Das freut alt BDP-Nationalrat Bernhard Guhl: Nach seiner Abwahl im Herbst des letzten Jahres wurde seine Bienen-Motion gutgeheissen. Nach dem Nationalrat stimmte ihr auch der Ständerat zu. Eine nachträgliche Genugtuung für den begeisterten Imker.
Komisch sei es gewesen, beschreibt Bernhard Guhl jenen Moment letzter Woche, als der Ständerat über seine Motion «Das dramatische Bienen- und Insektensterben rasch und konsequent stoppen» befand. «Ich habe es online mitverfolgt. Wenn ich noch im Nationalrat wäre, hätte ich die Diskussion live beobachtet», erzählt er mit einem leichten Bedauern. Letztes Jahr schaffte der BDP-Nationalrat die Wiederwahl nicht. Und so musste er die Diskussion und Abstimmung über seine Motion eben zu Hause mitverfolgen.
Dass nach dem Nationalrat nun auch der Ständerat die Motion guthiess, das freut ihn: «Das ist wichtig für die Bienengesundheit.» Seine Motion ist ein eigentlicher Massnahmenkatalog. Als Imker habe er eine ganzheitliche Sicht auf das Thema und habe diese einfliessen lassen, erklärt er.
Unterstützung von «ganz oben»
Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga hielt in ihrer Stellungnahme zuhanden des Ständerates fest, dass die Bedeutung der Biodiversität und der Artenvielfalt mittlerweile bei der Bevölkerung angekommen sei. «Es geht darum, jetzt, wie das auch die Motion verlangt, die Empfehlungen des Expertenberichtes umzusetzen und eine enge Zusammenarbeit mit den Kantonen und die entsprechende Finanzierung sicherzustellen», so die Bundespräsidentin in ihrer Rede. Dies auch deshalb, weil die Hauptursache des Insektensterbens bekannt sei. Dieses sei in erster Linie auf die intensive Landnutzung, den grossen Einsatz von Pestiziden und die fehlenden Strukturen in der Landschaft-, der Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung zurückzuführen, so Sommaruga. Es hiessen sowohl der Bundesrat als auch der Nationalrat die Motion gut. Am vergangenen Mittwoch stimmte nun auch der Ständerat der Motion zu.
Insektensterben betrifft die ganze Schweiz
Guhl fordert in seiner Motion, dass der Nationale Massnahmenplan zur Gesundheit der Bienen, schweizweit rasch und konsequent umgesetzt wird. In seiner Begründung schreibt er unter anderem: «Vom Insektensterben sind nicht nur die Äpfel im Thurgau, die Kirschen im Baselland oder die Aprikosen im Wallis betroffen. Gefährdet ist auch die Blumenpracht in den Alpen, die dem Schweizer Tourismus als willkommenes Sujet dient, die Amphibien, Fische und Vögel in der Schweiz, für die Insekten oft die hauptsächliche Futterquelle darstellen, aber auch wir Menschen.»
Nun «schneller vorwärts»
Guhl ist überzeugt, dass es nach der Annahme der Motion gelingen wird, «schneller vorwärts zu machen.» So wird beispielsweise die Forschungsanstalt Agroscope zusätzliche Ressourcen für ihre Forschung erhalten. Das ist dringend nötig, denn die Varroa-Milbe setzt den Imkern und ihren Völkern nach wie vor zu. «So wird es beispielsweise möglich, dass die Weiterbildung der Imker finanzielle Unterstützung erhält», so Guhl. Dies sei enorm wichtig, denn in diesen Kursen lernen die Imker unter anderem, wie man Jungvölker bildet. Angesichts der Tatsache, dass jedes achte Jungvolk den vergangenen Winter nicht überlebte, eine wichtige Ressource. «Ich habe im letzten Winter zwei bis drei Völker verloren.»
Dem Anliegen Schub verschafft
Er hält seine 14 Bienenvölker in Windisch. «Diesen Frühling hatte ich einen super Ertrag», erzählt er. Nun gelte es gut zu beobachten, was in den nächsten Wochen geschehe, «jetzt sind die blühenden Obstbäume weg und die Wiesen werden gemäht», schildert er die Situation. Darum sei es umso wichtiger, dass Blütenstreifen stehengelassen werden, damit Bienen und Insekten weiterhin Nahrung und Lebensraum finden.
Mit seiner Motion hat Bernhard Guhl diesem Anliegen einen gehörigen Schub versetzt.
Nathalie Wolgensinger