Samaritersache ist Herzenssache

Di, 20. Okt. 2020

Der Samariterverein ist 75 Jahre alt geworden und blickt auf eine reiche Geschichte zurück

Angesichts der Schrecken des Zweiten Weltkriegs gründeten Interessierte aus Niederwil, Tägerig und Nesselnbach 1945 den Samariterverein. Viel hat sich seitdem verändert, die Ziele sind dieselben geblieben.

Der Gedanke an das Kriegsgeschehen hat die Menschen damals geprägt», beschreibt Präsident Nicola Seifritz die ursprüngliche Motivation der Gründungsmitglieder. «Also sind sie zusammengestanden, um ihren Mitmenschen in dieser schwierigen Zeit erste Hilfe zur Selbsthilfe näherzubringen.» Anlässlich des 75-Jahr-Jubiläums hat Seifritz alte Protokolle durchforstet und einige interessante Fakten zusammengetragen: So waren an der Gründung am 8. April 1945 im Schulhaussaal Niederwil 23 Personen anwesend. Zu Beginn lautete der Name noch «Samariterverein Tägerig-Niederwil». Der damalige Jahresbeitrag betrug zwei Franken.

Erste Anlässe des neuen Vereins
Die erste Übung war am 23. April 1945 um 20.15 im Schulhaus in Tägerig. Zu Beginn dieser Übung kam Präsident Josef Meier als erstes zu Wort: Er dankte allen Mitgliedern «für die selbstlose Liebe und Treue zum Samaritertum». Das erste Übungsthema lautete «Verbände anlegen». Die erste gemeinsame Übung fand am 24. Juni desselben Jahres mit dem SV Hägglingen statt. Die erste Blutspende wurde am 14. April 1967 in Niederwil organisiert.
Die Samariter richteten ihren ersten Posten in Niederwil bei Johann Jakob ein. «Er sollte Anlaufstelle für alle Hilfesuchenden sein», erzählt der heutige Präsident. Weitere dieser Posten wurden nach und nach durch Vereinsmitglieder eingerichtet und betreut. Damit immer wieder etwas Geld in die Kasse kam, sei es, um Mittellosen zu helfen oder um Neuanschaffungen zu tätigen, hatten die damaligen Samariter verschiedene Ideen. Sie organisierten Lottospiele, boten Postendienste beim Motocross und anderen Sportveranstaltungen an oder organisierten Kleidersammlungen. Das eingenommene Geld wurde in den Verein investiert: «Die Vereinslokale in Tägerig und später auch in Niederwil konnten wir unseren Bedürfnissen entsprechend neu einrichten, renovieren und umgestalten», berichtet Seifritz weiter aus der Geschichte. Vereinsmitglieder halfen tatkräftig mit, so auch beim Bau des Postenwagens, den die Samariter im Jahre 2000 einweihen durften. «Er ist heute noch im Einsatz», freut sich der Präsident.

Seuche legte Vereinsleben lahm
Eine Situation wie die heutige mit dem Coronavirus hat der Verein indes nur im Jahre 1951 erlebt. Damals konnte er keine Übungen durchführen, weil die Maul- und Klauenseuche im Lande ihr Unwesen trieb. Heuer blieb der Verein zwar aktiv, führte Übungen zumeist im Freien durch und organisierte sogar das Blutspenden im April. Die Umsetzung der Corona-Verordnungen stellten allerdings eine Herausforderung dar. «Das ganze Team meisterte dies jedoch gut», lobt er. «Wir sind zusammengestanden und konnten der Bevölkerung zeigen: Miteinander kann man viel erreichen.» Vieles hat sich in der langen Geschichte des Samaritervereins geändert: Die Ausbildungen sind anspruchsvoller, die Mitgliederzahlen rückläufig, das Material professioneller, die Postendienste häufiger und der Jahresbeitrag beträgt mittlerweile 50 Franken. Die Leidenschaft, mit der die Samariter ihren Dienst ausüben, sei aber immer noch dieselbe, fasst der Präsident zusammen. «Egal wann und wo, die Samariter nehmen damals wie heute ihre Aufgaben mit viel Herzblut wahr. Wir freuen uns auf die nächsten 75 Jahre.»

Stefan Böker

Blutspenden am 22. Oktober in der Schulanlage Riedmatt Niederwil von 17 bis 20 Uhr.

Ganzer Artikel ist nur für Abonnenten verfügbar.
Kategorie: 

Stellenangebote

Immobilienangebote

Kommende Events

Weitere Angebote

Trending

1

Erst mulmig, dann neugierig, schliesslich stolz

Von Zürich nach Nizza in einer Boeing 737 – Erfahrungsbericht aus dem Flugsimulator des ehemaligen Airline-Piloten Felix Staubli

Im Flugsimulator der Familie Staubli darf ich eine Stunde lang Pilotin sein. Die Lämpchen machen mir Sorgen und doch vergeht die Zeit im Flug.

Ein leicht mulmiges Gefühl beschleicht mich, als ich das Dachgeschoss der Familie Staubli in Wohlenschwil betrete. Dort fällt mein Blick auf ein Cockpit, einen wirklichkeitsgetreuen Nachbau einer Boe…