In seiner Amtszeit wächst und wächst das Dorf

Di, 30. Jun. 2020

Werner Bünzli war 36 Jahre lang Gemeindeschreiber. Seine Chefs wechselten, er aber war immer beteiligt am Wachstum des Dorfes – es wuchs an Einwohnern, Arbeitsplätzen und Unternehmen.

Es war der Zonenplan, der Werner Bünzli 1984 nach Mägenwil geführt hatte. Bünzli war 31 Jahre alt, verheiratet. Zuvor hatte er auf der Gemeindeverwaltung in Oberkulm gearbeitet, gerade seinen Fachausweis als Gemeindeschreiber abgeschlossen und musste sich nun zwischen zwei Aargauer Gemeinden entscheiden. Seine Wahl fiel damals auf Mägenwil: «Ich sah hier, auch aufgrund des Zonenplans, viel Entwicklungspotenzial.»
Tatsächlich hat sich das Dorf in den vergangenen vier Jahrzehnten stark entwickelt. Die Bevölkerungszahl hat sich verdoppelt. Das Dorf ist während seiner 36-jährigen Amtszeit von 1000 Einwohnerinnen und Einwohnern auf heute über 2100 mit rund 2500 Arbeitsplätzen angestiegen. «Das ist viel», sagt Bünzli, «und es ist dem guten Standort geschuldet.» In der Gemeinde mit eher landwirtschaftlich geprägter Struktur siedelten sich Generalunternehmen an – die zentrale Lage mit Autobahnanschluss und Eisenbahnlinie gefiel dem Gewerbe. Logistikzentren wurden aufgebaut, Denner, Electrolux, Brack, Post, Medicoat. Sowohl die wachsende Zahl an Bewohnern als auch diejenige an Unternehmen machte zusätzliche Infrastruktur nötig: die Schule wurde erweitert, Strassen wurden gebaut.

«Vorbildliche Arbeit»
Gemeindeschreiber Bünzli war Mitglied der Baukommission. «Der Gemeinderat war froh, dass diese Kommission gut funktionierte», erinnert sich Albin Fischer, Gemeindeammann von 1986 bis 1997, an die Zusammenarbeit mit dem damals jungen Gemeindeschreiber. «Werner Bünzli hat in der Baukommission vorbildliche Arbeit geleistet.» Gemeinderat und Verwaltung hatten in diesen Jahren zahlreiche Herausforderungen zu bewältigen. Ein neuer Zonenplan wurde genehmigt, mit dem Regierungsrat musste die Waldregulierung ausgehandelt werden, wegen des starken Wachstums waren Investitionen in die Infrastruktur nötig. Dabei sei Mägenwil zu Beginn seiner Amtszeit, so Fischer, in einer «finanziell schwierigen Lage» gewesen mit einer starken Pro-Kopf-Überschuldung. Als er nach 12 Jahren zurückgetreten sei, sagt er, sei die Gemeinde finanziell gut dagestanden. «Ohne eine gute Zusammenarbeit zwischen Gemeinderat und Verwaltung», betont er, «ist eine solche Entwicklung nicht möglich.»
Werner Bünzli hat in seiner langen Ära als Gemeindeschreiber fünf Gemeindeammänner erlebt. Ins Amt gewählt worden war er von Oswald Rippstein, es folgte eine lange Phase unter Albin Fischer, danach war vier Jahre lang Mathilde Schuppisser seine Vorgesetzte, schliesslich arbeitete er 18 Jahre lang mit Daniel Pfyl zusammen. Verabschiedet wird er in wenigen Tagen von Marin Leuthard – Genaueres weiss er noch nicht.

«Es geht um das Dorfwohl»
Mit allen sei die Zusammenarbeit angenehm gewesen, sagt er im Rückblick auf fünf unterschiedliche Persönlichkeiten: «Allen geht es um das Wohl des Dorfes.» Wenn ein Gemeinderat als Team funktioniere, harmoniere es auch zwischen Exekutive und Verwaltung.
Am längsten dauerte die Zusammenarbeit aber mit Daniel Pfyl, der im Herbst 2019 zurückgetreten war. Besonders geschätzt habe er in der Ära Pfyl, sagt Bünzli, den guten Informationsfluss zwischen Verwaltung und Exekutive. Die Gemeindeverwaltung sei ernst genommen und auch in Entscheidungsprozesse eingebunden worden.
Noch länger arbeitete der Gemeindeschreiber lediglich mit seiner Stellvertreterin Monika Flückiger zusammen – über 30 Jahre lang. Sie hatte auf der Gemeindekanzlei in Mägenwil schon die Lehre gemacht. «Ich verbrachte mit ihr fast mehr Zeit als mit meiner Frau», sagt Bünzli lachend.
Das wird sich in wenigen Tagen ändern. Er freut sich darauf: Weniger Termine, viel Zeit mit seiner Frau, mit der ganzen Familie. Einen Tag in der Woche werden er und seine Frau die beiden noch nicht schulpflichtigen Enkelkinder betreuen. Auch darauf freut er sich.

Heidi Hess

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