Niederwiler mit zwei verschiedenen Gesichtern

Di, 04. Aug. 2020

Trainingsspiele haben ihre eigenen Gesetze. Das war in diesem Spiel nicht anders. Der FC Niederwil versuchte sich gegen die Junioren aus Rothenburg (LU) mit einer ungewöhnlichen Aufstellung — und kam nach Umstellungen erst in der zweiten Hälfte so richtig in Fahrt.

Als das Trainergespann Gino Saporito und Reto Salm nach der Pause Andreas «Habi» Habegger, Damian Wüthrich, Joel Rey, Dives Ambrozzo, Simon Haas und Joel «Pampa» Insaurralde von der Leine liessen, war plötzlich Feuer im Spiel. Es dauerte keine zwei Minuten, als Joel Rey hinter den Spitzen einen Zuckerpass auf «Habi» Habegger auspackte. Der lief perfekt in die «Gasse» und konnte sich allein vor dem gegnerischen Hüter die Ecke aussuchen – 1:0. Und drei Minuten später servierte Dives Ambrozzo von rechts eine perfekt getimte Flanke. «Habi» kam angebraust und donnerte den Ball mit einer Direktabnahme in die Maschen (siehe Foto). Das war Musik für die zahlreich erschienenen Zuschauer, die letzten Donnerstagabend bei Temperaturen über 30 Grad auf der Riedmatt Fussball schauen wollten. Allzuviel hatten sie bis dahin nicht gesehen. Denn die Innerschweizer Junioren, die in der «Coca-Cola Junior League» spielen, verstanden es ausgezeichnet, das Spiel des 2.-Ligisten erfolgreich zu stören. Es gelang ihnen, die Passwege im finalen Drittel zuzustellen, so dass für die Niederwiler ausser viel Ballbesitz nichts Zählbares herausschaute. Insgesamt resultierten, trotz 70 Prozent Ballbesitz, nur gerade zwei Chancen, die aber vom beinahe zwei Meter langen Juniorengoalie behändigt werden konnten. Zum eher langweiligen Ballgeschiebe seines Teams sagte Co-Trainer Reto Salm hinterher: «Wir haben am Montag und Dienstag hart trainiert. Weil normalerweise am Donnerstag Training ist, sind wir dieses Spiel ohne besondere Fokussierung als Trainingseinheit angegangen. Dabei haben wir alle Spieler eingesetzt. Trainingsspiele sind auch dazu da, gewisse Dinge, wie zum Beispiel die Laufwege, in die Praxis umzusetzen und zu sehen, wie einzelne Spieler miteinander harmonieren.»

Erklärung aus Sicht der Trainer
Salm wollte mit der Startformation, in der Patrick Meyer, Marino Feurer, Emiliano Di Chiara und Oldie Martin Bräuer begannen nicht allzuhart ins Gericht gehen. «Bei diesen Temperaturen und den zuvor harten Trainings in den Beinen, ist es normal, dass man nicht über die ganze Zeit volles Tempo gehen kann. Zudem waren die gegnerischen Junioren noch frisch und konnten unser Tempo in der erste Halbzeit voll mitgehen.» Die Erklärung ist psychologisch durchaus verständlich. Es wurde aber auch klar: In der zweiten Spielhälfte gelang den Niederwilern das, was in der ersten Hälfte überhaupt nicht klappen wollte. Sie kamen mit viel mehr Tempo und variablem Spiel über die Flügel hinter die gegnerische Abwehr und vermochten ein gutes Dutzend hochkarätiger Chancen zu kreieren.

Fahrlässiger Umgang mit Chancen
Allein «Habi» Habegger hätte gut und gerne noch zwei machen können, genauso Damian Wüthrich, der ebenfalls eine Hundertprozentige verschenkte, ehe er Sekunden vor dem Abpfiff dem gegnerischen Ersatzhüter nach einem Patzer den Ball abluchsen und zum 3:1-Schlussresultat einschieben konnte. Zwischenzeitlich stand es, entgegen dem Spielverlauf, plötzlich 1:2, nachdem der Schiedsrichter auf Foulpenalty entschieden hatte. Im ganzen Spiel brauchten die beiden Goalies Samuel Rey (in der 1. Halbzeit) und Simon Zimmermann kaum einmal ernstlich einzugreifen. Fazit: Wenn die Niederwiler ihr Tempospiel in die Tiefe spielen, sind sie wettbewerbsfähig. Ballbesitzfussball ist aber nicht ihr Ding.

Beat Gomes

Ganzer Artikel ist nur für Abonnenten verfügbar.
Kategorie: 

Stellenangebote

Immobilienangebote

Kommende Events

Weitere Angebote

Trending

1

Erst mulmig, dann neugierig, schliesslich stolz

Von Zürich nach Nizza in einer Boeing 737 – Erfahrungsbericht aus dem Flugsimulator des ehemaligen Airline-Piloten Felix Staubli

Im Flugsimulator der Familie Staubli darf ich eine Stunde lang Pilotin sein. Die Lämpchen machen mir Sorgen und doch vergeht die Zeit im Flug.

Ein leicht mulmiges Gefühl beschleicht mich, als ich das Dachgeschoss der Familie Staubli in Wohlenschwil betrete. Dort fällt mein Blick auf ein Cockpit, einen wirklichkeitsgetreuen Nachbau einer Boe…