«Klimastreik ist Däumchendrehen»

Di, 06. Okt. 2020

Evelyn Motschi ist 20 Jahre alt und kandidiert im Bezirk Baden auf der Liste der Freisinnigen

Mit ihren pointiert formulierten rechts-liberalen Ansichten bringt Evelyn Motschi Schwung in jede Diskussion. Dringliche Anliegen wie die Renteninitiative verpackt sie unterhaltsam, damit sie von angesagten Themen wie dem Klimastreik nicht übertönt werden.

So wenig Staat wie es geht», bringt Evelyn Motschi ihre liberale Einstellung auf den Punkt. «Pragmatisches statt idealistisches Denken.» Die junge Frau hat sich ein Mineralwasser bestellt und es sich in einer ruhigen Ecke des Café Alexander in Fislisbach am Fenster gemütlich gemacht. Sie lerne manchmal hier, erklärt die Jura-Studentin ihre Wahl des Treffpunkts, denn er liegt auf dem Weg nach Zürich. Leider gebe es in Oberrohrdorf keinen solchen Ort. «Und wäre ich ein Junge geworden, hätten mich meine Eltern Alexander genannt», zählt sie eine weitere Verbindung auf. Ohne Umschweife kommt sie dann auf ihre politische Agenda zu sprechen.

Internationale Lösungen gefragt
Kein Verständnis hat sie zum Beispiel für den Klimastreik. Den Bundeshausplatz besetzen? «Das ist Däumchendrehen», stellt sie klar. Auch ihr sei das Klima wichtig. Aber sie wehre sich gegen Aktionismus. «Den Anteil, den die Schweiz weltweit an der Umweltverschmutzung trägt, ist minimal», ist sie sich sicher. Darum seien im Klimaschutz internationale Lösungen gefordert.
Den Kopf schütteln muss sie auch über Widerstand gegen Mobilfunkantennen. «Die Einführung von 5G in der Schweiz muss durchgebracht werden», ist sie überzeugt. «Ich bin doch kein Alu-Hut.» Oder über den «Gendersternchen-Quatsch». Sie sei nicht dagegen – «wer will, soll so schreiben» – aber sie wehre sich gegen Vorschriften. Lohngleichheit lasse sich nicht über Quoten erreichen, Diskriminierung nicht durch Worte verhindern. Das gelte ebenfalls in der Diskussion um vermeintlich rassistische Begriffe. «Wer Mohrenkopf sagen will, soll das dürfen», meint sie. Generell gelte bei ihr: «Man muss auf Anreize setzen, nicht auf Verbote.»
Ein viel dringlicheres Anliegen ist für sie die Renteninitiative der Jungfreisinnigen. Diese fordert bis 2032 das Rentenalter 66 für beide Geschlechter und eine anschliessende Kopplung an die Lebenserwartung. «Klar kann man mit diesem Thema junge Menschen nicht aus den Socken hauen – dabei wäre es gerade für sie umso wichtiger», bedauert die Oberrohrdorferin. Dafür Unterschriften zu sammeln, findet sie wertvoller als zu demonstrieren. «Denn wir legen eine Lösung vor, die schnell und einfach umgesetzt werden kann. Das ist in der Klimafrage nicht der Fall.» Sie kritisiert, dass bedeutende Anliegen wie der Schutz der Rente hinter dem «Trend-Thema» Klima in Vergessenheit geraten.
Evelyn Motschi ist seit drei Jahren Mitglied der Jungpartei und seit etwa einem Jahr Vizepräsidentin der Jungfreisinnigen Baden. Ihr Engagement besteht indes aus mehr als Unterschriftensammeln. Zwei Tage in der Woche sind derzeit für politische Aktivitäten reserviert. So debattierte die Jungfreisinnige kürzlich an einem Podium als Gegnerin der Begrenzungsinitiative. Der Anlass wurde vom Verein «Discuss it» an der Berufsschule Baden organisiert. Ihre Haltung in dieser Sache ist für Motschi ein Beispiel für ihren liberalen Standpunkt, den sie auch nach rechts abgrenzen muss. «Genug mit beschränken, zeitgemäss denken!» lautet ihr Motto. Zusätzlich nutzt sie Veranstaltungen, die sie auch privat besucht hätte, zum Netzwerken – wie letzthin eine Lesung des Aargauer Ökonomen Beat Kappeler.
Politik ist bei ihr so etwas wie Alltag geworden – und tatsächlich neben Sport Ausgleich zu ihrem Studium. «Man darf sich nicht nur in den Büchern vergraben», sagt die UZH-Studentin. «Und bei uns Jungfreisinnigen ist auch nicht alles so förmlich, wie es immer den Anschein hat. Ich lade jeden Interessierten dazu ein, mal bei einem Stammtisch vorbeizukommen.» Den passenden Slogan dazu hat sie auch schon parat: «In dubio Prosecco.»

Stefan Böker

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