Irene Schönbächler: Sie war ein Vorbild bis zuletzt

Fr, 15. Mai. 2020

Irene Schönbächler ist letzten Freitag im Alter von 54 Jahren gestorben. Sie hat den jahrelangen Kampf gegen den Krebs verloren. Irene Schönbächler war die erste Polizeioffizierin im Kanton Aargau. Und sie wurde 2015 als erste Frau zur Leiterin der Interkantonalen Polizeischule in Hitzkirch (LU) gewählt.

Es war am 9. Mai 2015, einem Samstag, als ich Irene Schönbächler zum ersten und auch zum letzten Mal begegnete. Obschon sie mit ihrem Mann in Mellingen wohnte, gab es keine Möglichkeit, sie vorher für ein Interview zu treffen. Ihr Kalender liess es nicht zu. So fuhr ich an jenem Morgen nach Hitzkirch, um jene Frau zu treffen, die in den Wochen und Monaten in allen Zeitungen des Landes Schlagzeilen machte. Sie hatte sich in einem umfassenden Auswahlverfahren gegen zahlreiche qualifizierte Bewerbungen durchgesetzt und wurde von den Regierungsräten der elf Konkordatskantone, als erste Frau überhaupt, zur Direktorin der Interkantonalen Polizeischule Hitzkirch (IPH) gewählt. In einer Medienmitteilung hiess es damals: «Sie bringt aufgrund ihrer bisherigen Tätigkeiten allerbeste Voraussetzungen und Kompetenzen mit, um die IPH erfolgreich zu führen und weiter zu entwickeln.» Die Truppe war angetreten, rund 30 Männer und Frauen in Vollmontur. Sie standen einem 20-köpfigen Rudel wild entschlossener Demonstranten gegenüber. Wären da nicht einige hundert erwartungsfrohe Zuschauer gewesen, man hätte die Szene glatt für bare Münze nehmen können. Es war aber nur eine Demonstration angehender Polizisten, die in Hitzkirch ausgebildet wurden. Für mich war es der Moment, wo ich mit Irene Schönbächler ungestört einige Worte wechseln konnte. Bis dahin hatte sie schlichtweg keine Zeit. Sie musste die vielen Gäste empfangen. Im Sitzungszimmer der Polizeischule hielt sie zudem ein Referat, in dem sie über ihre Führungsgrundsätze sprach. Freundlich, locker, aber exakt auf den Punkt. Sie hatte eine erstaunliche Art, ihren Zuhörern Aufmerksamkeit abzuverlangen. Daneben sass der Aargauer Regierungsrat Urs Hofmann, der als politischer Vorsteher der Kantonspolizei Aargau die wichtigsten Jahre von Irene Schönbächlers Karriere begleitet hatte. Es war faszinierend zu beobachten, wie sich diese Frau ohne jeden Dünkel als Vorgesetzte inmitten von Männern bewegte, welche sich strenge Hierarchien und Befehlsabläufe gewohnt sind. Müsste man den Begriff «Natürliche Autorität» am Beispiel eines Menschen erklären, Irene Schönbächler hätte sich als Figur geradezu angeboten. Aber leider war es ihr nicht vergönnt, der Polizeischule in Hitzkirch nachhaltig ihren Stempel aufzudrücken.

Mitten aus dem Leben gerissen
Wenige Monate nach unserer Begegnung erhielt sie nach einer Routineuntersuchung die Diagnose Krebs. Sie war damals gerademal 49 Jahre alt und in der Blüte ihrer Schaffenskraft. Mit dem ihr eigenen Optimismus, der scheinbar durch nichts zu erschüttern war, ging sie von einer vorübergehenden Erkrankung aus. Regierungsrat Urs Hofmann schrieb vor einigen Tagen in einem Nachruf: «Mit ihrer positiven Grundeinstellung und ihrer grossen inneren Kraft war Irene Schönbächler überzeugt, ihre Krankheit überwinden zu können. Nach wechselnden Phasen der Hoffnung und gesundheitlicher Rückschläge musste Irene Schönbächler ihr Amt als Direktorin der IPH schliesslich Ende September 2018 krankheitsbedingt definitiv abgeben.»
Irene Schönbächler wurde bekannt als erste Polizeioffizierin des Kantons. Sie leitete die Mobile Einsatzpolizei und danach die Kapo Nord, wo sie unter anderem die Verantwortung für aussergewöhnliche Einsätze trug.
Auch wenn sie und ihr Umfeld in den letzten Monaten ihres Lebens wussten, dass sie den Kampf gegen den heimtückischen Krebs nicht gewinnen konnte, so kam die Nachricht von ihrem frühen Tod doch überraschend. Irene Schönbächler starb am letzten Freitag, dem 8. Mai. Sie wurde viel zu früh aus dem Leben gerissen.
Die Redaktion entbietet dem hinterbliebenen Ehemann Paul Horber und der Trauerfamilie ihr aufrichtiges Beileid.

Beat Gomes

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