Beat Dünkis Krux mit seinen Nachwuchsspielern

Fr, 03. Jul. 2020

Beat Dünki ist der Old Fellow im Aargauer Fussball. Was er aber im Nachgang zur Corona-Pause gerade erlebt, ist auch für ihn nur schwer verdaubar. Mehrere seiner jungen Talente beim FC Othmarsingen spielen gerade verrückt.

Sind sind jung. Und sie sind talentiert. Aber sie haben keine Geduld. Oder sie sind schlecht beraten. Manchmal haben sie auch plötzlich kein Interesse mehr am Fussball. Junge Spieler an die Spitze des Amateurfussballs zu bringen, das ist es, was Beat Dünki seit Jahrzehnten versucht. Dabei kommt er sich vor wie weiland Sysiphus, der unablässig versucht, einen grossen Felsbrocken den Berg hinaufzuschieben. Weil der aber grösser und viel schwerer war als er selbst, entglitt ihm der Felsbrocken, der immer wieder ins Tal rollte. Genauso fühlt sich Dünki in diesen Tagen nach der Coronapause. Am 15. August ist Meisterschaftsbeginn. Doch der Altmeister weiss heute noch nicht, was er dann für eine Mannschaft auf den Platz bringen kann. «Du kannst mich am 15. wieder fragen», murrt er scheinbar wortfaul. Aber dann läuft ihm doch noch der Mund über. Dünki versteht die jungen Spieler nicht, die sich von Beratern den Kopf verdrehen lassen. Damit sind aktuell die Specker-Zwillinge gemeint, die sich in der letzten Saison in die erste Mannschaft gespielt haben. Jamie, der Verteidiger, etwas häufiger als Casey, der Stürmer. Die Falkenmatt scheint ihnen zu eng geworden. Die beiden 18-Jährigen sehen sich in einer höheren Liga spielen. «Es ist ja schön, wenn die Jungen ehrgeizig sind und vorwärtskommen wollen», sagt Beat Dünki. «Es ist schlimm heutzutage mit den Jungen. Sie haben keinen Biss und keinen Durchhaltewillen mehr. Da können sie gerade mal einen geraden Pass spielen, schon träumen sie vom grossen Fussball. Entsprechend enttäuscht kehren sie zurück.» Die Specker-Zwilllinge seien in diesen Tagen bei verschiedenen höherklassigen Teams im Probetraining. Geklappt hat aber bisher offenbar noch nichts. «Das hilft den Jungs nicht und es hilft auch der Mannschaft nicht, wenn sie mehr auswärts trainieren als mit der eigenen Mannschaft», sagt Dünki. «Aber, wie will man den Eltern und Beratern dieser Jungs klarmachen, was für sie richtig und gut ist? Es wäre wichtig, dass sich solch junge Spieler zuerst einmal in der 2. Liga durchsetzen. Aus einem durchschnittlichen 2. Liga-Spieler wird nämlich nicht plötzlich ein guter 1. Liga-Spieler.»

Biswas spielt jetzt Gitarre
Eine Nachricht, bei dem er seinen Ohren nicht trauen wollte, erhielt Dünki von Reto Biswas. Ein 18-jähriger Mittelfeldspieler, über den sein viel älterer Mitspieler, Albert Pjetri, sagt: «Wenn er weiter so arbeitet, kann er ein ganz guter werden.» Biswas stand schon als 16-Jähriger im Fanionteam des FC Othmarsingen. Seine Laufbereitschaft und sein gutes Auge für den Mitspieler gehören zu seinen herausragenden Eigenschaften. Auf Biswas hat Dünki gesetzt. Doch der offenbar nicht auf den Fussball. Reto Biswas habe ihm doch tatsächlich mitgeteilt, dass er in der Coronapause das Gitarrenspiel entdeckt habe. Da bleibe für den Fussball nicht mehr viel Zeit. «Was soll ich dazu noch sagen?», fragt Dünki jemanden, der ihm darauf auch keine Antwort geben kann.

Consty Vaho muss unters Messer
Und wenn es schon drunter und drüber geht mit den Jungen, kommt auch noch Pech dazu. Consty Vaho, der 28-jährige Offensivpuncher, der den verletzten Dölf Bieri hätte ersetzen sollen, muss am nächsten Montag unters Messer. Zwar ist die Diagnose nicht gar so schlimm wie anfänglich befürchtet. Die Kreuzbänder sind ganz. Vaho hat sich etwas im Meniskus gerissen. So wie es aussieht, wird er nach der Operation für mindestes vier Wochen an Stöcken gehen, ehe er an ein Wiederaufbautraining denken kann. Ob es überhaupt soweit kommen wird, steht in den Sternen. Denn Vaho ist sich nicht sicher, ob er es noch einmal versuchen will. Zu Alves Frade und Dünki soll er gesagt haben, er könne es sich beruflich nicht leisten, noch einmal länger auszufallen. Vaho war zuvor schon zweimal länger verletzt. Deswegen sagt Dünki zu seiner Mannschaftsaufstellung zum Meisterschaftsstart: «Frag mich noch einmal danach.»

Beat Gomes

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