Zuerst wird gebohnert, dann getanzt

Di, 01. Sep. 2020

Die Löwenwirtin Anita Serina blickt auf keine einfache Zeit zurück. Trotzdem ist sie zuversichtlich.

Das Tanzbein wird wieder im traditionsreichen Löwensaal geschwungen. Seit August werden die Tanznachmittage wieder durchgeführt. Damit das Vergnügen ungetrübt ist, wird zuvor der Boden poliert.

Die Bohnermaschine ist noch von Anita Serinos Vorgänger und hat schon einige Jahre auf dem Buckel. Trotzdem bringt sie den Boden des grossen Saals immer noch auf Hochglanz. Aktuell erfreuen sich vor allem Tänzerinnen und Tänzer am polierten Boden.
Seit dem August finden die jeweils gut besuchten Tanznachmittage wieder statt. Hochzeiten, Taufen oder Firmenanlässe gab es bisher wegen der Corona-Krise nicht. Zwischendurch kann ein Leidmahl ausgerichtet werden. Löwenwirtin Anita Serino hofft, dass auf die kommende Wintersaison mehr Anlässe gebucht werden und auch das Abendgeschäft im Restaurant wieder anzieht.

«Lockdown traf uns hart»
«Der Umsatz ist um die Hälfte eingebrochen», sagt Serino. Trotzdem lässt sie sich nicht entmutigen. «Ich bin seit neun Jahren Löwenwirtin. Die Arbeit bereitet mir immer noch Freude.» Wichtig ist ihr die persönliche Betreuung der Gäste. So werden die Stammgäste von ihr und ihrem Servicepersonal mit Namen angesprochen und die Bestellwünsche sind bekannt. Beim Interview mit dem «Reussbote» um 9 Uhr sind bereits einige Gäste im Restaurant. Es wird Kaffee getrunken und auch ausgiebig gefrühstückt. An Corona wird der Gast nur beim Betreten der Gaststube erinnert. Die Hände müssen desinfiziert werden. Wegen der Distanzregelung musste Serino drei Tische entfernen. In eine Liste eintragen müssen sich die Gäste nur, wenn mehr als sechs Peronen an einem Tisch sitzen. Bei Gesellschaften ist das Pflicht. Die Listen müssen zwei Wochen aufbewahrt werden. Der Betrieb wird ohne Anmeldung kontrolliert. «Am Anfang hatten nicht alle Gäste Verständnis, dass sie zuerst die Hände desinfizieren müssen. Nachdem ich sie aufforderte, verliessen einige das Restaurant.» Inzwischen hätte man sich daran gewöhnt. Froh ist sie, dass die Gäste vor allem tagsüber zurückgekommen sind. Das Mittagsgeschäft laufe gut. Bis anhin weggeblieben seien Gäste am Abend. Serino hofft, dass sich das auf die Wintersaison wieder ändert und sich die Gäste auch abends im Restaurant Löwen kulinarisch verwöhnen lassen. Nach wie vor gibt es den Dauerbrenner mit Chateaubriand für zwei Personen. Seit Corona haben Kurzübernachtungen von Durchreisenden auf Fahrrad- oder Wandertouren angezogen. Kürzlich war eine Velogruppe mit 18 Personen vor Ort. Die Velos wurden in der Nacht im Saal untergestellt.

Gartenterrasse beliebt in Coronazeit
Dank der Gartenterrasse kamen nach dem Lockdown die Gäste wieder zurück. Wie sich die Situation in naher Zukunft wegen der anhaltenden Corona-Situation weiterentwickelt, kann Serino nicht abschätzen. Sie hat bereits neue Ideen. In Zukunft will sie für ihre Gäste einmal im Monat urchige Schweizerspezialitäten, wie Kutteln in Tomatensauce, anbieten. Hoffnung setzt sie auch in die Neugestaltung der Altstadt. Gerne würde sie die Gartenwirtschaft auf die Hauptgasse verlegen und so mit dem traditionsreichen «Löwen» einen Beitrag zur Belebung des Reussstädtchens leisten.

Debora Gattlen

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