GASTKOLUMNE

Fr, 12. Jun. 2020

Marianne Stänz ist Gemeindeammann in Birmenstorf. Die Kanzleimanagerin (lic. oec.publ.) ist Vorstandsmitglied der Frauenzentrale Aargau, Präsidentin des ref. Kirchenchores Birmenstorf und Vorstandsmitglied der CVP Birmenstorf.

Es fragt sich: Was bleibt?

Ja, Sie haben recht: In viel zu vielen Medienberichten und Kolumnen kommt das Coronavirus vor, und bei dieser auch. Kein Wunder! Allerdings möchte ich mich damit beschäftigen, was zurückbleibt, wenn die Pandemie überstanden ist. Mit der Lücke sozusagen. Wird das Virus den Umgang miteinander verändern?
Die Frage, wie sich Gewohnheiten modifizieren lassen, beschäftigt mich schon lange. Primär mich selber betreffend. Wie schaffe ich Voraussetzungen, dass ich täglich genügend trinke? Oder mich ausreichend bewege? Teilweise ist die Gewohnheitsänderung gelungen und teilweise nicht. Die Wissenschaft hat in verschiedenen Studien erforscht, wie lange es geht, bis sich neue Gewohnheiten etabliert haben. Leider ist die Antwort nicht eindeutig: «Es hängt davon ab». Die bange Frage lautet: Werden sich die durch die Pandemie vorgeschriebenen Verhaltensänderungen festsetzen?
Seit rund drei Monaten halten wir uns von Menschen fern, die nicht zu unserer Kern-Familie gehören. Sie kennen die Regeln: Kein Handschlag, schon gar keine Küsse zur Begrüssung, auch nicht zum Geburtstag, und immer schön auf Abstand bleiben. Die Körpersprache von anderen Menschen drückt aus: Bleib weg von mir! Aber: Sich zur Begrüssung die Hände zu geben, gehört bei uns zur Kultur. Die drei Küsse haben wir vom französischen Sprachraum übernommen. Je kürzer der Abstand zwischen mir und anderen, desto grösser ist das Vertrauen ineinander. Werden wir das alles einer zukünftigen Hygiene und Ansteckungsvermeidung opfern? Das würde mir nicht gefallen!
Inzwischen sind weitgehende Lockerungen in Kraft getreten, aber immer noch gelten die Abstandsregel und das Gebot, auf den Handschlag zu verzichten. Ich freue mich nun richtig darauf, wieder mehr Leuten zu begegnen, nicht nur auf zwei Meter Abstand und mit Augenkontakt. So geht es vielen Leuten. Darum bin ich überzeugt: Der Handschlag wird bleiben. Es ist ein Zeichen von gegenseitigem Respekt und Vertrauen, ja von Einverständnis. Die Begrüssungsküsse jedoch werde ich wohl in Zukunft selektiver einsetzen und nur noch Menschen küssen, die ich wirklich gerne habe. Nicht mehr, weil es einfach dazu gehört. Vielleicht ersetze ich die Küsse auch durch eine herzhafte Umarmung. So hinterlässt das Virus für mich auch etwas Positives.

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