Ihre Titelträume wurden vom Virus jäh zerstört

Di, 26. Mai. 2020

Ihre Enttäuschung sitzt tief. Die Mellinger Jungpontoniere Florian Graf und Rafael Seitz müssen ihren Traum vom ersten Meistertitel in ihrer noch jungen Laufbahn begraben.

Beide sind sie dreizehn. Sie sitzen am langen Tisch beim eingezäunten Bootshaus des Pontonierfahrvereins Mellingen (PFVM). Beide tragen sie das rote Leibchen mit dem Emblem ihres Vereins auf der Brust. Im Umgang mit Medien haben sie noch keine Erfahrung. Wie auch? Sie betreiben ihren Sport erst im dritten Jahr. Rafael, der 6. Klässler ist eine Woche länger dabei als Florian, der die 1. Klasse der Bezirksschule besucht. Die beiden kennen sich von klein auf. Als Knirpse waren sie schon zusammen im Mukiturnen, waren aber nie zusammen in der selben Schulklasse. Aber irgendwie fanden sie immer wieder zusammen. Es ist, als ob sie einen unsichtbaren Draht zueinander hätten, sagt Florians Mutter.
Rafael begann schon als Vierjähriger mit Schwimmen. Nachdem seine Schwimmlehrerin ihre Kurse einstellte, empfahl sie dem kräftig gebauten Jüngling bei den Mellinger Pontonieren anzuheuern. Als Florians Vater Pascal eines Abends nach Hause kam und davon erzählte, Rafael sei den Jungpontonieren beigetreten, gab es für Florian kein Halten mehr. Beim nächsten Training war auch er an der Reuss mit dabei. Seither sind die beiden ein eingeschworenes Team, das schnell lernte. Schon im zweiten Jahr machten sie mit guten Resultaten auf sich aufmerksam.

Erfolgreiche zweite Saison
Sie brachten ihre ersten Kränze nach Hause. Das, obschon sie in ihrer Kategorie zu den jüngeren gehörten. Das wäre in diesem Jahr anders gewesen. Florian und Rafael hätten zu den älteren Fahrern der Kategorie 1 gehört. Und sie waren fest entschlossen, ihre Chancen zu packen. Im Winter langten sie im Training kräftig zu, wollten parat sein, wenn es vor Ostern erstmals aufs Wasser gegangen wäre. Auch wenn sie keine Lautsprecher sind, stehen beide klar und deutlich zu ihrem Ziel, das sie sich für diese Saison gesetzt hatten: «Der Schweizer Meistertitel!». Natürlich kann so ein Titel nicht einfach geplant werden. Schon gar nicht in diesem Alter. Wie Florians Vater Pascal Graf – selbst ein erfahrener Pontonier – sagt, hängen viele Faktoren vom Erfolg ab. «Haben die beiden ihr Temperament im Griff? Wenn nämlich das Adrenalin im Wettkampf überschiesst und die beiden dabei das Wasser schlecht lesen, ist es schnell einmal passiert, und man verliert auf der Fahrt Zeit.» Die Rollen im 450 Kilogramm schweren Weidling sind klar verteilt. Rafael ist der «Motor», Florian der Steuermann. Es braucht beide gleichermassen. Denn so ein schweres Gerät kann nur mit guter Abstimmung und Technik sicher ins Ziel gebracht werden.

Präsident hätte es ihnen zugetraut
«Kraft allein nützt nichts», sagt Vereinspräsident Stefan Höhn, der stolz auf seine Jungmannschaft ist. Höhn hätte den beiden Youngstern den Schweizer Meistertitel in diesem Jahr durchaus zugetraut. «Das Talent haben sie. Fleissig genug sind sie auch. Ehrgeiz und Willen haben sie ebenfalls mehr als genug.»
Für das Foto an der Reuss benötigen die beiden Jungs etwas Anlauf, bis sie etwas heiterer in die Kamera blinzeln. Es fällt ihnen offensichtlich schwer, die Trauer über die entschwundenen Chancen einfach so wegzustecken. Die Nachricht von der definitiv abgesagten Wettkampfsaison hat die jungen Wasserfahrer ins Mark getroffen.
Sie sind jung, zugegeben, und werden noch manche Chance im Leben erhalten, um ihre hochgesteckten Ziele zu erreichen. Doch das erklärte Ziel, in diesem Sommer Gold an der Schweizer Meisterschaft auf dem Rhein bei Eglisau zu holen, das ist für immer vorbei. Der Traum löste sich mit einem Schlag in Luft auf. Eine zweite Chance in dieser Kategorie wird es nicht mehr geben. Denn Florian und Rafael werden nächste Saison altershalber eine Kategorie nach oben klettern und wieder – wie im Vorjahr – als Jüngste hintenanstehen müssen. Da wäre es vermessen, von Medaillen zu träumen. Florian denkt jedoch schon einen Schritt weiter. «Ein Jahr später werden wir es sein, die zu den Älteren gehören. Dann können wir die Chance vielleicht doch noch packen.»

Am 15. Juni dürfen sie aufs Wasser
Ein Lichtblick zeichnet sich für Florian und Rafael schön früher ab. Nachdem das Wasserfahren ursprünglich bis in den August untersagt war, kommt es auch hier zu einer frühzeitigen Lockerung des Lockdowns. Am 15. Juni dürfen die Weidlinge zu Wasser gelassen werden. Florian und Rafael können es kaum erwarten wieder auf dem Wasser zu sein. Den Traum vom Meistertitel haben die beiden Jungpontoniere nämlich keinesfalls aufgegeben. Die nächste Chance wollen sie packen.

Beat Gomes

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