«Mir macht grün leben einfach Spass»

Fr, 18. Sep. 2020

Die 22-jährige Studentin Lara Theiler kandidiert im Bezirk Baden auf der Liste der Grünen

Lara Theiler hat sich schon früher in der Umweltszene engagiert. Es war aber der Erfolg der Klimastreik-Bewegung, der die Studentin zur Kandidatur bei den Grünen motiviert hat. Und sie findet, dass dem Kantonsparlament eine Verjüngungskur und grössere Geschlechtervielfalt gut stehen würde.

Ich schreie nicht so gern Parolen. Aber die Stimmung an den Klimastreiks hat mich schwer beeindruckt», sagt Lara Theiler über das Gemeinschaftsgefühl, welches sie an den Demonstrationen in Aarau, Baden, Bern und Zürich erlebte. «Ich konnte da richtig Energie tanken», verrät sie.
Normalerweise entspannt die junge Frau im Grünen. Etwa am Ufer der Reuss flussabwärts der geplanten Umfahrung in Mellingen. «Wie in Kanada», komme sie sich hier in der auf den ersten Blick unberührten Natur vor. Diesen Ort wählte sie aus verschiedenen Gründen als Treffpunkt: «Hier ist mein bevorzugtes Naherholungsgebiet», sagt die Wohlenschwilerin. Für sie steht der Fleck gleichzeitig sinnbildlich für die Beziehung zwischen Mensch und Natur, wie sie mit Blick auf Kläranlage und Grossbaustelle erklärt: «Wir schätzen die Natur, andererseits bringen wir sie in Gefahr, sei es durch giftige Rückstände im Wasser oder Strassen, die durch Naturschutzgebiete führen.» Politik, so ihre Meinung, müsse deshalb mehr die Natur und dann erst den Profit im Auge haben.
An den Demonstrationen habe sie begeistert, dass so viele Menschen für dasselbe Ziel auf die Strasse gingen und ihre Botschaft farbig und fröhlich verbreiteten. Dieser «Drive» müsse unbedingt beibehalten werden. «Fridays for Future hat die Schweiz bewegt», ist sich die Wohlenschwilerin sicher. Bei den Grossratswahlen verspricht sich Theiler dadurch einen Zuwachs an Wählerstimmen für die Grüne Partei.
Als sie für die Kandidatur angefragt wurde, habe sie sofort zugesagt. Für die Mitbegründerin der Aargauer Greenpeace-Gruppe ist es der erste Schritt in der Politik. Selber gewählt zu werden, hält sie mit Listenplatz 15 jedoch für ausgeschlossen – aber darauf kommt es ihr auch nicht an. «Ich arbeite gern hinter den Kulissen und unterstütze Personen, die im Rampenlicht stehen», sagt die Studentin. Zudem müsse sie ihren Einsatz mit dem Studium unter einen Hut bringen. «Teilzeit mit Herz», so beschreibt sie einen realistischen Zeitaufwand im Wahlkampf. «Aber ganz weg bin ich ja nie, da ich Politik- und Umweltwissenschaften studiere.»

Mehr Frauen ans Ruder
Kein Zweifel besteht bei ihr, dass mehr motivierte Frauen und junge Menschen in die Politik müssen. Denn diese würden frischen Wind bringen und harte Tatsachen ansprechen, ungeachtet davon, ob es gerade opportun ist. «Etablierte Politiker sollten den Jungen besser zuhören», fordert die 22-Jährige. «Und nicht vieles sofort als zu teuer oder nicht machbar abkanzeln.»
Aktuell fordert ihre Partei beispielsweise ein sofortiges Verbot der Installation neuer Ölheizungen und ein Zulassungsverbot für Autos mit Verbrennungsmotor bis spätestens 2025. Nur so sei es möglich, dass die Schweiz bis spätestens 2030 keine Treibhausgase mehr ausstösst. Mit diesen Forderungen übertreffen die Jungen Grünen selbst den Klimaplan ihrer Mutterpartei. «Weil für uns die wissenschaftliche Notwendigkeit, nicht die scheinbare Machbarkeit im Vordergrund steht», erklärt Theiler.
Doch Wandel braucht Zeit – darüber macht sich die grüne Nachwuchspolitikerin keine Illusionen. «Manchmal ist es besser, Kompromisse einzugehen», stellt sie klar. Sie wirbt aus diesem Grund für ein «Ja» zum neuen Energiegesetz, auch wenn dieses ihr eigentlich nicht weit genug geht. Und obwohl sie der Meinung ist, dass es nicht gelingen kann, grosse gesellschaftliche Veränderungen über freiwilliges Konsumverhalten herbeizuführen, findet sie es richtig, wenn jeder Mensch bei sich selbst anfängt. «Ich ernähre mich beispielsweise weitgehend pflanzlich. Kleine Schritte sind besser als gar kein Fortschritt», sagt sie. «Und irgendwann merkt man dann: Es macht auch einfach Spass, grün zu leben.»

Stefan Böker


Folge 5: Junge wollen in den Grossen Rat

Am 18. Oktober werden die 140 Mitglieder des Grossen Rates für die kommenden vier Jahre gewählt. In loser Folge stellen wir im «Reussbote» einige der jüngsten Kandidatinnen und Kandidaten aus unserem  Verbreitungsgebiet vor. (sb)

Ganzer Artikel ist nur für Abonnenten verfügbar.
Kategorie: 

Stellenangebote

Immobilienangebote

Kommende Events

Weitere Angebote

Trending

1

Nächste Ausgabe erst am Mittwoch

Bedingt durch die kommenden Osterfeiertage erscheint der «Reussbote» erst am nächsten Mittwoch, 3. April. Demzufolge verschiebt sich der Inserateschluss auf Dienstag, 2. April, 10 Uhr. Unser Betrieb bleibt von Karfreitag bis Dienstag, 2. April, 7.30 Uhr geschlossen.

Wir wünschen Ihnen allen ein frohes und erholsames Osterfest.

Der Verlag