Von der «Villa Wahnsinn» zum «Mühligade»

Fr, 28. Aug. 2020

Kulinarischer Paukenschlag im beschaulichen Wohlenschwil. Besitzerin Erika Schibli verpachtet die «Mühle» an Deny Zurbuchen. Gemeinsam haben sie grosse Pläne. Die heutige Sommerterrasse wird zum «Mühligade». Er öffnet ab November seine Türen. Eine urchige Beiz für Fondue, Raclette und Hot-Stone. Das bisherige Restaurant Mühle bleibt wie es ist.

Sie stehen gemeinsam unter der Tür, die zu den Büros der Treuhandfirma SCI von Erika Schibli führt. Die Räumlichkeiten liegen direkt über der Gaststube der «Mühle». Erika Schibli und Deny Zurbuchen strahlen um die Wette. Spontan strecken sie dem «Reussbote»-Reporter ein Dokument in einem grünen Plastikmäppchen entgegen. «Baubewilligung» steht drauf. Die Tinte auf dem Papier ist wohl noch nicht ganz trocken. «Der Bescheid ist taufrisch», sagt Erika Schibli und beeilt sich anzufügen: «Ich war bei diesem Prüfverfahren im Ausstand.» Zum besseren Verständnis für alle, die Erika Schibli nicht näher kennen. Sie ist schon seit einer Ewigkeit und einigen Tagen Frau Gemeindeammann von Wohlenschwil. Vor 27 Jahren wurde sie in den Gemeinderat gewählt. Seit 23 Jahren leitet sie die Geschicke der Gemeinde. Die Liebe zu Wohlenschwil war es auch, weshalb sie seinerzeit die «Mühle» übernahm. Denn sonst hätte Wohlenschwil keine Beiz mehr im Zentrum gehabt. Eine erste Verpachtung war nicht von Erfolg gekrönt. In den letzten Jahren aber ging es mit dem ausgezeichneten Küchenchef Heinz Krebs sowie Geschäftsführerin Anita Joho und Schiblis finanziellem Durchhaltewillen nur noch in eine Richtung: aufwärts.
Nun ist es Zeit für einen nächsten Schritt. Mit Deny Zurbuchen, der ebenfalls in Wohlenschwil wohnt, und Erika Schibli haben sich zwei gefunden, die sich beinahe blind verstehen. Sie, die versierte Treuhänderin, die weiss, wie man die Finanzen zusammenhält. Er, der kreative Spontangeist mit der ansteckenden Fröhlichkeit. Ein Verkäufer und Eventgastronom, der in dieser Gegend bekannt ist wie ein bunter Hund.
Der 49-Jährige mit den strahlend blauen Augen, dem leicht angegrauten Bart, hat stets ein spitzbübisches Lachen im Gesicht. Er ist von beneidenswertem Optimismus. Seine Lebensgeschichte ist eine Ansammlung spannender Episoden.

Ein Leben im Schnellzug
Zusammengefasst könnte man sagen: Zurbuchen raste im Schnellzug durchs Leben. Rast und Ruhe hat er sich für später aufgehoben. Dabei hätte es ganz anders kommen können. Sein Vater ist Prähistoriker und Archäologe von Bedeutung. Der Grossvater bewirtschaftete einen Bauernhof in Oberrohrdorf. Ausgrabungen alter Gegenstände war weniger das Ding des jungen Deny. Er eiferte seinem Grossvater nach und lernte Landwirt mit Eidgenössischem Diplom. Doch damals war es für einen jungen Bauern kaum möglich, ein zukunftsweisendes Gehöft zu übernehmen. Also wechselte Zurbuchen in den Verkauf. Noch während der Lehre half er jeweils im Mr. Pickwick Pub in Baden aus und machte so erste Erfahrungen in der Gastronomie.

