So wenig ausgelastet wie noch nie

Di, 12. Mai. 2020

Warteten früher die Patienten im vollen Wartezimmer auf den Arzt, ist das heute umgekehrt. Die Angst vor Corona liess viele Patienten den Besuch beim Arzt aufschieben. Die wirtschaftlichen Einbussen der Arztpraxen sind gross.

Während des Lockdowns lief in den Arztpraxen praktisch nichts mehr», sagt Jürg Lareida (Präsident des Aargauischen Ärzteverbands). Die Hälfte aller Patienten sagten von sich aus Termine ab oder vereinbarten keine mehr. Bis zu 80 Prozent des Umsatzes sei bei den Ärzten weggebrochen. Seit 26. April können die Arztpraxen wieder alle Behandlungen anbieten. Trotzdem kommen die Patienten nur zögerlich zurück. Wegen der Hygienevorschriften können die Ärzte zudem weniger Patienten annehmen.

50 Prozent weniger Patienten
Die Mellinger Hausärztin Bettina Gantenbein bestätigt die Aussagen von Lareida. «Zuerst gingen die Hausärzte davon aus, dass sie durch die Corona-Krise nicht betroffen sein werden», sagt sie. Die Angst, sich in der Praxis mit dem Virus anzustecken, hielt aber auch in der Region 50 Prozent der Patienten davon ab, zum Arzt zu gehen. Angerufen wurde erst, wenn die Hausmittel nicht mehr griffen. Bei Gantenbein kam es bis anhin wegen eines Aufschubs des Arzttermins zu keinen Komplikationen. Im Grossen und Ganzen seien die chronischkranken Patienten, wie Schmerz- oder Diabetespatienten, weiterhin zur Kontrolle gekommen. «Ich habe noch nie erlebt, dass ich so wenig Patienten hatte. Sicherlich geht es den Ärzten trotz Einbussen immer noch viel besser als anderen Betrieben, wie zum Beispiel der Gastronomie», sagt Gantenbein. Trotzdem müssten auch Ärzte laufende Kosten, wie Mieten oder Personal bezahlen. Sie hoffen wieder auf mehr Auslastung. Nach der ersten Lockerung dürfen die Spitäler nun auch wieder Operationen durchführen. Dadurch werden wieder mehr Patienten zur Nachbehandlung in die Praxen kommen. Was ist aber mit denen, die weiterhin Angst vor einer möglichen Ansteckung beim Arztbesuch haben? «Jede Praxis verfügt über ein Hygienekonzept, an das sich strikt gehalten wird», so Jürg Lareida. Wer sich nicht daran hält, dem drohen, wie in anderen Branchen, Bussen. «Wir mussten die Zeitschriften und auch den für die Patienten immer bereitliegenden «Reussbote» entfernen», sagt Gantenbein. Langweilig werde es den Patienten aber kaum, denn Termine würden im Moment so gelegt, dass sie nicht warten müssen. Jene mit Infektionssymptomen wie Schnupfen, Husten oder Fieber bekommen bereits beim Eingang eine Schutzmaske und werden direkt in ein separates Untersuchungszimmer für infektiöse Patienten geführt. Der Kontakt zu anderen ist somit ausgeschlossen. Bei Praxisangestellten und Ärzten gilt eine strikte Maskenpflicht. Die Praxisräume, Mobiliar und Geräte werden nach Plan flächendeckend desinfiziert.

Ärzte-Chat in Corona-Zeiten
Nicht von Anfang an verfügten alle Praxen der Region über genügend Desinfektionsmittel, Gesichtsmasken oder Einmalschürzen. «Die Ärzte in der Region tauschen sich seit Beginn der Corona-Krise über einen Chat aus», sagt Gantenbein. «Fehlt etwas in einer Praxis, helfen wir uns unkompliziert untereinander aus. Es gibt eine Solidarität, wie wir sie bis anhin so nicht kannten», stellt Bettina Gantenbein fest. Aber auch Eigeninitiative war gefragt: «Wir mussten kurzfristig im Baumarkt Schutzanzüge kaufen», erzählt sie. Zu Beginn der Krise waren auch Desinfektionsmittel Mangelware. Für die flächendeckende Desinfektion konnte man aktuell nur mit Mühe und Glück einen grossen Kanister bestellen. «Die Corona-Krise ist für uns alle eine neue und spannende Erfahrung», sagt sie, «mehr Zeit für die Patienten habe ich mir schon immer gewünscht.»

Debora Gattlen

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