Beide wollen sie den zweiten Dreier

Fr, 21. Aug. 2020

Der FC Niederwil empfängt am Samstag den FC Othmarsingen zum ersten Derby der Saison. Beide haben sie zum Auftakt der Meisterschaft gewonnen. Beide haben mit viel Kampf überzeugt. Wer von beiden ist in der Lage, den Schwung aus dem Startspiel besser zu nutzen?

Der Chronist hat beide Teams bei ihrem Startsieg beobachtet. Den FC Niederwil bei seinem 3:2-Sieg in Gontenschwil am Samstagabend und den FC Othmarsingen am Sonntagnachmittag beim 2:1-Erfolg zu Hause gegen den FC Wohlen 2. Beide Resultate konnten so nicht erwartet werden. Denn sowohl die Niederwiler als auch die Othmarsinger gehören zu jenen Teams, die zu den meist genannten Abstiegsanwärtern zählen. Umso wichtiger sind die eingefahrenen drei Punkte im Auftaktspiel. Weil die 2. Liga-Gruppe dieses Jahr mit 15 (statt 14) Mannschaften gespielt wird (da der FC Wettingen freiwillig abgestiegen ist), müssen gleich vier Teams absteigen. Sollten aus der 2. Liga Interregional zwei Aargauer Teams absteigen, müssten sogar fünf von 15 Teams absteigen.
Bei dem in den Startspielen Gezeigten im Derby einen Favoriten zu benennen, ist nahezu unmöglich. Die Niederwiler spielen zu Hause. Das muss aber kein Vorteil sein. Denn das Team von Gino Saporito und Reto Salm hat Mühe, wenn es das Spiel bestimmen soll. Das war auch beim überraschenden 3:2-Startsieg in Gontenschwil zu sehen. Dort wähnten sich die Gontenschwiler nach der frühen 1:0-Führung wohl etwas allzu sicher. Prompt liefen sie den Niederwilern mit ihren schnellen Stürmern «Habi» Habegger und Fabrice Rätz ins offene Messer. Beide erzielten je ein Tor. Besondere Erwähnung verdient die 2:1-Führung, als Rätz seinem Gegenspieler auf der rechten Seite enteilte und den Ball mustergültig für «Habi» auflegte. Gontenschwil wirkte geschockt und verlor die defensive Ordnung. Prompt kam Rätz noch vor der Pause zu seiner Chance, die er im Stile eines abgezockten Goalgetters zu nutzen wusste. Er drehte sich um seinen Bewacher und zirkelte den Ball aus zwölf Metern am Torhüter vorbei in die tiefe linke Ecke. Die Niederwiler waren so lange im Vorteil, als es ihnen gelang, den Gegner hoch zu pressen. Damit war es spätestens nach dem Anschlusstreffer vorbei. Es fehlte sichtlich an einer ordnenden Kraft im Mittelfeld. Dauerläufer Noah Schwegler allein konnte die Löcher, je länger das Spiel dauerte, nicht mehr alle stopfen. In dieser Phase fehlte einer wie Raphael Peterhans, der in den Ferien weilte. Es waren die Leidenschaft und die unbedingte Laufbereitschaft, die in der Brutofenhitze von Gontenschwil letztlich zum Erfolg führten.

«Schön auf dem Boden bleiben»
«Nur so haben wir in dieser Liga eine Chance», sagt Gino Saporito. Sein Co-Trainer Reto Salm sah nach dem Erfolg keinen Grund zur Euphorie. «Wir müssen mit den Füssen ganz schön am Boden bleiben», sagte er nach dem schweisstreibenden Überraschungserfolg. «Man hat ja gesehen, wie das Resultat entstanden ist.» Salm sieht noch viel Arbeit vor sich. «Noch haben wir in der Vorwärtsbewegung zu viele Ballverluste. Das muss besser werden. Wir können nicht immer davon ausgehen, dass unsere Gegner dermassen gute Chancen liegen lassen.»

