Keine Alternative zur Quelle vorhanden

Di, 12. Mai. 2020

Der Kanton prüft die Aargauer Wasserfassungen auf einen neuen Abbaustoff von Chlorothalonil. Der Einsatz des Pflanzenschutzmittels ist seit anfangs Jahr vom Bund verboten. Der Kanton geht davon aus, dass in jeder achten Gemeinde die zulässigen Werte überschritten sind. Jetzt trifft es auch die Gemeinde Niederwil.

In den aktuellen Gemeindenachrichten von Niederwil steht, die Bevölkerung kann nach wie vor das Trinkwasser konsumieren. Die festgelegten Grenzwerte von 0,1 Mikrogramm pro Liter werden bei einem der vom Kanton gemessenen Chlorothalonil-Werte mit 0,13 Mikrogramm überschritten. Dazu sagt Gemeinderat und Ressortvorsteher Norbert Ender: «Verglichen mit anderen Gemeinden, ist in Niederwil nur einer von mehreren Grenzwerten geringfügig überschritten. Wir nehmen das Problem trotzdem ernst und werden das weiterhin mit Messungen überwachen.» Eine rasche Erreichung des Grenzwerts ist aber nicht in Sicht, da die Gemeinden Niederwil und Fischbach-Göslikon ihr Trinkwasser aus einer einzigen Wasserfassung beziehen und ein Filter- oder Reinigungsverfahren noch nicht verfügbar ist.

Gemeinde Niederwil will «Wasser 2035» beitreten
Die Gemeinde Niederwil war bereits vor dem Problem mit Chlorothalonil daran interessiert, zusätzlich auf eine alternative Wasserversorgung zurückgreifen zu können. Sie war deshalb von Anfang an beim Projekt «Wasser 2035» mit von der Partie. «Mit dem Klimawandel müssen die Gemeinden mehr regional denken», sagt Gemeindeammann Walter Koch. «Mit dem Wasserverbund wäre die Wasserversorgung für die nächsten Jahrzehnte in der Region gesichert.» Gemeinden mit nur einer Wasserversorgung könnten zudem bei belastetem Wasser auf andere Wasserversorgungen zurückgreifen.
Mit der Ringleitung würden künftig 23 Gemeinden aus dem Freiamt und dem Reusstal und zwei Wasserversorgungen zu einem Wasserverbund zusammengeschlossen. Das rund 23,7 Mio. Fr. teure Projekt scheiterte bisher, da einzelne Gemeinden ihre Wasserproduktion nicht an eine gemeinsame Aktiengesellschaft abtreten wollten. Das Projekt wurde überarbeitet. Bei der aktuellen Version bleiben die Gemeinden im Besitz ihrer Produktionsanlagen und werden für die Benutzung dieser entschädigt. Durch die aktuellen Chlorothalonil-Überschreitungen dürfte «Wasser 2035» an Bedeutung zulegen. «Am 25. Juni wird das angepasste Projekt den Gemeinden vorgestellt», sagt Peter Lehmann, Geschäftsleiter IB Wohlen AG und Initiant von «Wasser 2035». «Die Idee des Zusammenschlusses ist, für alle Gemeinden neben eigenen Quell- und Grundwasserfassungen ein weiteres Standbein für ihre Wasserversorgung zu haben und so die Versorgung mit Trinkwasser langfristig sicherzustellen.»

Wasser weiterhin trinkbar
Seit 40 Jahren wurde das Pflanzenschutzmittel Chlorothalonil als Pilzschutzmittel bei Getreide und Gemüse in der Landwirtschaft eingesetzt. Inzwischen steht das Pilzschutzmittel unter Verdacht, krebserregend zu sein. Der Bund reagierte darauf und sprach anfangs Jahr ein Verbot aus. Bis keine Rückstände im Wasser mehr nachzuweisen sind, braucht es je nach Überschreitung Jahre. «In der Gemeinde Niederwil ist nur ein Wert überschritten», sagt Norbert Ender. «Grundsätzlich ist das Wasser in Niederwil und Fischbach-Göslikon von sehr guter Qualität. Die mikrobiologischen Messungen sind einwandfrei.» Ender hält zudem fest, dass die Bevölkerung weiterhin Wasser aus der Leitung trinken kann und das Wasser nicht abgekocht werden muss. «Ich und meine Familie trinken gerne Leitungswasser», sagt er. «Ich habe keinerlei Bedenken.» Die nur geringe Überschreitung der Chlorothalonil-Werte seien sicherlich darauf zurückzuführen, dass die Wasserfassung sich im Waldgebiet befindet. Die Gemeinde geht davon aus, dass sich die Werte innerhalb der nächsten Jahre verbessern werden.

Debora Gattlen

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