Trotz Plexiglas, Freude über mehr Schulalltag

Di, 26. Mai. 2020

Freude und Erleichterung neben Respekt und Unsicherheit, so lautet eine erste Bilanz nach der Wiedereröffnung der Schulen vergangene Woche.

Fast zwei Monate waren die Schulhäuser geschlossen, Unterricht fand in den eigenen vier Wänden, fern von den Schulen statt. Seit dem 11. Mai sind die Türen in den Volksschulen wieder offen. Nach der ersten Woche ziehen Schulleitungen Bilanz. Der «Reussbote» hat nachgefragt und skizziert an dieser Stelle ein erstes Fazit in einigen Gemeinden in der Region.
Auf den Punkt bringt es Doris Tremp, zuständig für rund 180 Kinder auf Kindergarten- und Primarschulstufe in Remetschwil: «Alle haben sich sehr gefreut.» Vorallem die Kinder, präzisiert die Schulleiterin. «Aber auch Lehrpersonen wollen nicht ohne die Schulkinder sein.» Dennoch sei der Respekt gross, sagt sie, Schule und Lehrpersonen wollten die Massnahmen von Bund und Kanton perfekt umsetzen. Das sei bei Hygienemassnahmen einfacher, Mädchen und Buben müssten aber immer wieder erinnert werden. Schwieriger sei, die Abstandsregeln einzuhalten. «Vorallem bei den Kindergärtlern oder in den unteren Klassen der Primarschule.» Etwa, wenn sich ein Kind verletzt, blutet und getröstet oder Erste Hilfe geleistet werden muss. Manchmal müsse ein «Gspänli» einspringen. Wichtig sei ausserdem, dass sich die kleineren Kinder selbstständig an- und ausziehen könnten, entsprechend unkomplizierte Kleidung tragen. Die Kindergärtnerin sollte, etwa beim Gang zur Toilette, keine Hilfeleistungen machen müssen. Schwieriger sei schliesslich das Einhalten von Abstandsregeln in grösseren Klassen, mit mehr als 20 Schulkindern. In kleineren gelinge das aber ziemlich gut.
Allgemein begrüsst Doris Tremp, dass wieder mehr Alltag im Remetschwiler Schulhaus eingekehrt ist. Sie ist zuversichtlich, dass zu kurz gekommener Unterrichtsstoff aufgeholt werden kann. Tremp legt den Fokus denn auch eher auf eine neu gewonnene Selbstständigkeit fast aller Schulkinder als Folge des Fernunterrichts. «Viele haben damit schon jetzt eine wichtige Kompetenz erlernt, die Ziel des Lehrplans 21 ist.»

Massnahmen, die schmerzen
Alle Schulen hatten Eltern und mit ihnen die Schülerinnen und Schüler im Vorfeld über den «Präsenzunterricht unter besonderen Bedingungen» informiert. So hatte etwa die Schule Mellingen-Wohlenschwil mitgeteilt: «Unsere Lehrpersonen sind hoch motiviert, mit unseren Schülerinnen und Schülern weiter zu arbeiten» Der Alltag solle so normal wie möglich gestaltet werden. Dennoch werde das schulische Leben anders sein als vor dem Lockdown, Regeln im Umgang miteinander werden betont: Abstand halten zu Lehrpersonen, Abstand an der Oberstufe auch unter den Jugendlichen, kein Körperkontakt, Händewaschen, Essenteilen verboten, im Schulhaus mehrmals tägliches Reinigen und Desinfizieren von Oberflächen, Lüften der Räume, Pause im Freien – die Liste ist lang. Unter dem Titel «Anlässe und Schulreisen» bedauert die Schule Mellingen-Wohlenschwil ausserdem: «Diese Massnahmen schmerzen uns alle, das Gebot der Stunde lässt jedoch nichts anderes zu: Schulreise und Lager sind bis zu den Sommerferien verboten, verboten auch sämtliche Anlässe mit Eltern – dazu gehören Schulschlussfeiern mit Eltern.»
Dennoch sagt Raphael Signer, Schulleiter an der Real- und Sekundarschule in Mellingen: «Die Stimmung ist gut. Viele Lehrpersonen freuten sich, wieder vor Ort mit den Jugendlichen zu arbeiten.» Auch bei den Schülern war die Stimmung positiv. Sie hätten sich gefreut, Kolleginnen und Kollegen wieder in der Schule zu sehen.
Zwar seien die Vorbereitungen zeitintensiv gewesen. Dennoch habe die Woche Vorlauf gerade genügt, um am 11. Mai bereit zu sein. Es gebe in den Schulzimmern Hilfslinien, um den Mindestabstand zu signalisieren, auch Plexiglaswände für Einzelgespräche zwischen Schülern und Lehrpersonen seien da. «Das Schulhaus sieht nicht grundlegend anders aus», sagt Signer. «Das Verhalten ist anders.»
Rückblickend bezeichnet er das Homeschooling als gute Erfahrung: Im Bereich IT-Nutzung hätten Lehrpersonen und Schüler grosse Fortschritte gemacht.

Die Dankbarkeit ist gross
Auf dem Pausenplatz spielen in Fislisbach Kinder. Schule im Normalbetrieb? Nicht ganz: Ein Plakat beim Schuleingang erinnert an ausserordentliche Zeiten. «Schön, seid ihr wieder alle da!» werden alle bei weit offener Türe willkommen geheissen. «Sehr fröhlich sind die Kinder zurück gekommen», sagt auf Anfrage Andrea Haslimeier, gemeinsam mit Maria Gschwend Schulleiterin im Schulhaus Leematten in Fislisbach. Wichtig sei jetzt, dass sich alle wieder an den schulischen Alltag gewöhnten, nachdem die Kinder ihre «Gspänli» wochenlang nicht gesehen hatten. An Grundsätzliches etwa wie Hände aufstrecken, wenn man etwas mitteilen will. Gross sei aber in erster Linie die Dankbarkeit, dass wieder «alle einander haben». Die soziale Komponente in der Schule spiele eine wichtige Rolle.
Zwar seien bei den Lehrpersonen noch kleinere Anspannungen zu spüren, eine Unsicherheit, ob alles richtig gemacht werde, weil nicht bis ins Detail vorgeschrieben wird. Dennoch bilanziert Andrea Haslimeier: «Die Rückkehr ist gelungen.»

Heidi Hess

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