GASTKOLUMNE

Fr, 09. Okt. 2020

Seit ihrer Jugend schreibt Susanne Stranieri aus Mellingen Texte und Gedichte. 2017 veröffentlichte sie ihren Erstling «ein-mitten». Dank ihrem Hund lüftet sie täglich ihren Kopf und sortiert Gedanken. Ein Natel hat sie nie dabei, denn zu modernen Möglichkeiten pflegt sie eher ein kompliziertes Verhältnis, «Jeno».

Vom Höhlenbewohner zum Roboter (Bereit zum Beamen?)

«Haben Sie eine E-Mailadresse?» fragt mich die sympathische Herrenstimme am anderen Ende der Leitung. «Nein, aber ich habe ein Fax-Gerät» und einen Briefkasten denke ich, sage ich aber natürlich nicht, will ja nicht noch steinzeitlicher rüberkommen.
Klar habe ich eine E-Mailadresse, aber ich schenke ihr wenig Beachtung. Öffne ich sie zufällig einmal, bin ich sekundenschnell überfordert mit der Flut an Informationen, die ich wohl lesen oder beantworten sollte. Es sei doch dasselbe wie den physischen Briefkasten leeren. «Jede Tag schnell ine luege!» meint mein Sohn. Kann doch nicht so schwer sein. Natürlich nicht, aber ich liebe den morgendlichen Gang zum Briefkasten. Das Geschriebene in Papierform in den Händen zu halten und in Ruhe zu blättern und zu lesen. Kein Computer starten und warten. Code eingeben und warten. Programm wählen und warten. Ohne die Scrollerei mit angestrengtem Zeilenfesthalten und nachträglichen Augenschmerzen.
Ich geniesse altmodisch, handfestes Lesen, ohne Virenschutz bei einer Tasse Kaffee. Aber eben, das will mein Telefongegenüber alles nicht wissen.
«Ein Faxgerät(.)» wiederholt er nachdenklich, müde. Ojeee, denkt er wahrscheinlich. Sagt es aber auch nicht. «Dann muss ich Ihnen die Unterlagen halt per Post zuschicken.» Ich spüre Trotz durch die Leitung kommen und den gut gemeinten Ratschlag, mich vielleicht doch damit zu befassen, … denn in der heutigen Zeit, … und so weiter und so weiter. Er hat ja recht. Es ist ja nicht so, dass ich nicht könnte. Ich will nicht
– und muss trotzdem. Einsicht ist da, aber ich traue dieser Technik einfach nicht und eine einmal hinterlegte E-Mailadresse verpflichtet und bedeutet Stress. Denn wer auf einen unerwartet, wichtigen Eingang nicht innert nützlicher Frist antwortet, ist selber schuld und muss die Konsequenzen tragen. (Drum prüfe wer sich ewig bindet). Ich frage sicherheitshalber immer nach, ob alles angekommen ist.
Durch meine Gleichgültigkeit dem elektronischen Briefkasten gegenüber, habe ich mich schon ein paar Mal selbst verschuldet. Und wenn ich da lese, nur Susanne hat nicht geantwortet oder ist unentschuldigt fern geblieben, ärgert mich das wirklich. Darum hat mir jetzt mein Sohn den E-Mail-Account auf mein neben der Kaffeemaschine deponiertes Natel umgeleitet. Und ich habe mir Besserung versprochen.
Und während ich bemüht, wiederwillig stolz bei den Pfahlbauern ankomme, schreit die Welt draussen bereits: «Bereit zum Beamen!!??»

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