Wasser ist Leben – bald für weitere 1000 «Indigenas»

Fr, 26. Jun. 2020

Walter Grimm gründete 1994 ein Hilfswerk für Guatemala. Was mit einer Ferienreise begann, entwickelte sich zu einem der wichtigsten Hilfsprojekte des Landes. Jetzt startet der Verein Tamahú Guatemala sein neuestes Werk: Trinkwasser für 1000 indigene Bewohner. Die Kosten dafür betragen 180 000 Franken. Tamahú ist ein Ort in Guatemala und Verwaltungssitz der gleichnamigen Grossgemeinde (Municipio) im Departamento Alta Verapaz. In dem 112 km² grossen Municipio leben gegen 20 000 Menschen, im Ort Tamahú selbst über 2000. Die Mehrheit der Bevölkerung ist indigener Abstammung (Nachfahren der Mayas) und lebt in Dörfern an den steilen Berghängen des Polochictals. 1994 reiste der Mellinger Walter Grimm mit seinem Sohn Ramon nach Tamahú. Was er dort sah, das beschäftigte ihn die nächsten Jahre über. Die Bevölkerung mausarm, keine Gesundheitsversorgung, kein sauberes Wasser. Die Bewohner leben grösstenteils in Hütten aus Stroh, Ästen und Wellblech. Nur im Zentrum befinden sich einige Häuser aus Stein. Grimm wollte mit einer Arztstation helfen und plante mit viel Idealismus den Bau einer solchen. Er setzte seine Idee um und spendete eine Tageseinnahme seiner beiden Coiffeur-Geschäfte. Aus dieser Aktion kamen – zusammen mit einer Spende von Walter Grimm – 20 000 Franken zusammen. Das war der Start eines Projekts, das bis heute Bestand hat.

Gründung eines Hilfsvereins
Innert vier Jahren nahm das Projekt Arztstation Tamahú ein Ausmass an, das Grimm nicht mehr alleine bewältigen konnte. Er gründete einen Verein. Dabei stand immer der Grundsatz zuvorderst: «Gibst Du dem Bedürftigen Geld, dann hilfst Du ihm halb. Zeigst Du ihm, wie er sich selber weiterbringen kann, dann hilfst Du ihm ganz.» Dieser Leitspruch von Walter Grimm, der im November 2013 leider allzu früh verstarb, gilt für den Hilfsverein heute noch. «Wir verschieben nicht einfach Geld auf ein Konto in Guatemala, das dann irgendwo verschwindet. Wir verlangen von der Bevölkerung, dass sie unsere initiierten Projekte selber bauen», sagt Peter Züllig. Er ist seit 2013 Präsident des Hilfswerks, Walter Grimms Sohn Ramon ist Vizepräsident.

Wasser gegen den Hunger
Grimms Hilfe ermöglichte die Einrichtung einer Station mit einem praktizierenden Arzt. Der Mellinger Coiffeur mit Salons in Baden wollte aber weiter helfen und investierte in die Ausbildung von medizinischem Personal und Hebammen. Grimm hatte sich seit der Gründung seines Hilfswerks auf das Gesundheitswesen konzentriert. Im Jahr 2005 errichtete der guatemaltekische Staat in Tamahú ein Ambulatorium, welches Walter Grimm nicht konkurrenzieren wollte. Mit der Zeit reifte die Erkenntnis, dass sauberes Wasser für die Bevölkerung einen wichtigen Pfeiler der gesundheitlichen Versorgung darstellt. Der Zufall wollte es, dass der Geologe Dr. Jürg Stäuble seine Haare bei Walter Grimm schneiden liess. Grimm berichtete über sein Hilfsprojekt und über seine Ideen. Er konnte Stäuble begeistern. Der Geologe wurde 2005 in den Vorstand gewählt. Die offizielle Funktionsbezeichnung «Beisitzer» passt nicht zu ihm, denn er ist es, der als Ingenieur die Trinkwasserprojekte in Tamahú begleitet und kontrolliert. Seither hat der Verein 16 Trinkwasserprojekte für 8000 Einwohner realisiert. «Vor Ort arbeiten wir mit der Partnerorganisation Adicay zusammen», sagt Peter Züllig. Das von einer Frau geführte Ingenieurbüro beschäftigt 18 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Verein Tamahú und Adicay planen und finanzieren Projekte unter der Voraussetzung, dass die profitierende Bevölkerung die Wasserversorgung in Fronarbeit baut. Die Bauprojekte beinhalten die Wasserfassung, die Brunnstube, Reservoirs und das Verteilnetz zu den einzelnen Häusern.
Adicay wird als NGO geführt. Eine NGO (Non-governmental organisation) ist eine private, unabhängige, nicht gewinnorientierte Organisation, die einen sozialen oder gesellschaftspolitischen Zweck verfolgt. Adicay begleitet die Bevölkerung auch nach dem Bau der Wasserversorgung. Sie bildet Brunnenmeister aus, sorgt für Hygienemassnahmen und für ein Netzwerk unter den Dörfern.

Das neueste Projekt heisst Chimolon
Das neueste Projekt, welches der Verein in Angriff nimmt, ist das grösste seiner Geschichte. Es soll in der Gemeinde Chimolon gebaut werden und Wasser für 1000 indigene Bewohner bringen. Die Kosten dafür belaufen sich auf 180 000 Franken. Zur Realisierung dieses Grossprojektes ist der Verein Tamahú auf Spenden angewiesen (siehe Talon unten). Das Projekt wird in fünf Etappen gebaut, finanziell gesichert ist die erste Etappe. Der Vorstand garantiert, dass die Spenden zweckmässig eingesetzt werden. Präsident Peter Züllig sagt, dass zwischen 92 und 95 Prozent der Spenden in Guatemala investiert werden. Das ist ein sehr hoher Anteil. Zum Vergleich: Bei «Zertifizierten Hilfswerken» liegt dieser Satz um die 70 Prozent. Spender haben die Gewissheit, dass ihr Geld der indigenen Bevölkerung zugute kommt. Bis heute hat der Verein Tamahú in Guatemala über zwei Millionen Franken investiert.

Benedikt Nüssli


Der Mellinger Walter Grimm engagierte sich mit viel Idealismus für Tamahú. Er hat mit seinen Helferinnen und Helfern sehr viel dazu beigetragen, dass die Menschen dort in besseren Verhältnissen leben können. Grimm verstarb leider im November 2013. Sein Geist, seine Hilfsbereitschaft und seine Ideen leben im Verein Tamahú Guatemala weiter. Sein Sohn Ramon, der ebenfalls in Mellingen wohnhaft ist, ist seit 2013 Vizepräsident.

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