Publikum auf die Bühne, Orchester in den Saal

Di, 01. Sep. 2020

Jahreskonzerte: Im Herbst und im Winter möchten zahlreiche Musikvereine konzertieren. Wie aber auftreten in Zeiten von Corona?

Die Konzerttermine stellen Musikvereine vor grosse Herausforderungen. Soll das Publikum mit Maske auf die Bühne? Sollen Musizierende, mit Abstand zueinander, in den Saal? – Ein mögliches Szenario.

Wie proben? Und vor allem: Wie auftreten? Diese Sorge plagt in Zeiten von Corona alle Musikvereine. Sie jonglieren mit Proben und Terminen, suchen kreative Ideen; sie haben Konzerte verschoben, abgesagt oder – erst recht – angesagt. Die Unsicherheit überall gross. Viele Jahreskonzerte finden traditionell während der Herbst- und Wintermonate statt. Der «Reussbote» hat bei Musikvereinen in der Region nachgefragt.

Die ersten Konzertabsagen
Definitiv abgesagt hat «schweren Herzens» der Musikverein Künten sein Konzert «The Künten Session». Der Termin war vom Frühling auf den 11. und 12. September verschoben worden. Nun folgt die Absage. Auf seiner Webseite erklärt der Verein: «Die aktuellen Bestimmungen von Bund und Kanton erlauben uns die gewohnte Durchführung der Konzerte leider nicht, oder nur mit extremen Schutzmassnahmen, die wir weder unseren Besuchern noch uns selbst zumuten möchten.» Ganz verzichten will man dennoch nicht: Bei guter Witterung verspricht der Verein ein Platzkonzert am 12. September.
Sein Jahreskonzert vom 19. September ebenfalls abgesagt hat das Jugendspiel Rohrdorferberg. Das Jugendspiel musste bereits sein Muttertagsständchen im Mai im Reusspark absagen. «Das wird jetzt – im kleinen, internen Rahmen – unsere Alternative sein», sagt Präsident Raphael Zimmermann. Geplant sei ausserdem, eine CD aufzunehmen – zu hören für alle.
Zahlreiche Anlässe fielen in der ersten Jahreshälfte beim Musikverein Fislisbach aus, etwa die Teilnahme am Sechseläuten, das Jahreskonzert, Erstkommunion, Firmung. Geprobt wird wieder seit dem Juni – abstandskonform in der Aula der Schule Leematten. Das Jahreskonzert am Adventssonntag in der Kirche findet statt, verschoben wird hingegen ein Gastspiel in der Kirche St. Paul in Luzern.

«Eine riesige Gratwanderung»
Sein Konzert durchführen will der Musikverein Mägenwil-Wohlenschwil, und zwar am 14. und 15. November. Sie hätten festgestellt, sagt Präsident Martin Busslinger: «Wir brauchen ein Ziel, damit der Probespass bleibt.» Dieses Ziel müsse gross genug sein. Nötig sei eine Herausforderung, damit die Musizierenden genügend motiviert seien, ihre Stücke zu üben. Sie hätten früh damit angefangen. «Schon im Mai, auch mal im Wald und in ganz kleinen Gruppen», sagt Busslinger. So, wie der Bund die Versammlungszahlen gelockert habe, hätten sie in grösseren Gruppen proben können, zunächst Holz- und Blechbläser separat. Schliesslich habe die Gemeinde Mägenwil dem Musikverein die Aula für die Proben überlassen. «Verdankenswerterweise», sagt der Präsident. Die Abstände zwischen den Musizierenden lassen sich auf dieser Fläche einhalten. Die Akustik – in der ohne Publikum fast leeren Halle – allerdings sei gewöhnungsbedürftig.
Wie aber wird unter solchen Umständen ein Konzert möglich? Und wird das Publikum das Engagement danken? «Es ist eine riesige Gratwanderung», sagt Busslinger. Dabei ist der Musikverein Mägenwil-Wohlenschwil durchaus kreativ: «Warum nicht mit einem Teil des Publikums auf die Bühne und mit den Musizierenden in den Saal?» Ein mögliches Szenario wäre es – Konzertbestuhlung, ohne Gastronomie. Dem Präsident ist bewusst, dass sich noch Vieles ändern kann. Auch deshalb muss der finanzielle Aufwand für den Verein klein bleiben.

Keine spruchreife Idee in Tägerig
Gedanken macht man sich auch in Tägerig. Der Konzerttermin steht fest: Am 28. und 29. November ist der Auftritt vor Publikum geplant. Das Wie sei aber nach wie vor unklar, sagt Pascal Herzog, Präsident des Musikvereins Tägerig. Zur Zeit würden sie sich überlegen, in welchem Umfang ein Konzert möglich wäre, Varianten von Schutzkonzepten würden durchgespielt. Eine spruchreife Idee existiere hingegen noch nicht, sagt er: «Anfang Oktober entscheiden wir definitiv.» Bis dahin proben sie. Auch die Tägliger sind in der Aula, halten Abstand und jeder wischt das Kondenswasser mit dem eigenen Lappen weg. «Kein Problem ist für uns das Contact-Tracing», bewahrt Herzog trotz komplizierter Bedingungen den Humor. «Wir führen, nicht erst seit Corona, bei Proben immer Anwesenheitslisten.»
Das macht übrigens auch der Musikverein Mägenwil-Wohlenschwil. Dort gibt es sogar von jeder Probe ein Foto, um Sitzordnungen und Abstände festzuhalten, falls überraschend Quarantäne nötig werde, sagt Busslinger.

Kleinformationen in Niederwil?
Im Januar 2021 treten die Niederwiler auf. «Es wird ein spezielles Konzert», sagt Andreas Güttinger, Präsident des Musikvereins Niederwil. Eigentlich hatten sie ein Konzert gemeinsam mit dem Kirchenchor geplant, davon wird abgesehen, die Produktion im Doppel um ein Jahr verschoben. Den Niederwilern fehlen weiterhin ideale Probebedingungen: Zwar sind sie bis zu den Herbstferien in der Turnhalle, dort auch in Gesamtformation. Danach aber gehts zurück zu Proben im Register und in Gruppen. Güttinger könnte sich ein Konzert mit Auftritten in Kleinformationen vorstellen. Entschieden ist noch nichts: «Da ist die Musikkommission gefordert.»
Der Aargauische Musikverband hatte früh empfohlen, mit Registerproben zu beginnen und die Abstandsregel von ein bis zwei Metern zwischen den Stühlen einzuhalten. Er rät, das Vereinsleben zu pflegen: Vereine die jetzt «am Instrument» bleiben, hätten langfristig die «besseren Noten».

Heidi Hess

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