Unglaublich – Mohrenkopf rassistisch?

Fr, 26. Jun. 2020

Bis vor ein paar Jahren war «Neger» für schwarze Menschen die einzige Bezeichnung, die ich kannte. Ich habe mir nie etwas dabei gedacht. Gedankenlos las ich meinen Kindern «10 kleine Negerlein» vor. Wir liebten dieses Buch, gedankenlos, über alles. Oft sagte ich gedankenlos: «Du bisch doch en Neger», wenn sie etwas unbeholfen taten. Viel später, natürlich in einem anderen Zusammenhang, sagte mein Sohn dann zu mir: «Hesch du jetzt grad Neger gseit? Das isch im Fall verbote». Ich habe mich rassistisch geäussert, ohne es zu wissen. Ich verband nie etwas Schlechtes mit diesem Wort. Es brauchte dann eine ganze Weile, bis der gedankenlos benannte Neger ganz aus meinem Kopf verschwand und mit dem Schwarzen ersetzt wurde.
Mohr, Neger, Schwarze, Farbige; Dunkelhäutige. Was denn jetzt? Seit Jahren sucht man nach einer annehmbaren, nicht verletzenden Bezeichnung für diese Volksgruppe. Tatsache ist, diese Menschen mit einer schrecklichen, grausamen Vergangenheit sind dunkelhäutig, schwarz, egal wie oft wir sie noch umbenennen. Es ändert nichts an den Geschehnissen, für die wir nicht verantwortlich sind. Und ich frage mich, warum drängt man ein Volk immer und immer wieder in eine Opferrolle, obwohl es das selber gar nicht mehr will?
Keinem Schwarzen wäre es wohl in den Sinn gekommen, mit dem Mohrenkopf rassistische Gedanken zu verknüpfen. Man kann Rassismus auch anzetteln. Mohr, verbale Bezeichnung für Menschen dunkler Hautfarbe. Wird nur noch historisch verwendet. Steht auf Google. Man muss also weit zurückdenken, damit man diese Verbindung überhaupt herstellen kann.
Trotz meiner grossen Empathie kann ich da nur den Kopf schütteln. Sie glauben doch nicht wirklich, dass man bei der Namensgebung des Mohrenkopfes vor über 500 Jahren (steht auch auf Google) rassistische Gedanken hatte und ein ganzes Volk beleidigen wollte? Klar, ein Wortspiel ist durchaus denkbar, aber sicher nie in einem abwertenden Zusammenhang. Es gibt nun mal schwarze und weisse Köpfe. Und vor langer Zeit gab es auch den Mohr.
In keinem Land werden Einwanderer, 
die weder hier geboren noch je hier verwurzelt sein werden, so rücksichtsvoll behandelt wie in der Schweiz. Unsere eigenen Grundwerte werden zugunsten der Neuankömmlinge immer wieder überdacht und leider auch oft angepasst. Rassismus gibt es auf der ganzen Welt in unterschiedlichen Formen. Im Hier und Jetzt vernarbte Wunden aufzureissen, diskriminiert aber ganz klar die Falschen und ist alles andere als hilfreich, um hinsichtlich eine Diskussion zu führen. Mit einer Umbenennung des Mohrenkopfes wird kein Rassist seine Gedanken ändern. Im Gegenteil.
Der «Angeschwärzte» ist frei zu sprechen. Die Schweiz gibt sich grosse Mühe, dass sich Menschen, die weder hier geboren noch jemals verwurzelt sein können, hier wohlfühlen. Der Beschuldigte wird freigesprochen.

Susanne Stranieri, Mellingen

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