Mehr Hauskehricht im Lockdown

Di, 26. Mai. 2020

Das Coronavirus bremste die Wirtschaft aus. Gewerbe und Industrie produzierten zwar weniger Abfall, dafür Privathaushalte umso mehr. Das KVA Turgi zieht insgesamt positive Bilanz. Doch das Kooperationsprojekt mit Buchs wird im Herbst weitergeführt.

Die Sonne scheint, der Lockdown zieht langsam vorbei, während die Öfen in der Kehrichtverbrennungsanlage Turgi (KVA) heiss laufen. Bei über 1000 Grad Celsius verbrennen sie den Müll vergangener Monate. Etwas Beständigkeit in dieser wechselhaften Zeit, die auch an Peter Ender, dem Direktor der KVA Turgi, nicht spurlos vorüberging. «Es war eine spezielle Zeit», sagt der Mellinger. «Rein von der Arbeit her ist bei uns zwar vieles mehr oder weniger beim Alten geblieben. Wir mussten den Betrieb ja aufrecht erhalten. Doch Mitarbeiter, die zur Risikogruppe gehören, blieben zu Hause und sämtliche Kundenkontakte waren stark reduziert.» Wie die meisten Wirtschaftsbetriebe rechnete Ender mit einem Umsatzrückgang – doch dieser blieb erfreulicherweise aus. Im April wurden rund 10 036 Tonnen Müll in die KVA Turgi angeliefert: Das sind 12 Prozent mehr als im April 2019. «Der ganze Gewerbeabfall hat sich scheinbar in den Privatkehricht verlagert, da viele Menschen im Homeoffice tätig waren», so Ender.

Kooperation aufgeschoben
Die Abfälle gelangen aus ungefähr 70 Gemeinden nach Turgi. Mit 1060 Tonnen Müll lieferte die Gemeinde Mellingen im Jahr 2019 am meisten Müll aus dem «Reussbote»- Einzugsgebiet in die Kehrichtverbrennungsanlage. Dicht gefolgt von Fislisbach (904 Tonnen), Oberrohrdorf-Staretschwil (561 Tonnen) und Niederrohrdorf (541 Tonnen). Die KVA Turgi ist erfolgreich ins aktuelle Jahr gestartet und scheint wirtschaftlich gesehen zu den Profiteuren der Corona-Pandemie zu gehören. Dennoch wurden einige Pläne durchkreuzt: beispielsweise das seit Februar 2018 geplante Kooperationsprojekt mit der KVA Buchs. Aufgrund des Versammlungsverbotes wurde die Abgeordnetenversammlungen der Gemeindeverbände «Kehrichtverwertung Region Baden-Brugg» und «Kehrichtbeseitigung Region Aarau-Lenzburg» vom Frühjahr in den Herbst verschoben. Bis dahin werden die Projektverantwortlichen den Vorständen einen konkreten Vorschlag unterbreiten, wie die beiden Anlagen künftig betrieben werden. «Die Idee ist, dass die Abfallentsorgung über das Jahr 2030 hinweg zu attraktiven Konditionen weitergeführt werden kann», erklärt Ender. «Dazu müssen wir über den Tellerrand hinausschauen und neue Lösungen prüfen.» Dabei zieht er beispielsweise eine gemeinsame Betriebsorganisation in Betracht. «Eine Zusammenarbeit mit der Kehrichtverbrennungsanlage Buchs bietet viel Potenzial für nächste Generationen. Was die Kosten betrifft – aber auch aus ökologischer Sicht. Die Anlagen könnten besser ausgelastet werden» Um genaue Details zu nennen, sei es noch zu früh. Fest stehe erst, dass auch nach 2030 an beiden Standorten eine Kehrichtverwertungsanlage betrieben werden soll.

Mit Vernunft zum Normalzustand
Bevor es mit dem Kooperationsprojekt vorangeht, kehrt die KVA Turgi schrittweise zum Normalbetrieb zurück. Seit dem 11. Mai können Privatpersonen ihre Abfälle samstags wieder persönlich anliefern. «Wann weitere Lockerungen folgen, entscheiden wir nach und nach – je nach Empfehlung von Bund und Kanton», so Ender. «Ich hoffe, dass wir alle zusammen vernünftig handeln und die Corona-Fallzahlen tief bleiben. Nur so können wir bald wieder in normalen Zeiten leben.»

Saskia Iten

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