Zwischen Abfallbergen und Wespennestern

Di, 01. Sep. 2020

Die Arbeiten im Bauamt sind umfassend. Der «Reussbote» schaute den Mitarbeitern über die Schultern.

Von der Schweiz heisst es, sie sei das sauberste Land der Welt. Der Strassenkehrer mit seinem Reisigbesen stellt dabei das bekannteste Klischee dar, doch diese Vorstellung gilt mittlerweile als überholt.

Die Mitarbeitenden der Bauämter tun weit mehr, als die Strassen sauber zu halten. Das Niederrohrdorfer Team gewährt einen Einblick in seinen Arbeitsalltag. Die Wespen schwirren munter und teilweise aggressiv über den Entsorgungsplatz neben dem Bauamtshof. Ist es diesen Sommer tatsächlich schlimmer mit den Wespen oder ist das wieder nur eine sich jährlich wiederholende Aussage geplagter Picknicker? «Es ist wirklich schlimmer geworden», bestätigt Andreas Rohrer, der seit drei Monaten im Team ist. Diesen Sommer habe man schon viele Einsätze gehabt. Ob in Storenkästen oder zwischen Dachziegeln, die gestreiften Insekten scheinen überall zu sein. Täglich gingen mehrere Anrufe ein, ergänzt sein Kollege Stephan Kaufmann. Das Bauamt rückt dann aus und entfernt nach Möglichkeit die Nester. Dies sei eine besondere Dienstleistung des Bauamtes, denn normalerweise mache das die Feuerwehr.

850 Wasserzähler
Ein typischer Arbeitstag beim Bauamt besteht laut Abteilungsleiter Thomas Meier zu 60 Prozent aus wiederkehrenden Aufgaben wie dem Leeren der öffentlichen Abfalleimer oder dem Reinigen der Bushaltestellen. Auch die Wasserversorgung und der Unterhalt des Baches beanspruchen viel Zeit. Im September werde man zwei Wochen lang damit beschäftigt sein, an den Ufern des Mülibaches zu mähen. Jeweils im Oktober sei man während drei Wochen eifrig daran, die ungefähr 850 Wasserzähler abzulesen. Vor Corona sei es üblich gewesen, die Müllabfuhr zu begleiten und sich dabei einen Überblick über die Probleme in den Quartieren zu verschaffen. Mit den nötigen Vorsichtsmassnahmen werde man dies ab dem Herbst wieder so handhaben können.

Aussergewöhnliche Zeiten
Auch beim Bauamt spürt man, dass dieses Jahr ein aussergewöhnliches ist. Normalerweise habe man in den Wäldern erst im Sommer ein Abfallproblem. Bedingt durch den Lockdown haben mehr Menschen Feuerstellen aufgesucht und dort bereits ab Mitte März ihre Abfälle hinterlassen. Ebenfalls ein brennendes Thema sind die Baustellen, besonders die grosse mitten im Dorf. So kann es schon mal passieren, dass die Müllabfuhr nicht zur gewohnten Zeit erscheint. Es sei schon vorgekommen, dass wegen zehn Minuten Verspätung beim Bauamt das Telefon klingelte. Gemäss Abteilungsleiter Meier habe der Mailverkehr mit Einwohnern in den vergangenen zehn Jahren extrem zugenommen. Früher habe er bedeutend weniger Zeit im Büro verbracht. Letzten Endes wünsche man sich seitens der Bevölkerung etwas mehr Verständnis während dieser Zeit.

Das immerwährende Abfallproblem
Trotz aller neuen Umstände befindet sich das Abfallproblem weiterhin ganz oben auf der Liste, obwohl es in Niederrohrdorf 86 Abfalleimer gibt. «Es wäre schön, wenn alle zur Sauberkeit des Dorfes beitragen würden.», äussert sichThomas Meier. «Wenn wir weniger mit dem Littering beschäftigt sind, können wir uns anderen Projekten widmen. Dazu gehören das Sanieren von Treppen und andere Reparaturen.» Kollege Kaufmann stimmt zu und ergänzt: «Auf diese Art können wir für die Gemeinde Geld sparen.» Von einem sauberen Dorf profitieren alle, ist sich das Trio einig, bevor es wieder ausschwärmt und sich seinen täglichen Aufgaben widmet.

Maja Banovic

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