Qualmen im Tenue stinkt der Trainer-Lady

Di, 07. Jul. 2020

Der FC Fislisbach putzt den FC Klingnau auf dessen Platz mit 4:1 weg. Dennoch gab es nach dem Spiel Zunder von Trainer-Lady Ramona Armuzzi, die erstmals in einem Spiel an der Seitenlinie stand.

Nach der Partie, die in den Reihen der Fislisbacher für gute Laune sorgte, zündete sich der eine oder andere Spieler noch vor der Spielerbank eine Zigarette an. Das verschlug der neuen Trainerassistentin Ramona Armuzzi buchstäblich den Atem. Nicht wegen des Zigarettenqualms. Viel mehr weil sie ihren Augen nicht trauen wollte. «Aber bitte, meine Herren», sagte sie laut und offensichtlich entsetzt. «Doch nicht im Tenue. Und nicht jetzt, so kurz nach dem Spiel, wo eure Lungen noch voll offen sind!» Worauf einer den anderen mit einem Glimmstengel im Mund um Feuer bat und im Vorbeigehen sagte: «Willkommen im Regionalfussball.»
Cheftrainer Christian Jäggi, dem das Rauchen im verschwitzten Leibchen ebenso missfällt, sagte: «Was heisst nicht im Dress? Auf dem Sportplatz wird sowieso nicht geraucht.» Aber auch er musste die Unsitte seiner Sportler hinnehmen. Vom Leistungsfussball bei GC und dem FC Basel, ist Jäggi das nicht gewohnt. Auch Ramona Armuzzi kennt so etwas nicht. Sie rief den fröhlich paffenden Spielern noch hinterher: «Nach dem nächsten Spiel sehen wir das nicht mehr. Abgemacht?» Worauf sich einer grinsend umdrehte und sagte: «Abgemacht!» Mal sehen, ob sich die Raucherfraktion im nächsten Spiel daran halten wird. Es wäre ein erstes starkes Zeichen nach dem Neuzuzug der Trainer-Lady.
Für natürlichen Rauch hatten die Fislisbacher auf der akkurat gemähten Spielwiese von Klingnau schon vorher gesorgt. Mit dem Anpfiff glühten die Sohlen der Spieler. Von wegen Trainingsspiel und Vorsicht, wie es vor dem Spiel noch besprochen wurde. Die Jungs waren nach der langen Zwangspause so richtig heiss auf Fussball.

Hövel übernimmt Chefrolle
Selbst Sportchef Christian Umbricht rieb sich verwundert die Augen darüber, was er von seinen Spielern zu sehen bekam. Ein Fislisbacher Ensemble, bestückt mit drei Neuen. Darunter mit Umbrichts «Königstransfer Lukas Hövel, der von Beginn weg die Fäden im Mittelfeld zog. Völlig überraschend der andere Neuzugang Brian Bosshard auf der rechten Verteidigerseite. Ein Kraftpaket und Sprinter, der das Gras lieber frisst, als dass er seinem Gegenspieler einen Grashalm überlässt. Und dann noch so ein blonder Hüne auf der linken Aussenbahn, den keiner auf der Rechnung hatte: Kevin Muff. Er begann stark und bedankte sich nach zehn Spielminuten bei Ryan Allmann, der die Kugel aus zwanzig Metern an den Pfosten donnerte. Muff versenkte den Abpraller kühl zum 1:0. Die Fislisbacher hatten sich schnell für ihr engagiertes und clever gespieltes Pressing belohnt.

Brian Bosshard überrascht
Wobei am Ursprung dieses Treffers Brian Bosshard erwähnt werden muss. Der warf den Ball nämlich bei einem Einwurf locker mal vierzig Meter weit. Eine fantastische Vorlage, die letztlich zum Tor führte. Dabei hat Bosshard anderthalb Jahre pausiert. Ein Kreuzbandriss hat ihn beim FC Wettingen ausser Gefecht gesetzt. «Aber ich habe die letzten Monate hart gearbeitet und täglich für mich allein trainiert», sagt er. «Das Resultat ist zu sehen.
Derweil hinter den Büschen auf dem angrenzenden Gelände der Hundesportler die Hunde unablässig bellten, machten die Fislisbacher ungeniert weiter Tempo. Siro Dubach, das 19-Jährige Eigengewächs markierte aus seiner defensiven Position heraus gleich mal das Revier. Er machte mit seinem Einsatz deutlich, wie sehr er einen Stammplatz einfordert.
Und Yannick Frei, die Sprintrakete im Team, bewies, dass er von seiner Schnelligkeit rein gar nichts eingebüsst hat. Man brauchte ihn, wie beim 2:0 wenige Zeigerumdrehungen später, nur mit der richtigen Länge weit anzuspielen. Er zündete den Turbo und donnerte los wie eine schnaubende Lokomotive, um nach schönem Solo und mit behender Schusstechnik den Goalie zu verladen. Die höherklassigen Klingnauer wussten auf heimischem Geläuf nicht wie ihnen geschah. Als Yannick Frei nachdoppelte und das frühe 3:0 erzielte, wurde es dem Klingnauer Trainer Samir Bajramovic zu bunt. Er wurde laut. Doch am Spielgeschehen änderte das nichts. Die Fislisbacher machten einen auf Samba. Sie vergassen einzig noch mindestens zwei der vielen guten Möglichkeiten zu nutzen.
In der Pause gab Cheftrainer Christian Jäggi seinen bis dahin im Gras fläzenden Spielern, die er in grosser Zahl aufgeboten hatte, Auslauf. Schliesslich handelte es sich um einen ersten Test. Er wollte sehen was der eine oder andere Junior und die Testspieler so draufhaben. Was er zu sehen bekam, mochte seinen Ansprüchen nur in Ansätzen zu genügen. So etwa Massimo Montalto, der zuletzt in Koblenz spielte. Gross gewachsen. Ein Brecher in der Sturmspitze. Unkompliziert, mit direktem Zug zum Tor. Nach zwei vergebenen Chancen versiebte er zwar einen Penalty, den er selbst rausgeholt hatte. Im vierten Anlauf traf er aber doch noch zum Schlussstand von 4:1. Montalto wird auch diese Woche weiter getestet. Ein Entscheid, ob er zu Fislisbach kommt, sei noch nicht gefallen, sagte Christian Umbricht hinterher.

Trainer-Lady sieht Luft nach oben
Während des Spiels stand Ramona Armuzzi meist regungslos, mit angestrengtem Blick neben Jäggi am Spielfeldrand. Ihr war nicht anzusehen, was sie von dem Kick auf der Spielwiese im Naturschutzgebiet von Klingnau hielt. Nach dem Spiel dazu befragt, setzt sie sich neben den Fragesteller auf die Spielerbank und sagt: «Fussballspielen können sie. Das hat man gesehen. Aber es fehlt noch ganz viel. Dass es dem einen und anderen noch an Puste, vor allem aber am Spielrhythmus fehlt, sei offensichtlich. Aber auch taktisch und spielerisch sieht die Trainer-Lady viel Luft nach oben. Und das nach einem 4:1 auswärts bei einem Oberklassigen. «Die waren aber nicht mehr als schwaches 3.-Liga-Niveau», sagt einer aus der Gruppe. Man kann es natürlich auch so sehen.

Beat Gomes

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