Neue Sommerbeiz – zuerst als Test

Fr, 05. Jun. 2020

Kaum hatte Claudia Lindauer die «Gadestube» als Wirtin gepachtet, kam der Lockdown. Sie suchte nach einem Ausweg. Die Lösung: Sie eröffnet für zwei Monate als Pilotprojekt eine Sommerbeiz an der Reuss hinter dem Iberg.

Bereits am 20. Juni setzt Claudia Lindauer die Anker für ihre neue Sommerbeiz auf der Wiese zwischen dem Iberg und dem Alterszentrum Im Grüt. Damit will sie dem Platz mit der Rasselbande-Skulptur neues Leben einhauchen. Aus einem Imbisswagen (Foodtruck) bewirtet das «Gadestube»-Team die Gäste. In der angegliederten Gartenwirtschaft gibt es Vierertische. Beim Stadtbach laden Liegestühle zum Verweilen ein. Beim leicht abschüssigen Gelände Richtung Iberg runden Picknick-Decken das Angebot ab.
Familien, Paare und Singles können am Reussufer den Sommer geniessen. Entlang der Iberg-Mauern gibt es zusätzliche Tische. Wer in Badehose direkt in die Beiz kommt, wird an Stehtischen bewirtet. Die neue Sommerbeiz ist von 20. Juni bis 20. August während sieben Tagen die Woche von 10 bis 21.30 Uhr, am Sonntag bis 16 Uhr, jeweils bei schönem Wetter geöffnet. «Am Abend schliessen wir bereits um 21.30 Uhr, damit die Anwohner nicht durch Lärm gestört werden», sagt Lindauer. Die «Gadestube» selbst bleibt während dieser Zeit, ausser bei schlechter Witterung, geschlossen.

Wer nicht fragt, weiss auch nicht ob etwas möglich ist
Spontan schrieb Lindauer den Gemeinderat an und fragte, ob es eine Möglichkeit für eine Sommerbeiz in der Nähe der Reuss gibt. Natürlich unter der Einhaltung des Reussuferschutzes. Weiter legte sie dar, dass sie nach dem Lockdown wegen der Abstandsregelung in der «Gadestube» nur noch 12 von 32 möglichen Gästen bewirten kann. Eine Möglichkeit nach draussen auf die Gartenbeiz auszuweichen ist bei der «Gadestube» nur in beschränktem Mass möglich.
Ohne Alternative drohe eine finanzielle Misere, früher oder später müsse sie Personal entlassen, sagt die Wirtin. Um dies zu verhindern, wolle sie eine Sommerbeiz eröffnen. «Ich dachte mir, fragen kostet nichts», so Lindauer weiter. Es dauerte nicht lange und sie erhielt von der Gemeinde eine Antwort. Der Kiesplatz beim Vereinshaus des Pontonierfahrvereins (PFVM) wäre zu pachten. Bevor aber eine verbindliche Zusage gemacht werde, müsse sie einen Businessplan und ein Konzept gegen Abfall, Wasser und für eine Toilette einreichen. Und es gebe einen weiteren Interessenten.
Am 5. Mai berief der Gemeinderat eine Sitzung ein. Der PFVM, der den Kiesplatz für Vereinsaktivitäten nutzt, wie auch der andere Mitinteressent aus Wohlen, wurden dazu eingeladen. Da Lindauer ein Konzept mit einer Nutzung für die ganze Woche vorlegte, machte sie das Rennen. Der andere Interessent wollte lediglich am Wochenende einen Eisstand betreiben. An der Sitzung hielt der PFVM fest, dass bei einer Verpachtung gewährleistet werden müsse, dass er den Kiesplatz zwischendurch und an einzelnen Wochenenden für Vereinsaktivitäten, wie das Sommernachtsfest, Wettbewerbe oder auch Talfahrten mit anschliessenden Apéros und Essen weiterhin nutzen kann.

Dem Platz Leben einhauchen
Inzwischen fand die Gemeinde eine für alle Parteien einvernehmliche Lösung. Sie bot Lindauer einen anderen Platz für ihre Sommerbeiz an. So kann der Kiesplatz weiterhin vom PFVM genutzt werden. Zusätzlich kann auch bei Hochzeiten der Apéro nach der Kirche dort abgehalten werden. Lindauer hingegen kann ihre Sommerbeiz mit Imbisswagen auf der Wiese zwischen Iberg und Alterszentrum im oberen Bereich betreiben. «Es ist für mich die perfekte Lösung», so Lindauer. «Der neue Standort eignet sich für die Sommerbeiz sogar besser.» Der Präsident des PFVM Stefan Höhn fügt an: «Wir sind glücklich über die Lösung. Da der Kiesplatz bereits vielfältig genutzt wird, wäre es schwierig geworden, aneinander vorbeizukommen. Mit der Sommerbeiz beim Iberg wird das Areal belebt und es wird dadurch auch weniger Littering hier geben.»

Testphase braucht keine Baubewilligung
Der Gemeinderat erteilte Lindauer die Bewilligung für die Sommerbeiz für zwei Monate als Pilotprojekt. Ein regelmässiger, mehrjähriger Betrieb würde eine Baubewilligung benötigen. Die vom Gemeinderat bewilligte Testphase von zwei Monaten ist aufgrund der Bauverordnung möglich, schreibt der Gemeinderat in einer Mitteilung an die Medien.

Debora Gattlen

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