Animateur in der «Villa Wahnsinn»
Bevor er nach der Lehre bei der «Villa Wahnsinn» als Animateur einstieg, machte er eine Zusatzausbildung als Sportmasseur und verdiente sein Geld in einem Fitnessstudio. In der «Villa Wahnsinn» in Spreitenbach, die damals alle Besucherrekorde brach, lernte Zurbuchen seine Frau Claudia, die dort an der Bar arbeitete, kennen. Sie halten bis heute wie Pech und Schwefel zusammen. Nach dem «Wahnsinn» in der «Villa» gings weiter nach Kloten. Zurbuchen heuerte als Betriebsassistent im «Alpenrock House» an, das damals als Clublokal durch die Decke ging und Publikum zu Tausenden von weit her anlockte. Nach diesem Abenteuer liess er es wieder etwas ruhiger angehen. Er wechselte in den Aussendienst. Das Geschäft draussen an der Front, das war zweifellos Zurbuchens Berufung.

Zurbuchen wird «Corona-Deny»
Er wechselte für einige Jahre zu «Zweifel Chips», ehe er bei der Firma «Ausländische Biere AG» anheuerte und zum «Corona-Deny» wurde. Das deshalb, weil er als einer der ersten im Land Corona-Biere an die Gastronomie verklickerte. Zurbuchen machte sich in der Gastroszene einen Namen. So flatterten immer wieder Job-Angebote ins Haus. Nach sieben Jahren Bierverkauf wechselte Zurbuchen als Verkaufsleiter zur Firma Pernod Ricard Swiss SA, Diwisa und danach zur Lateltin AG, wo er edle Spirituosen an die Gastronomie verkaufte.

Sprung in die Selbstständigkeit
Sein Rucksack ist mittlerweile gut gefüllt, mit Wirtepatent, Küchenchef im Militär (als Gefreiter) und einem weit gesponnenen Netzwerk. Ab 10. September bis Mitte Oktober sollte der angebaute Mühle-Pavillon, der im Winter als Restaurant nicht tauglich ist, umgebaut sein. Daraus entsteht ein neues Lokal namens «Mühligade». Ein urchiges, und heimeliges Lokal nach bester Schweizer Älplertradition. Das Lokal wird von der traditionellen Gaststube mit dem Mühlerad abgetrennt. Es erhält eine eigene Küche. Nicht allzu gross. Aber gerade richtig, um verschiedene Fondues, Raclette oder einen «Mocken» Fleisch auf dem heissen Stein zu präparieren.

Eröffnung Ende Oktober
Am Freitag und Samstag, 30./31. Oktober lädt Deny Zurbuchen ausgewählte Gäste zum Eröffnungsapéro, ehe er gerade rechtzeitig zur Fondueund Raclette-Saison den Regelbetrieb aufnehmen wird. Per 1. Januar 2021 übernimmt der neue «Mühle»-Beizer von Erika Schibli die «Mühle Wohlenschwil GmbH» und somit auch das traditionelle Speiserestaurant. «Für die Gäste wird sich in der ‹Mühle› nichts ändern», versichert Erika Schibli, die Zurbuchen bei seinem unternehmerischen Abenteuer zur Seite stehen wird. «Das Angebot bleibt gleich. Auch das Personal bleibt dasselbe. Alle ausgegebenen Gutscheine behalten ihre Gültigkeit.»

«Mühle» bleibt «d’Mühli»
Erika Schibli freut sich auf die Veränderungen. «Es freut mich, mit Deny Zurbuchen einen jungen und dynamischen Partner gefunden zu haben, der etwas Neues zum Laufen bringen wird. Dabei ist mir aber wichtig, dass das Restaurant, das wir mit viel Herzblut zum Erfolg gebracht haben, so weiterläuft wie bisher.» Zurbuchen reicht die Blumen gleich weiter. «Ich bin glücklich, dass ich das Projekt in enger Zusammenarbeit mit Erika Schibli aufgleisen kann.»

OK-Mitglied am Dorffest 2021
Übrigens: Deny Zurbuchen ist nächstes Jahr OK-Mitglied des Dorffestes (9. bis 12. September 2021), wenn die Alte Kirche ihr 750-Jahr-Jubiläum mit einem Freilichtspiel feiert. Zurbuchen ist verantwortlich für die Gastronomie, Vereine und das Rahmenprogramm.

Beat Gomes

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