Eine Tariferhöhung, die Sorgen macht

Di, 28. Jul. 2020

Oft reichen kleine Beträge, um Senioren, die lediglich von der AHV leben, zu einem Fall für die Sozialhilfe zu machen. Dann, wenn sie wiederkehren und sich häufen. Dem will Albin Fischer entgegenwirken.

Längst könnte er sich zurücklehnen, den Ruhestand geniessen. Albin Fischer aber bleibt umtriebig. Im hohen Alter von über 80 Jahren studiert er Dokumente und setzt Texte auf, wendet sich an Institutionen und hält Reden. Das Engagement des ehemaligen Mägenwiler Gemeindeammanns und CVP-Politikers gilt heute den Gleichaltrigen, den Seniorinnen und Senioren. Weil sie, wie Fischer sagt, in der Gesellschaft oft zu kurz kämen. Dabei würden die über 65-Jährigen im Aargau rund 20 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Dem müsste die Politik Rechnung tragen, ältere Menschen stärker unterstützen. Sie müsste verhindern, dass diejenigen unter ihnen, die einzig von der AHV leben, wegen kleinerer Fehlbeträge Ergänzungsleistungen oder gar Sozialhilfe beantragen müssten. «Viele scheuen den Gang zum Sozialamt», sagt Fischer.

Massive Teuerung in kurzer Zeit
Senioren rutschen leicht unters Existenzminimum. Wer einzig von der AHV lebt, kann auch Selbstbehalte, etwa bei Spitexleistungen, kaum aus der eigenen Tasche bezahlen.
Nach Operationen ist auch Albin Fischer auf hauswirtschaftliche Leistungen der Spitex angewiesen: Er beansprucht alle zwei Wochen zwei Stunden Hilfe bei der Hausarbeit. Die Stunde kostet ihn als Mitglied der Spitex Heitersberg 45 Franken, Nichtmitglieder zahlen 48 Franken. Von den 180 Franken monatlich übernimmt Fischers Krankenkasse den grössten Teil, 20 Franken aber muss Fischer selber bezahlen. Kein Betrag, der ihn belasten könnte. Auch, weil er nur wenig Hilfe benötigt. Fischer aber sorgt sich um jene, die finanziell weniger gut situiert sind als er. Hinzu kommt, dass diese Kosten noch 2018 weit tiefer lagen, er zahlte 33 Franken; 2013 waren es sogar nur 30 Franken. Innert kürzester Zeit wurde dieses Angebot massiv teurer. Kaum davon betroffen sind andere Leistungen der Spitex, etwa die Pflege. Fischer aber kann diese Teuerung von über 30 Prozent in so kurzer Zeit nicht nachvollziehen. Die Spitex Heitersberg habe die Gründe auch nicht kommuniziert. Und die Spitex-Mitarbeiterin, die ihn ihm Haushalt unterstütze, sagt er, habe auch keine Lohnerhöhung erhalten.

Grund: «Steigende Anforderungen»
Lukas Fus präsidiert den Vorstand der Spitex Heitersberg. Er sagt auf Anfrage, die Tarifanpassung gelte für Neukunden seit dem 1. Januar 2019. Als Non-Profit-Organisation müsse die Spitex in diesem Bereich kostendeckend arbeiten – im Interesse der Gemeinden. Bisherige Klienten wurden auf Anfang 2019 in einem Schreiben darüber informiert. Die Geschäftsleitung begründet: «Nach Jahren eines konstanten Ansatzes müssen wir aufgrund von steigenden Anforderungen und damit verbundenen höheren Personalkosten unsere Tarife anpassen. Diese Massnahme ermöglicht es uns, auch weiterhin hauswirtschaftliche Dienstleistungen in gewohnter Qualität anbieten zu können.» Bisherige hätten ab Mitte 2019 mehr bezahlt oder auf andere, günstigere Dienstleister ausweichen können. Das hätten einige gemacht. In der Regel seien sie aber zur Spitex zurückgekommen, weil sie die Zuverlässigkeit und die Professionalität der Organisation schätzten. Fus sagt auch: «Wir haben langjähriges, erfahrenes Personal. Uns ist sehr wichtig, dass sie zeitgemässe Anstellungsbedingungen mit guten Sozialleistungen haben.» Mitarbeitende im hauswirtschaftlichen Bereich würden zudem soziale Verantwortung tragen. Sie stehen in Kontakt mit dem Pflegepersonal und könnten Veränderungen bei Klienten ansprechen. Das wiederum nütze den Klienten.

Heidi Hess

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