Podium zu den Ersatzwahlen in den Gemeinderat im reformierten Kirchgemeindehaus
Simone Bertschi, David Jäggi, Fritz Krähenbühl, Reinhold Rauber, Andreas Sommer und Walter Strickler äussern sich zu Steuererhöhung und Steuerertrag. Sie nennen ihr Wunschressort und ihre Visionen für Fislisbach.
Überraschen sollte es nicht: Sechs Kandidierende an einem Podium, da wird Publikum kommen. So war es denn auch am Donnerstagabend. Der Saal füllte sich, zusätzliche Stühle wurden herbeigeschleppt, der Abstand eingehalten. Zuletzt galt Maskenpflicht, das gebot Moderator Roland Michel den über 70 Anwesenden.
Nach einer kurzen Vorstellungsrunde wechselte Michel zu den Fragen, etwa nach zeitlichen Kapazitäten, nach Prioritäten auf der politischen Agenda, auch nach Standpunkten zu Steuererhöhung oder Fusion. Das Publikum fragte zusätzlich nach Wunschressorts und Visionen für Fislisbach.
Betreffend Fusion waren sich alle Kandidierenden einig: Fislisbach sollte eigenständig bleiben. Fusionieren will niemand. Alle sehen den zeitlichen Aufwand für das Exekutivamt bei rund 20 Prozent und meinen, diese Zeit neben Beruf, Familie und Hobbys aufwenden zu können. Neben Gemeinsamkeiten hatten sich aber auch Unterschiede herauskristallisiert.
Ressort Soziales oder Finanzen?
Simone Bertschi würde sehr gerne das frei gewordene Ressort Soziales übernehmen. «Es ist mir eine Herzensangelegenheit, dass alle selbstbestimmt leben können, Jung und Alt, Menschen mit Handicap», sagt die Juristin. Das Dorf soll attraktiv bleiben für alle. Bertschi ist in Fislisbach aufgewachsen und lebt heute in einem Mehrgenerationenhaus. David Jäggi wehrt sich gegen Killersätze wie: «Das haben wir noch nie so gemacht, das brauchen wir nicht» und erinnert daran, wie schwierig es gewesen sei, den beliebten Spielplatz «Tannenburg» aufzubauen. Eine Gemeinde müsse mit der Zeit gehen, betont der Ingenieur und Unternehmer, der sich für das Ressort Finanzen interessiert. Sei es bei der Digitalisierung oder bei der Anpassung an veränderte Familienrealitäten.
Das Ressort Finanzen interessiert auch Fritz Krähenbühl, Schreinermeister und von 2005 bis 2013 schon mal für die FDP im Fislisbacher Gemeinderat. «Ich bin mit der aktuellen Finanzpolitik unzufrieden», sagt er klar. Fislisbach könne den Steuerfuss wohl kaum senken, müsse vielleicht sogar eine Steuererhöhung hinnehmen: Sparen aber sei nötig, ohne sich deswegen kaputt zu sparen.
«Bildung oder Finanzen», nennt Reinhold Rauber seine Wunschressorts, weil er lange Mitglied der Schulpflege war und weil er auch eine betriebswirtschaftliche Ausbildung hat. Heute ist er Hausmann und will den Durchgangsverkehr aus dem Dorf verbannen. Der Verkehr werde mit der Umfahrung Mellingen und mit der geplanten Überbauung Galgenbuck weiter zunehmen. Warum nicht eine «Umfahrung Fislisbach» planen, fragt er.
Eigene Bezirksschule und Umfahrung
Andreas Sommer will «weder bei der Bildung noch bei der Kultur» sparen. Eine Steuererhöhung, meint er, werde man wohl in Kauf nehmen müssen. Der Einkäufer, der sehr gerne mit Menschen arbeitet, könnte sich vorstellen, das Ressort Soziales zu übernehmen. Er bezeichnet es als «sehr herausfordernd, aber auch sehr spannend».
Walter Strickler präsidiert aktuell die Schulpflege in Fislisbach. Er lehnt deren Abschaffung ab – das letzte Wort aber hat das Stimmvolk am 27. September. Allenfalls möchte Strickler eine neue Führungsstruktur mitentwickeln und wünscht sich deshalb das Ressort Bildung. Auch die Finanzen würden den Vater zweier Kinder interessieren, der im Bereich Schadensexpertise bei einer Versicherung tätig ist. Pointiert und mit einem Augenzwinkern fasst Roland Michel die Diskussion zusammen: «Ihr alle wollt ein eigenständiges Fislisbach, am besten mit Bezirksschule und Umfahrung».
Heidi Hess