Süsskartoffeln fallen mit «Auffangkissen» weich

Fr, 16. Okt. 2020

Die Süsskartoffelernte fiel gut aus. Die Knollen hatten eine gute Grösse und das Wetter war während der Ernte trocken

Auf der Süsskartoffel-Erntemaschine schaukelt es wie auf einem Boot. Seekrank dürfen die Erntehelfer nicht werden. Auch bei schwankendem «Seegang» ist trotzdem volle Konzentration gefragt.

Es braucht für die Süsskartoffeln eine spezielle Erntemaschine. Auch wenn die Knolle auf den ersten Blick robust aussieht, täuscht das Äussere. Sie ist im Gegensatz zu einer herkömmlichen Kartoffel sehr fragil. Mit einer speziellen Süsskartoffel-Erntemaschine werden sie schonend aus der Erde und auf das Förderband des Vollernters gehievt. Das heisst für die Erntehelfer – volle Konzentration. Die Knollen müssen in Windeseile aus der Erde aussortiert und behutsam in das schmale Aussenförderband gelegt werden. Während die Erde wieder auf das Feld zurückfällt, werden die Süsskartoffeln in einer Paloxe (grosse Plastikbox) aufgefangen. Ein mit Heu gefüllter Jutesack federt den Sturz ab. Ohne diesen Schutz würden sie beim Hineinfallen zerbrechen. Mitarbeiter Martin Schedle läuft hinter der Erntemaschine her und schaut, dass das Jutekissen gut positioniert ist. Ist die Paloxe voll, wird die Maschine gestoppt. Traxfahrer Sandro Michel, er arbeitete früher in der geschützten Werkstatt in Wohlen, setzt die Gabelvorrichtung punktgenau unter die mit Süsskartoffeln gefüllte Paloxe und lädt sie auf einen Transportwagen ab. Inzwischen ist eine neue Box montiert. Landwirt und Unternehmer Guido Hufschmid setzt den Traktor mit der angekoppelten Erntemaschine wieder in Bewegung und die Ernte geht weiter.

Süsskartoffeln sind im Trend
Die Hufschmids aus Nesselnbach sind bekannt für ihre innovativen Ideen in der Landwirtschaft. Nebst den Süsskartoffeln wird auch CBD-Hanf oder Rollrasen angebaut. Sohn Andreas Hufschmid ist inzwischen für die Landwirtschaft verantwortlich. «Wir beobachten den Markt und produzieren das, was der Konsument will», sagt Hufschmid. Wegen ihren Nährstoffen und dem geringen Kalorienanteil wird die Süsskartoffel in ganz Europa bei den Konsumenten immer beliebter. Sie gilt als Superfood. Seit vier Jahren setzt Hufschmid deshalb auf Süsskartoffeln. In der Schweiz ist der Anbau nach wie vor eine Marktnische. Die Knolle wird im grossen Stil hauptsächlich in China angebaut. Bis vor fünf Jahren wurde angenommen, dass der Anbau für die Wärme liebende Knolle in unseren Breitengraden nicht möglich ist. Dank der immer wärmer werdenden Sommer gelingt der Anbau aber auch in Nesselnbach. Nebst warmen Temperaturen brauchen die Süsskartoffeln während des Wachstums viel Wasser. Bei Trockenheit wird mit einer Sprinkleranlage zusätzlich bewässert. Geerntet werden jeweils 25 bis 35 Tonnen.

Nicht mit Kartoffeln verwandt
Die Süsskartoffel ist nicht mit unserer Speisekartoffel verwandt. Sie ist ein Windengewächs. Das wird am Kraut ersichtlich. Der Anbau ist ebenfalls anders. Nicht die Knollen kommen in den Boden, sondern Setzlinge werden im Frühjahr auf dem Feld angepflanzt. Dann heisst es warten. Die Süsskartoffeln entwickeln sich erst einen Monat vor der Ernte. Die letzten drei Wochen sind entscheidend. Die Pflanzen entwickeln die Knollen als Speicher für den Winter. Mit einer Stichprobe prüft Andreas Hufschmid, wie weit die Knollen entwickelt sind. Zu grosse Süsskartoffeln können nicht mehr verkauft werden. Ist die richtige Grösse erreicht, wird das Kraut mit einem speziellen Kettenschläger abgetrennt. Dadurch kann Hufschmid, wie auch bei der Speisekartoffelernte, auf den Einsatz von Herbizid verzichten. Die Süsskartoffeln sind nicht nur bei Menschen beliebt. Wühlmäusen schmecken sie vorzüglich. Damit nicht der grösste Teil zu Tierfutter wird, müssen um das Feld herum circa 350 Mausefallen aufgestellt werden.
Seit Mitte September ist die Ernte ingange. Da die Süsskartoffeln gestaffelt angepflanzt wurden, konnte der letzte Teil vor zwei Wochen eingebracht werden. Die geernteten Süsskartoffeln müssen, bevor sie in den Verkauf kommen, haltbar gemacht werden. Sie werden nach Fischbach-Göslikon gebracht. Bei der Unicorn SA werden die Knollen während einer Woche mit warmer und feuchter Luft behandelt. So werden die Schalen hart und die Süsskartoffeln erhalten eine süssliche Note. Ohne diese Behandlung würden sie innert kürzester Zeit verfaulen. Die haltbar gemachten Süsskartoffeln werden ausschliesslich an Le Shop geliefert und können dort bestellt werden. Aktuell können sie auch bei den Hufschmids, zusammen mit den Kürbissen, ab Hof gekauft werden.

Debora Gattlen

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