Ihr Ziel: Juristin auf zweitem Bildungsweg

Di, 25. Aug. 2020

Sie sprüht vor Energie. Die dreifache Mutter ist ab 2021 für vier Jahre als Bezirksrichterin im Bezirk Baden gewählt worden. Die Juristik ist die grosse Passion von Tamara Zilli. Ab diesem Herbst studiert sie Rechtswissenschaften an der Uni Fribourg. Sie lebt nach dem Motto: Man muss im Leben etwas wagen.

Für mich ist Gerechtigkeit sehr wichtig», sagt Tamara Zilli (37). Als Bezirksrichterin kann sie ab 1. Januar 2021 beim Bezirksgericht Baden für mehr Gerechtigkeit sorgen. Zum Amt kam sie eher zufällig. Bei einem Treffen mit ihrer Kollegin, Grossrätin Lea Schmidmeister, erzählte sie, dass sie ab diesem Herbst mit dem Studium für Rechtswissenschaften beginnen würde. Schmidmeister erwähnte, dass für die anstehenden Wahlen am Bezirksgericht Baden noch nicht alle Mandate besetzt seien. Zilli fand, dass das Amt die praktische Ergänzung zu ihrem Studium wäre. Sie beschloss sich zu bewerben. Da die meisten Bezirksrichter einer Partei angehören, entschied sie sich Mitglied bei der SP zu werden. «Die SP ist die Partei, mit der ich mich schon immer identifizieren konnte. Bereits ihr Vater war als Gemeinderat in Erlinsbach Parteimitglied. «Ich wäre sicherlich früher oder später der Partei beigetreten. Durch die Bezirksrichterwahlen, war es jetzt der ideale Zeitpunkt.»

In stiller Wahl gewählt
Vier Bezirksrichterinnen und -richter traten zurück. Für dieses Amt muss man über keinen juristischen Hintergrund verfügen. Die gewählten Bezirksrichter kommen unter anderem zum Einsatz, wenn bei einem Gerichtsverfahren eine Freiheitsstrafe von mehr als zwei Jahren verhängt wird. Das Gerichtsurteil fällen die anwesenden Bezirksrichter zusammen mit dem Gerichtspräsidenten. Zilli freut sich bereits heute schon auf ihre erste Verhandlung, Wann das soweit ist, ist noch nicht bekannt. Für eine Verhandlung wird sie zusammen mit ihren Amtskollegen jeweils schriftlich aufgeboten.
Bevor Zilli ihre Bewerbung einsandte, sondierte sie vor, wie ihre Wahlchancen sind. Unter anderem telefonierte sie mit Marlies Messmer aus Remetschwil. Sie ist ebenfalls SP-Mitglied und stellte sich zur Wiederwahl als Bezirksrichterin. Aufgrund des Telefonats kontaktierte sie zusätzlich Friedensrichter Christian Oberholzer. Er riet ihr, ihre Bewerbungsunterlagen inklusive Wahlfähigkeitsausweis an ihn einzusenden. Den Ausweis musste sie bei der Gemeinde Mellingen anfordern. Die eingesandten Dossiers wurden von den verschiedenen Parteien angeschaut. Da nicht mehr Bewerbungen als zu vergebende Mandate eingingen, gab es eine stille Wahl. Das heisst, nachdem die Parteien mit den Kandidaturen einverstanden waren, wurden die Dossiers an die Staatskanzlei gesandt und dort wurden die stillen Wahlen gemäss dem Gesetz über die politischen Rechte durchgeführt. Alle Kandidaten des Bezirks Baden wurden gewählt.

Jurastudium fängt im Herbst an
«Die Passion zur Juristik hat sich nach und nach entwickelt», sagt Zilli. Als gelernte Kauffrau arbeitete sie zwölf Jahre bei einer Inkassofirma. Der Wechsel in die Rechtsabteilung der Firma war der Grundstein für ihre juristische Laufbahn. Sie wickelte dort die Rechtsvorschläge ab und durfte die Firma auch am Gericht vertreten. «Mir wurde bewusst, dass mir die Rechtswissenschaft Freude bereitet», sagt sie. Ein damaliger Arbeitskollege motivierte sie, wie er auf dem zweiten Bildungsweg Rechtswissenschaft zu studieren. Er sagte: «Wenn man etwas im Leben erreichen will, ist man nie zu alt dafür.»

Aufnahmeprüfung machen müssen
Im September beginnt Tamara Zilli mit dem Studium für Rechtswissenschaft an der Uni in Fribourg. Da sie über keine Matura verfügt, stand eine Aufnahmeprüfung an. An der Prüfung musste sie in vier Stunden unter anderem ein Bundesgerichtsurteil analysieren, einen Artikel der Bundesverfassung aus dem Französischen ins Deutsche übersetzen und Fragen zur Allgemeinbildung, wie z. B. was ist eine Fotosynthese, beantworten. «Ich dachte wärend der Prüfung, dass ich das nicht schaffe», sagt sie. «Es waren einige vor Ort, die bereits zum zweiten Mal die Prüfung machten.» Zwei Monate musste sie auf das Prüfungsresultat warten. «Ich war sehr glücklich, als ich erfuhr, dass ich zu dem Viertel gehörte, das bestanden hatte.» Sie wird für die nächsten vier Jahre jeweils an zwei Tagen pro Woche an der Uni Fribourg studieren. Nebst dem Studium arbeitet sie seit eineinhalb Jahren bei der Sozialversicherungsanstalt (SVA) in Aarau in der Inkassoabteilung. Für ihre Einsätze als Bezirksrichterin wird sie sich im Betrieb jeweils frei nehmen. «Den Aufwand ist es mir wert. Die Rechtswissenschaft ist meine Leidenschaft», sagt sie.

Debora Gattlen

Ganzer Artikel ist nur für Abonnenten verfügbar.
Kategorie: 

Stellenangebote

Immobilienangebote

Kommende Events

Weitere Angebote

Trending

1

Stetten - Weg hinter der «Krone»

Ein grosser Teil der Zentrumsüberbauung ist bereits realisiert. Der neue Fussweg hinter dem Restaurant Krone parallel zur Oberdorfstrasse ist öffentlich zugänglich und beleuchtet. Der Gemeinderat bittet die Bevölkerung, den neuen und sicheren Weg zu benützen. (gk)