Nach zwei Jahren erster Bruterfolg

Fr, 26. Jun. 2020

Die Uferschwalben sind da! Die Erleichterung beim Natur- und Vogelschutzverein Mellingen (NVM) ist gross. Trotz idealen Verhältnissen liessen sich die Vögel zwei Jahre Zeit, bis sie in die neu erstellte Sommerresidenz einzogen.

Es ist ein idyllischer Ort. Die künstlich aufgeschüttete Steilwand aus Sand liegt in unmittelbarer Nähe zur Reuss. Zusätzlich gibt es Naturwiesen und -hecken. Perfekte Voraussetzungen, damit sich Uferschwalben in ihrem Sommerquartier in Mellingen wohlfühlen können. Trotzdem liessen sich die Vögel Zeit, um sich hier niederzulassen und zu brüten. Der NVM liess nichts unversucht, um die Vögel anzulocken. Letztes Jahr wurde sogar die Vogelwarte Sempach hinzugezogen. Ornithologen kamen vorbei und spielten Vogelstimmen der Uferschwalbe bei der Steilwand ab. Die Lockrufe blieben unbeantwortet. Dieses Jahr klappte es nun auch ohne Vogelstimmen auf Anhieb. Circa 100 Paare brüten zurzeit in der Steilwand auf dem Gebiet der ehemaligen Kiesgrube im «Ebereich». Die zierlichen Vögel, sie werden bis zu 13 Zentimeter gross, gruben nach ihrer Ankunft im Mai mit ihren Füssen circa 70 Zentimeter lange Bruthöhlen in die Sandwand. Demnächst werden die Jungvögel schlüpfen.

Nach der Brut geht es nach Afrika
Vor der Uferschwalbenwand herrscht reger Flugbetrieb. Die Vögel durchstreifen unermüdlich die Luft auf der Suche nach Insekten. Diese finden sie reichlich in den neben dem Brutplatz gelegenen naturnahen Wiesen und Hecken. Nach der Jagd geht es zurück in die Bruthöhle. Punktgenau wird diese, scheinbar ungebremst, angeflogen. Wenn die Küken geschlüpft sind, wird der Flugbetrieb noch deutlich zunehmen. Die hungrigen Schnäbel wollen gestopft werden.
Die ersten Brutpaare konnte der Präsident des NVM, Thomas Lang, an Auffahrt beobachten. Die Erleichterung im Verein war gross. Die 15 000 Franken für die Erstellung der Uferschwalbenwand wurde aus dem Vereinsbudget bezahlt. Der Kanton beteiligte sich mit 30 Prozent. «Wir sind froh, dass sich die Investition gelohnt hat», sagt Lang. «Im Voraus weiss man nie, ob ein solches Projekt funktioniert. Klappt es dann, gibt das Mut, wieder andere Projekte anzugehen.» Im April 2018 legte Ueli Müller, Müller-Kies in Stetten, mit einem Bagger die Uferschwalbenwand an. Er verfügt darin über viel Erfahrung. Sein Kieswerk in Stetten beherbergt eine der grössten Uferschwalbenkolonien der Schweiz. 2011 legte er die erste Steilwand aus Sand in der Region an.

Wand muss abgestochen werden
Heute gibt es an den meisten Orten in der Schweiz keine natürlichen Steilwände mehr. Kraftwerke regulieren die Wasserhöhe der Flüsse. Die Fliessgeschwindigkeit ist zu gering, um die Ufer zu formen. Seit den 1990er-Jahren ging der Bestand der Uferschwalben dramatisch zurück. Der Vogel steht auf der Roten Liste des Bundesamts für Umwelt. Er ist vom Aussterben bedroht. Dank den künstlich aufgeschütteten Sandwänden gibt es in den letzten Jahren wieder mehr Brutpaare. Um die richtigen Brutvoraussetzungen zu schaffen, braucht es aber mehr als nur eine einmalige Investition. Die Wand muss unterhalten werden. Die Vögel, die in grossen Kolonien leben, benutzen nie einen gebrauchten Bruttunnel. Im Winter, nachdem die Vögel in ihr Winterquartier nach Zentralafrika gezogen sind, wird mit der Baggerschaufel die Wand abgestochen. Diese Arbeit führt ebenfalls Ueli Müller aus. Wenn die Vögel im nächsten Mai zurückkehren, können sie wieder neue Höhlen graben. Dank diesem Kreislauf kann ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung des Bestands der Uferschwalben in der Schweiz geleistet werden.

Debora Gattlen

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