«Es beginnt für uns alle bei null…»

Fr, 26. Jun. 2020

Mit Reto Salm kommt einer mit grossem Namen im Aargauer Fussball zum FC Niederwil. Doch Salm winkt ab. «Was war, zählt nicht. Mit dem, was mal war, können wir uns nichts kaufen. Es beginnt für mich und alle Spieler bei null.»

Was für ein Kontrast. Hier der grauhaarige Gino Saporito mit angegrautem Bart. Ein eher bedächtig wirkender Zeitgenosse, der lieber schweigt, als dass ein Wort zu viel über seine Lippen kommt. Da, der eher schmächtige Reto Salm. Kurz geschorenes braunes Haupthaar. Glatt rasiert. Brillenträger und deutlich kleiner als Saporito. Ein starker Kommunikator, der beruflich mit seiner Firma BBS Office GmbH in der Kinder- und Erwachsenenbildung tätig ist. Die ideale Ergänzung zu Gino Saporito. Mit dem Zuzug von Reto Salm kann sich Martin Bräuer, der letzte Saison als Assistent gewirkt hat, auf seine Kernaufgabe als Sportchef konzentrieren. Zudem will es der Verteidigerhaudegen noch einmal als Spieler wissen. Dass Salm letzten Dienstagabend in kurzen Hosen auf der Riedmatt stand, ist nicht selbstverständlich. Denn er wollte fussballerisch kürzertreten. Die Coronakrise hat ihm geschäftlich arg zugesetzt, weil alle Bildungskurse abgesagt werden mussten. Da kam die Anfrage aus Niederwil. Es ist wohl Martin Bräuers Gesellenstück als Sportchef, dass sich der 57-jährige Fussballlehrer für die Aufgabe in Niederwil entscheiden konnte. Salm war auch Saporitos Wunschkandidat. Schliesslich kennen sie sich schon sehr lange. «Reto war mein erster Trainer überhaupt», greift er tief in die Kiste der Erinnerungen. Und wie war der kleine Saporito so als Fussballer? Salm grinst und sagt: «Er ist als Trainer auf jeden Fall besser.» Überprüfen lässt sich das heute nicht mehr. Aber Salm muss es ja wissen.
Später waren beide, Saporito und Salm, Trainer beim FC Wohlen. Aber nie gemeinsam mit einer Mannschaft. In Niederwil setzen sie grosse Hoffnungen auf den Zuzug im Trainerstaff. Salm aber lässt das kalt. Und er stellt bei der Begrüssung vor versammelter Mannschaft, die sich im Kreis aufgestellt hat, gleich zu Beginn klar. «Mit dem, was einmal war, kann ich mir nichts kaufen. Was war, ist Geschichte. Das gilt für mich. Das gilt aber auch für euch alle», sagt er an die Spieler gerichtet. «Ich bin hier, um euch zu unterstützen. Wohin das führt, werden wir sehen.»
Bei seinem Antritt beschränkte sich Salm auf die Rolle des Zuschauers. Aber schon am Donnerstag leitete er, in Absprache mit Saporito, sein erstes Training in Niederwil.

Einige neue Gesichter
Neben Salm waren noch weitere neue Gesichter auf der Riedmatt anzutreffen. Zwei Testspieler aus Lenzburg, deren Name noch nicht genannt werden sollen, weil nichts fix ist. Man kann aber schon sagen, dass es sich um Spieler handelt, die als klare Verstärkung bezeichnet werden könnten. Überraschenderweise tauchte auch ein weiterer Goalie auf. Sein Name: André Iten, 34,-jährig, wohnhaft in Niederwil. Und er hat wieder Lust auf Fussball, nachdem er einige Jahre ausgesetzt hatte. In jungen Jahren hatte er den Traum, Fussballprofi zu werden «Es hat aber nicht ganz gereicht», sagt er. Als 18-Jähriger spielte er bei YF Juventus. Nun hat er bereits einige Trainings mit dem FC Niederwil absolviert. Ganz verlernt hat er das Goaliehandwerk nicht. Zudem ist er noch immer topfit. Ob es mit einem Comeback in der 2. Liga klappen wird, das lässt er offen. Mal sehen, ob ich das gewünschte Niveau nochmals erreichen kann. «Ich merke, wie es von Training zu Training besser geht», sagt er.

Beat Gomes

Ganzer Artikel ist nur für Abonnenten verfügbar.
Kategorie: 

Stellenangebote

Immobilienangebote

Kommende Events

Weitere Angebote

Trending

1

Erst mulmig, dann neugierig, schliesslich stolz

Von Zürich nach Nizza in einer Boeing 737 – Erfahrungsbericht aus dem Flugsimulator des ehemaligen Airline-Piloten Felix Staubli

Im Flugsimulator der Familie Staubli darf ich eine Stunde lang Pilotin sein. Die Lämpchen machen mir Sorgen und doch vergeht die Zeit im Flug.

Ein leicht mulmiges Gefühl beschleicht mich, als ich das Dachgeschoss der Familie Staubli in Wohlenschwil betrete. Dort fällt mein Blick auf ein Cockpit, einen wirklichkeitsgetreuen Nachbau einer Boe…