und Leistungssportes ausgelobt. Luigi Ponte ist überzeugt, dass etwas von diesem Geld auch im Aargau ankommen wird.
Nötig wäre es. Denn jeder einzelne Fussballverein hat in den letzten zwei Monaten empfindliche Einnahmeausfälle zu verzeichnen. Zwar konnten auf der anderen Seite auch Kosten gespart werden, weil keine Schiedsrichter und keine Bussen für Gelbe und Rote Karten bezahlt werden mussten. Die Infrastruktur mit Strom und Wasser wurde nicht benötigt, Reinigungskosten fielen weg. Aber es fielen auch die Einnahmen für die Clubrestaurants und die abgesagten Fussballturniere weg. Es konnten keine Lottomatches, keine Jassturniere, und keine Sponsorenläufe durchgeführt werden.
Eine Umfrage bei den Vereinen in der «Reussbote»-Region hat ergeben: Jeder Verein hat, vorsichtig gerechnet, mindestens 20 000 Franken verloren. Noch ist nicht klar, wie es weitergeht. Luigi Ponte wartet sehnlichst auf zwei Eckdaten. Die sind der 27. Mai und der 8. Juni. Termine, an denen die Landesregierung bekanntgeben will, wie der Sportbetrieb weitergehen soll. Luigi Ponte hoff darauf, dass die Super League am 8. Juni ihren Spielbetrieb wieder aufnehmen kann und allenfalls schon ab dem 27. Mai wieder Mannschaftstrainings möglich werden. «Es wäre schon viel geholfen, wenn die Junioren wieder ordentlich trainieren könnten», sagt Ponte. Denn in diesen Tagen werden die neuen Teams für die kommende Saison zusammengestellt.

Hoffen auf J+S-Gelder
An der finanziellen Front rechnet Ponte, dass die Jugend+Sport-Gelder an die Vereine fliessen werden, obschon alle Kurse abgesagt werden mussten. Dabei stützt er sich auf folgende Zeilen aus dem Bundeshaus ab: «Der Bundesrat hat von der Absicht des VBS Kenntnis genommen, Vereinen und Organisationen, die J+S-Aktivitäten wegen der Pandemie nicht durchführen konnten, die ausgefallenen Subventionen dennoch auszuzahlen. Dies geschieht im Rahmen des bewilligten J+S-Kredits und entspricht dem Willen der zuständigen Parlamentskommissionen.»
Noch sei allerdings nichts bestätigt, schränkt Ponte ein. «Aber es sieht sehr gut aus.» Wenn das mit den J+S-Geldern geklärt sei, werde man auch beim AFV noch die Köpfe zusammenstecken, um zu klären, wie die Vereine in der kommenden Saison finanziell entlastet werden könnten.

Formular für Vereinsschäden
Für Vereine, die klar belegbare Verluste ausweisen können, wird der AFV in diesen Tagen ein Formular zur Verfügung stellen. Luigi Ponte: «Wenn zum Beispiel ein Verein ein Grümpelturnier oder einen anderen Anlass nicht durchführen konnte, dann ist ihm möglicherweise ein nachweislicher Schaden entstanden. Dieser Schaden sollte nach früheren Durchführungen aus der Buchhaltung ersichtlich sein. «Der Verband werde die Gesuche sammeln und die Vereine auch beratend unterstützen. Letztlich wird der AFV als Verband in Bern vorstellig, sodass nicht jeder Verein einzeln wegen einigen 1000 Franken nach Bern rennen muss.
Und wie geht es dem Verbandspräsidenten persönlich nach der langen fussballlosen Zeit? «Ich habe eine Riesenmühe», sagt Luigi Ponte frei heraus. Ihm fehlt der direkte Kontakt mit den Vereinen. «Es ist halt nicht das gleiche wenn man nur telefoniert, als wenn man sich direkt gegenüber steht. Von mir aus dürften wir nun langsam aber sicher wieder zu normalen Verhältnissen zurückkehren.»

Beat Gomes

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