So unterstützt Egerszegi die Alte Reithalle

Fr, 15. Mai. 2020

Christine Egerszegi präsidiert den Trägerverein für die Alte Reithalle in Aarau. Mit der Fusion zur Bühne Aarau ist ein weiterer Schritt zum kantonalen Mehrspartenhaus gemacht.

Jeder, der etwas von ihr wolle, setze ihr einen «Affen» auf die Schulter. Nicht alle könne sie tragen. Sie müsse deshalb, wenn ein neuer hinzukomme, einen alten loslassen. So lautete einst der Rat des Vaters. Die Anekdote hatte die Mellingerin Christine Egerszegi-Obrist bei einem Vortrag unter dem Titel «Und nach 20 Jahren Bundeshaus?» im September 2018 erzählt. Sie hatte im Reusspark in Niederwil von Ämtern und Aufgaben gesprochen, die an sie herangetragen worden waren seit ihrem Rücktritt 2015 als Ständerätin – in der kleinen Kammer war sie die erste Frau aus dem Aargau. Egerszegi sagte, den väterlichen Rat habe sie stets beherzigt.

Der «Gorilla»: Alte Reithalle
Schon zu diesem Zeitpunkt habe es aber einen «Gorilla» gegeben, sagt Egerszegi am Telefon. Sie war vor zwei Jahren vom Kanton und vom Aarauer Stadtrat angefragt worden, ob sie das Präsidium für einen Trägerverein «Alte Reithalle Tuchlaube Aarau» (Arta) übernehmen wolle. Die Alte Reithalle – 78 Meter lang, 25 Meter breit, imposantes Holzgewölbe – sollte sich zum Mehrspartenhaus im Aargau für Tanz, Theater, Musik und modernen Zirkus entwickeln. Seit einigen Jahren wurde sie im Sommer zwischengenutzt und bespielt, unter der Leitung von Peter-Jakob Kelting und Barbara Stocker. Egerszegi sagte zu, schulterte den «Gorilla» und machte sich auf die Suche nach Leuten, die mit ihr gemeinsam einen Vorstand bilden, der die strategische Führung des künftigen Mehrspartenhauses übernehmen sollte.
Im März 2019 kam es zur Gründungsversammlung: Dem Verein gehörten Trägerschaften des Aarauer Theaters Tuchlaube, der Gönnerverein des Fabrikpalastes, der Verein Theatergemeinde oder auch der Verein Freunde der Alten Reithalle Aarau an. «Wir werden alles tun», hatte Egerszegi das Vereinsziel erklärt, «damit die Alte Reithalle in Aarau eine kantonale und weit darüber hinaus bekannte und anerkannte Kulturperle für Musik und darstellende Kunst wird». Sie hoffe, dass Menschen aus dem ganzen Kanton den Weg nach Aarau finden: «Etwa wenn der Zirkus Monti in der Alten Reithalle gastiert oder die Argovia Philharmonic konzertieren.»
Ende April haben die Kulturinstitutionen zur Bühne Aarau fusioniert mit der Trägerschaft Arta. Ab der kommenden Spielzeit kann die ganze Bandbreite der Darstellenden Künste aus einer Hand gezeigt werden. Laut Christine Egerszegi sei es gerade in den aktuell schwierigen Zeiten überaus sinnvoll, Kräfte zu bündeln. Die Alte Reithalle wird im Oktober 2021 eröffnet.

Ihr Sohn hat für sie eingekauft
Nicht nur Arta und die Alte Reithalle haben die Mellingerin in den letzten Wochen beschäftigt. Christine Egerszegi ist Präsidentin des Trägervereins Capriccio Barockorchester. Morgens habe sie jeweils ein «Kulturbüro» geführt, sich um die Anliegen der Musiker gekümmert, deren Konzerte wegen der Pandemie abgesagt und welche somit brotlos wurden. Egerszegi präsidiert auch den Vorstand des Vereins Fantoche. Dort arbeite man im Homeoffice weiterhin an den Vorbereitungen des Festivals und gehe davon aus, dass es wie geplant vom 1. bis 6. September in diesem Jahr stattfinde.
Nachmittags habe sie im Garten gearbeitet, sogar eine Sitzbank weiss angestrichen. Ihr Sohn habe für sie eingekauft. Nachbarn oder der Göttibub hätten einen Zopf oder selbstgemachte Spätzli in ihren Briefkasten gelegt, was sie sehr gefreut habe. Letzte Woche aber habe sie es genossen, sagt die 72-Jährige, erstmals wieder selber einzukaufen.

Heidi Hess

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