GASTKOLUMNE

Fr, 21. Aug. 2020

Edith Saner aus Birmenstorf ist diplomierte Pflegefachfrau und diplomierte Betriebsausbilderin mit Masterabschluss in Coaching. Sie politisiert seit 20 Jahren. Zuerst auf kommunaler Ebene, seit sechs Jahren im Grossen Rat. Ausgleich dazu ist ihr Bewegung in der Natur.

Postkartengrüsse

Eine Berglandschaft mit blauem Himmel, romantische Strände, verwinkelte Gassen einer Weltstadt und auf der Rückseite ein paar Zeilen aus den Ferien oder sogar einem passenden Reim, wie z.B. aus Rimini: «Gemütlich sitzen wir am Strand, verpflegen uns vom Würstchenstand. Allerdings vermissen wir, das eisgekühlte Eichhofbier». Die Grusstexte geben in der Regel Einblick in das Ferienerleben und zeigen auch häufig auf, was man vermisst.
Die Digitalisierung, das Senden von Mitteilungen per WhatsApp und die Möglichkeit, jederzeit von überall her zu telefonieren, lassen Postkarten immer mehr ins Antiquariat verschwinden. Man nimmt sich nicht mehr die Zeit, sich zu überlegen, wem man eine Karte schicken und welches Sujet das passende zum Absender sein könnte. Man nimmt sich nicht mehr die Zeit, Stamps, Francobolli und Timbres zu suchen. Und man nimmt sich nicht mehr die Zeit, einen gemütlichen Ort ausfindig zu machen, einen Drink zu geniessen und sich zu überlegen, was man an die Mutter, an die Freunde oder auch Nachbarn schreiben könnte. Und man nimmt sich nicht mehr die Zeit, durch Gassen zu irren, bis man einen Briefkasten gefunden hat. Je nach Land auch mit dem Risiko, dass die Postkarte nie ankommen wird, da sich Lausbuben erlauben, die Marke abzulösen und die Karte verschwinden zu lassen. Dies ist uns einmal bei einem Trekking durch Nepal passiert. Ein grosser Teil der Karten hat den Weg nicht in die Schweiz gefunden und eine reiseerfahrene Kollegin wusste, dass es Länder gibt, wo Marken ab und zu «wiederverwertet» werden.
Mit dem Verschwinden der Tradition von Postkartenschreiben verschwindet auch ein Teil unserer Kommunikationsmöglichkeiten. Ich freue mich nach wie vor an Karten, die ich aus dem Briefkasten nehmen, lesen und an unser Anschlagbrett heften darf. Ich freue mich, dass sich jemand Zeit nimmt, mir bewusst ein Zeichen aus den Ferien zu schicken, sei es mit Witz oder auch ganz ernsthaft. Aber ich muss mich selber an der Nase nehmen, weiterhin Karten zu schreiben. Auch wenn dies in der digitalen Welt vielleicht als altmodisch daherkommt. Mir Zeit zu nehmen, einen lustigen oder schrägen Reim zu erstellen:
«Die Wanderschuhe drücken mich und eines weiss ich sicherlich, die nächsten Ferien sind am Strand, mit Risiko auf Sonnenbrand.»

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