«Koni» hat nur die Bühne gewechselt

Fr, 20. Nov. 2020

Zum Tod von Konrad Burri, Chorsänger und Präsident des Männerchors Mellingen

Sie nannten ihn schlicht «Koni». Letzte Woche ist der Präsident des Männerchors Mellingen, nach geduldig ertragener, langer Krankheit, für immer eingeschlafen. Konrad Burri, davon war er selbst überzeugt, hat die Bühne auf dieser Erde verlassen, um auf die Bühne der Ewigkeit zu wechseln.

Der Krebs hat ihm schon länger zu schaffen gemacht. Doch das hat Koni, selbst als er am Stock ging, nicht daran gehindert, Optimismus zu verbreiten. Sein heiteres Gemüt war ansteckend. Als Sängerkamerad hinterlässt er nicht nur in Mellingen eine grosse Lücke. In zahlreichen anderen Chören, in denen Koni mit seiner kräftigen Stimme, die er zwischen Bass und Tenor zu modulieren wusste, wird er schmerzlich vermisst. Am Montag, 9. November schloss Konrad Burri im Kantonsspital Aarau für immer seine Augen. Er konnte friedlich einschlafen, nachdem er sich von seinen Liebsten verabschiedet hatte. Dabei blieb er sich bis zuletzt treu. Er kümmerte sich mehr um die anderen als um sich selbst. Er tröstete seine nächsten Angehörigen. «So war er halt», sagt seine Lebenspartnerin Erika Riedo. Wenn er helfen konnte, dann war er für andere da, ohne nach seinem persönlichen Nutzen zu fragen. Die Kraft schöpfte er aus dem Chorgesang, mit dem er an der Seite von Dirigentin Erika Riedo, in zahlreichen Chören mitwirkte.

Eine symbiotische Verbindung
Die beiden hatten sich im Jahr 2004 im Männerchor Bergdietikon, wo Koni Burri mit seiner Familie lebte, kennengelernt. Der dortige Männerchor suchte einen neuen Dirigenten. Und er bekam Erika Riedo. Eine schicksalhafte Begegnung. Koni Burri und Erika Riedo fanden sich im Gesang, der die Beziehung bis zum Schluss besiegelte. Es entstand eine symbiotische Beziehung, die weit über Mellingen hinausreichte. Sie dirigierte und er lieh den Chören in Mellingen, Merenschwand, Geroldswil im Schenkenbergertal, Wettingen – und vielen anderen – seine goldene Stimme. «Wir hatten gemeinsam ein bewegtes Leben», blickt Erika Riedo zurück. «Wo immer ich dirigierte, Koni war dabei.» Geboren ist Konrad Heinrich Burri am 29. April 1949 in Zürich. Sein Vater war Stadtberner, die Mutter Tessinerin. Koni machte die Matura in Schwamendingen. Schon früh begeisterte er sich für die damals neue Welt der Computer. Zeit seines beruflichen Lebens blieb er der Computerbranche treu. Er hat in seinem eigenen Geschäft schon Apple-Computer vertrieben, als man hierzulande noch nicht wusste wie man «Apple» schreibt.
Als Beat Käch, der damalige Präsident des Männerchors Mellingen verstarb, sprang Koni Burri als Präsident in die Bresche. Seine Sängerkameraden sagen: «Er war eine Seele von Mensch, selbstlos und hilfsbereit, selbst als er schon nicht mehr gut zu Fuss war.»

Das Herz machte nicht mehr mit
Im Frühling dieses Jahres starb Konis Bruder Hanspeter im Alter von 73 Jahren. Sein Tod hat Koni schwer zu schaffen gemacht. «Im Grunde hat er den Verlust nie verkraftet», sagt Erika Riedo. Eine Chemotherapie schlug fehl. Konis Herz hatte letztlich nicht mehr die Kraft, um sich gegen das Unabwendbare aufzulehnen. Nach einem Herzstillstand im Kantonsspital Aarau brachten die Ärzte Koni nochmals ins Leben zurück. Aber nur so lange, bis er sich von seinen Liebsten verabschieden konnte. Neben seiner Partnerin Erika Riedo hinterlässt er zwei Söhne. Letzten Mittwoch wurde Konrad Burri im kleinen Kreis auf dem Friedhof von Tägerig zur letzten Ruhe gebettet. In ihrer Todesanzeige verabschieden sich die Mellinger Sängerfreunde mit den Worten: «Mit Koni haben wir unseren Präsidenten und begnadeten Sänger und Solisten verloren. Gesang war seine Leidenschaft. Seit 2015 führte er unseren Männerchor mit grossem Geschick. Viele Gesangsauftritte und gesellige Anlässe hat er mit Elan organisiert und mitgestaltet. Für dieses grosse Engagement für unseren Chor und Verein danken wir ihm von ganzem Herzen. Wir werden Koni als begeisterten Sänger, und als lieben Kameraden in bester Erinnerung behalten.» – Und könnte er nochmals ein Lied zum Besten geben; sie würden ihm zurufen: Koni sing nochmal «Oh du herrlicher Frühling!».

Beat Gomes

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