Ein Jahr nach dem Frauenstreik: Dran bleiben!

Fr, 12. Jun. 2020

Dran bleiben – das bleibt auch ein Jahr nach dem Frauenstreik die Devise. Der «Reussbote» hat bei Vroni Peterhans, Gianna Schneeberger und Sybille Bader nachgefragt.

Vor einem Jahr, an einem sonnigen 14. Juni, zogen rund 3500 Frauen durch Aarau. Unter ihnen auch Sybille Bader und Gianna Schneeberger aus Tägerig, sowie Vroni Peterhans aus Niederrohrdorf. Peterhans war ausserdem eine von vier Hauptrednerinnen auf der Tribüne auf dem Schlossplatz in Aarau. Sie hatte als damalige Vizepräsidentin des Schweizerischen Katholischen Frauenbundes (SKF) gefordert: «Gleichberechtigung. Punkt. Amen.»
Die Frauen blicken zurück und ziehen Bilanz. «Dran bleiben», betont Vroni Peterhans. Das gelte weiterhin. Sie sagt aber auch: «Die Gesprächsbereitschaft in der katholischen Kirche hat zugenommen.» Nicht nur das Gespräch der katholischen Frauen untereinander, auch Bischöfe und allgemein Obrigkeiten in der katholischen Kirche würden sich gesprächsfreudiger zeigen. Das beobachte sie europa- und weltweit. Peterhans wertet es als gutes Zeichen. Sie selbst ist aus dem Vorstand zurückgetreten, hat aber noch einige Ämter im SKF inne. Peterhans wünschte sich, dass die katholische Kirche den Aufbruch seit dem zweiten Vatikanischen Konzil, also das «Aggiornamento» (Aktualisierung) umsetzt. Mehr Mut dürfte auch die Basis entwickeln, meint Peterhans. Pfarreien etwa sollten auf kirchenerfahrene Frauen und Männer Verantwortung übertragen und es wagen, sich damit auch mal gegen männerdominierte Hierarchiestufen in der Kirche zu stellen. Sie spricht Forderungen der Kirchenfrauen an, die bereits beim Frauenstreik vor einem Jahr im Zentrum standen. Die Frauen hatten sich gegen Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche gewehrt und einen Wandel verlangt. Ohne einen solchen komme die katholische Kirche wohl kaum aus der Krise.

Fokus auf systemrelevante Berufe
Auf gesellschaftlicher Ebene schliesslich, so Peterhans, habe die Pandemie in den vergangenen Wochen gezeigt, dass zahlreiche Berufsfelder, in welchen vor allem Frauen beschäftigt sind, systemrelevant sind. Etwa das Gesundheitswesen, der Detailhandel oder auch die Kinderbetreuung. Das Thema Lohngleichheit bleibt auch deshalb zentral. Mehr Beachtung solch systemrelevanter Berufe fordert auch Gianna Schneeberger in Tägerig. Der Lockdown mit geschlossenen Schulen, als Massnahme zur Bekämpfung des Coronavirus, habe letztlich zu einer Dreifachbelastung bei vielen Frauen geführt: Viele Mütter mussten Erwerbstätigkeit, Haushalt und Kinderbetreuung mit Begleitung beim Fernunterricht unter einen Hut bringen. «Auch wenn die jungen Väter heute in der Familie auf Rollenbilder sensibilisierter sind», meint Schneeberger, «mussten viele dennoch beweisen, wie stark sie als Eltern sind.»
«Es muss weitergehen», sagt auch Gianna Schneeberger. Sie kenne sehr viele, sehr gute junge Frauen, die aber beim Frauenstreik im letzten Jahr nicht mitgelaufen seien. «Mehr Breitenwirkung», sagt sie denn auch, «wäre nötig». Und ergänzt, eine Bilanz zu ziehen, nach nur einem Jahr, sei aber wohl verfrüht.
Immerhin hat der Frauenanteil bei den Nationalratswahlen im letzten Herbst stark zugelegt: Bei 32 Prozent lag er in der letzten, über 40 Prozent gilt für die aktuelle Legislatur.

Heidi Hess

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