Wo man den Winzer noch beim Namen kennt

Di, 19. Mai. 2020

Die Corona-Krise trifft auch die Birmenstorfer Weinproduzenten. Mit der Schliessung der Restaurants brach ein Grossteil ihres Absatzes weg. Nun beschreiten die innovativen Produzenten neue Wege.

Von Herbert Schmids «Rääbhüsli» aus geht der Blick über das ganze Reusstal. Das Panorama, das sich an diesem sonnigen Nachmittag bietet, ist atemberaubend. Nebenan entfernt Leo Imboden überschüssige Knospen von seinen Reben. Man hört bloss die Vögel zwitschern, sonst ist es absolut still. «Ja, das ist mein kleines Paradies», bestätigt Schmid. Er geniesst die Auszeit auf seiner Parzelle, die er seit 14 Jahren mit seiner Frau pachtet. Auch im 10 Hektaren grossen Rebberg ist Corona ein Thema. Und das nicht zu knapp. «Uns hat die Schliessung der Restaurants sehr getroffen, damit brach ein wichtiger Absatzmarkt weg», erzählt er. Als Vorstandsmitglied war er die letzten Wochen gefordert. Es galt, neue Strategien zu entwickeln, um Absatzkanäle für den «Birmenstorfer» zu finden. Die Idee, den Verkaufsraum auch samstags zu öffnen, musste nach wenigen Wochen wieder fallengelassen werden: «Es waren die älteren Genossenschafter, die den Verkauf machten. Sie gehören zur Risikogruppe. Dieser Gefahr wollten wir sie nicht länger aussetzen.» Die Frühlingsdegustation und das beliebte «Rääbhüslifäscht» im August mussten abgesagt werden. Ein herber Schlag für die Genossenschaft, «das Rääbhüslifäscht lockte bis zu 2000 Personen an», verdeutlicht er die Tragweite dieser Einsatzeinbusse.

Ausgezeichnete Kellermeisterin
«Den Kopf nicht hängen lassen!», lautet die Devise der 50 Genossenschafter. «Wir haben bereits vor der Krise begonnen, neue Kunden anzusprechen», erzählt Schmid. Das Vorurteil, dass der «Birmenstorfer» ein «Rippenzwicker» sei, hielt sich hartnäckig in den Köpfen. Dabei hat sich in den vergangenen Jahrzehnten einiges getan im Weinkeller und in den Rebbergen. Mit Alice Wiederkehr stellte die Genossenschaft vor zwei Jahren eine junge, ambitionierte Kellermeisterin an. Bereits hat sie mit ihrem Pinot Noir eine Silbermedaille an einem internationalen Wettbewerb gewonnen.
Die Genossenschaft produziert jährlich zwischen 45 000 und 60 000 Liter Rot- und Weisswein. «Wir haben uns und unser Produkt an Messen und Veranstaltungen in der Region präsentiert», erzählt Schmid. Das hat der Genossenschaft neue Kunden eingebracht. Und darauf will man nun weiter aufbauen. Denn: Die liebevoll produzierten Weine werden nachhaltig angebaut. «Wir setzen auf naturnahe Produktion», betont er. Spritzmittel würden äusserst zurückhaltend eingesetzt. Ausserdem haben einige Genossenschafter pilzresistente Reben angebaut, damit künftig noch weniger Spritzmittel zum Einsatz kommen.

Ermässigung und Lieferung frei Haus
Die Corona-Krise hat viele Konsumenten dazu bewogen, regional einzukaufen. Nun hofft man in Birmenstorf, dass sich diese Tendenz auch beim Absatz des «Birmenstorfers» bemerkbar macht. Mit ihrer Corona-Aktion tragen sie bestimmt dazu bei. Wer derzeit Wein in einem Wert von 200 Franken und mehr bestellt, erhält 10 Prozent auf seinen Einkauf, die Lieferung im Umkreis von 50 Kilometern ist zudem frei Haus. Ausserdem hat der Verkaufsraum ab Freitag, 29. Mai wieder von 19 bis 20 Uhr und samstags von 10 bis 12 Uhr geöffnet.

Nathalie Wolgensinger

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