Kontraste können sich gut ergänzen

Fr, 09. Okt. 2020

Die Geschwister Sophie und Noa Haefeli kandidieren im Bezirk Baden auf der Liste der SP

Sophie und Noa Haefeli wollen frischen Wind in den Grossen Rat bringen und jungen Wählerinnen und Wählern eine Stimme geben. Aus ihrer Sicht könnte auch die lokale SP etwas Schwung gebrauchen.

Die beiden Geschwister ziehen an einem Strang und verstehen sich gut. Deutlich wird das, wenn sich Sophie und Noa gegenseitig aufziehen. Das Militär ist so ein Thema. Er war einer der wenigen Juso, die tatsächlich zur Rekrutenschule gingen. Warum hat er das getan? «Genau, warum eigentlich?», ruft sie in gespielter Entrüstung und knufft ihren jüngeren Bruder in den Arm. Schon müssen beide lachen. «Für mich war das eine gute Lebensschule und es hat mir in einer Zeit geholfen, in der ich nicht wusste, was ich machen soll», gesteht Noa. Ihm hat es so gut gefallen, dass er einige Wochen an die Grundausbildung dranhängte. Sophie hingegen, wieder ernst, schüttelt den Kopf. «Das Militär, so wie es in unserem System gebraucht wird, ist eine extreme Geld- und Ressourcenverschwendung», meint sie.
Sophie und Noa haben gemeinsam mit dem Politisieren angefangen. Die erste Juso-Versammlung vor ungefähr fünf Jahren besuchten sie zu zweit. Seitdem haben sie Wahlkampferfahrung gesammelt. So machte Noa 2016 als jüngster Grossratskandidat Schlagzeilen. Da war er 18 Jahre alt und erhielt 3616 Stimmen – ein Achtungserfolg. Sophie sorgte an den Nationalratswahlen im vergangenen Jahr für eine Überraschung: Sie erhielt die zweitmeisten Stimmen von allen 15 Juso-Kandidatinnen und -kandidaten im Aargau. «Das macht mir Hoffnung für die kommende Wahl», sagt sie. Darum hat sie dieses Mal Geld in die Hand genommen und Plakate mit ihrem Porträt drucken lassen. Obwohl eine Wahl nahezu ausgeschlossen ist. «Aber schaden kann es ja nicht», meint sie.

Faire und menschliche Politik
Die beiden Geschwister wohnen zusammen in einer Altbauwohnung in Oberrohrdorf. Vor dem Fenster hängt die Friedensfahne, im Esszimmer liegt Wahlkampf-Material. Mit ihrem Einsatz haben die Geschwister die Familie, die in Niederrohrdorf wohnt, bereits infiziert. Ihre Mutter ist seit Kurzem im Vorstand der Sektion Rohrdorferberg-Reusstal. Und ihr jüngster Bruder hat beim Flyerverteilen im ganzen Dorf geholfen. «Für Gleichstellung statt Diskriminierung und Ausgrenzung. Bildung statt Militär. Umwelt statt Profit», wird Sophie darauf zitiert. «Faire und menschliche Politik», fordert Noa. «Für ein Leben in Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit.» Auch wenn es mit der Wahl nicht klappt, so könnte ihr Einsatz doch dazu führen, dass SP und Juso in der Region Rohrdorferberg neue Mitglieder bekommen, hoffen beide.
Politisch haben sie im Grossen und Ganzen dieselben Ansichten. Auch ihr Stil ist ähnlich: So sind beide Tattoo-Fans und haben eine herzliche, offene Art. «Aber sie ist viel organisierter als ich», lobt Noa die Schwester. «Ich liebe es, mit Menschen zu reden», sagt Sophie.
Um ihr Pädagogik-Studium zu finanzieren, hat sie drei Jahre lang in der Migros in Baden gearbeitet. Dass sie bei der Arbeit so viele Menschen kennenlernte, habe ihr sicherlich bei der Wahl letztes Jahr geholfen. Seit diesem Schuljahr unterrichtet die junge Frau an einer Primarschule.

Juso arbeiten hart
Noa absolviert eine Schreinerlehre. Er sieht die Juso als «Büezer/-innenpartei». Dem 22-Jährigen ist es wichtig, dass neben Studierenden und Akademikerinnen auch Handwerker und Arbeiterinnen mitreden. «Doch der Aargau ist ein hartes Pflaster.» Beim Unterschriftensammeln müsse man sich wegen respektloser Bemerkungen ein dickes Fell zulegen. «Es ärgert mich, immer wieder dieselben Vorurteile zu hören», sagt der Lehrling. «Vor allem, wenn ich davor neun Stunden in der Werkstatt gestanden bin.» Abgesehen davon machen Strassenaktionen Spass, ergänzt Sophie. Vor zwei Wochen half sie in Brugg, ein Denkmal zu errichten für systemrelevante Arbeiten wie Pflege, Betreuung, Putzen, und auch dieses Wochenende steht eine Aktion an. So arbeiten sie gemeinsam auf ihr Ziel hin: den Linksrutsch. Dass die SP Baden Sitze hinzugewinnen könne, halten die Geschwister für realistisch. «Es muss vorwärts gehen», meint Sophie.

Stefan Böker


Folge 8: Junge wollen in den Grossen Rat

Am 18. Oktober werden die 140 Mitglieder des Grossen Rats für die kommenden vier Jahre gewählt. In loser Folge stellen wir im «Reussbote» einige der jüngsten Kandidatinnen und Kandidaten aus unserem Verbreitungsgebiet vor. (sb)

Ganzer Artikel ist nur für Abonnenten verfügbar.

Stellenangebote

Immobilienangebote

Kommende Events

Weitere Angebote

Trending

1

Erst mulmig, dann neugierig, schliesslich stolz

Von Zürich nach Nizza in einer Boeing 737 – Erfahrungsbericht aus dem Flugsimulator des ehemaligen Airline-Piloten Felix Staubli

Im Flugsimulator der Familie Staubli darf ich eine Stunde lang Pilotin sein. Die Lämpchen machen mir Sorgen und doch vergeht die Zeit im Flug.

Ein leicht mulmiges Gefühl beschleicht mich, als ich das Dachgeschoss der Familie Staubli in Wohlenschwil betrete. Dort fällt mein Blick auf ein Cockpit, einen wirklichkeitsgetreuen Nachbau einer Boe…