Othmarsingens grosses Comeback
Auch wenn er sich über den auf den letzten Drücker erkämpften 2:1-Sieg seines Teams gegen den FC Wohlen 2 freute: Othmarsingens Chefcoach Beat Dünki verfiel ebenfalls nicht in Euphorie. «Es war ein Sieg des Teams, das nach dem Platzverweis von Dominic Volger Charakter gezeigt hat.» Dünki war nach dem Spiel aber auch so ehrlich, um zu sagen: «Ich habe nach dieser Gelb-Roten Karte nicht mehr an einen Erfolg unserer Mannschaft geglaubt. Wir lagen zu jenem Zeitpunkt in der 50. Minute 0:1 hinten. Und wir liessen uns vom Gegner hinten hineindrücken, fanden kaum Lösungen im Spiel nach vorne.»
Tatsächlich hätte keiner der zahlreichen Zuschauer auf der Falkenmatt zu jenem Zeitpunkt noch auf Othmarsingen getippt. Zu eindeutig waren die Kräfteverhältnisse verteilt. Doch ausgerechnet in grösster Not zeigte sich, was Kampfgeist im Fussball ausrichten kann. Allen voran Marcel «Mäse» Villiger, der nach dem Platzverweis seines kongenialen Abwehrkollegen nicht nur eine, sondern zwei oder drei Schippen draufpackte.

Ein Grenadier geht voran
Der Grenadier-Wachtmeister der Schweizer Armee ging selbst dann noch in die Zweikämpfe, als er schon auf den Knien ging oder auf dem Hosenboden sass. Dabei war «Mäse» die Woche zuvor noch in den Ferien. «Ein Grenadier braucht eben kein Training», scherzte Villiger hinterher. Und noch einer stach heraus: Der Mann mit dem bunten Namen: Estany De Sousa Feijo. Der in Mellingen wohnhafte Stürmer, der einst bei «Schrauben Huber» die Lehre im Detailhandel absolvierte, warf sein volles Kampfgewicht in die Waage. Wenn «Esti», wie er gerufen wird, auf der linken Aussenbahn losdonnert, hat jeder Gegenspieler Mühe, ihm zu folgen. Und wenn er gestellt werden kann, ist er in der Lage, sich durch drei Gegner hindurchzudribbeln. De Sousa stand denn auch am Ursprung des 1:1 gegen Wohlen, als er erst einen Freistoss erzwang und hinterher am richtigen Ort stand, um den Ball - irgendwie typisch für ihn – mit dem Rücken zum Tor in die gegnerischen Maschen zu zwirbeln.
Womit gesagt ist, wo die Stärken bei den Bünztalern liegen: nämlich in der Offensive. Mit Albert Pjetri verfügen sie im Mittelfeld über einen, der mit seiner stupenden Technik am Ball, eine gegnerische Abwehr mit einem Pass auszuhebeln weiss. Dazu kommen Stürmer wie der ebenfalls pfeilschnelle «Heiri» Murati oder Kristjan Bushaj, der selbst mit 15 Kilo zu viel auf den Rippen, als Einwechselspieler das entscheidende Tor zu schiessen weiss. Und im Tor der Othmarsinger steht mit Leandro Russo ein Brocken, der stärker denn je hält.

Die bessere Defensive gewinnt
Es wird interessant zu beobachten sein, wie die Spielanlage der beiden Teams sein wird. Sowohl Gino Saporito als auch Beat Dünki schauen nie auf die Aufstellung des anderen Teams. Beide haben ihre eigenen Vorstellungen, wie ihre Mannschaft spielen soll. Man braucht kein Prophet zu sein, um vorauszusagen, dass morgen Abend auf der Riedmatt in Niederwil zwei eher offensiv ausgerichtete Teams aufeinandertreffen werden. Defensiv haben sie nämlich beide so ihre Probleme. Für die Zuschauer verspricht das Derby auf jeden Fall Hochspannung.

Beat Gomes

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