Die Gemeindeversammlung war sich einig

Fr, 20. Nov. 2020

Das Budget fürs kommende Jahr, die Rechnung 2019 und mehrere Kreditanträge wurden genehmigt

Keine Diskussionen in Künten: Alle traktandierten Geschäfte wurden am Montagabend einstimmig oder ohne Gegenstimme angenommen. Allein bei der Erneuerung der Wasseruhren gab es einen Rückweisungsantrag. In Künten gibt es eine engagierte Gruppe, die gegen den Ausbau des Mobilfunknetzes opponiert. An der zurückliegenden Einwohnergemeindeversammlung kam der einzige zusätzliche Antrag des Abends aus ihren Reihen. Joe Schlumpf äusserte Bedenken über den Plan des Gemeinderats, rund 400 Wasseruhren im Dorf gegen digitale Geräte auszutauschen. «Gewisse Angaben stimmen hier nicht», liess er wissen. «Die Funkstrahlung dieser Uhren beispielsweise ist viel stärker als angegeben und erwiesenermassen schädlich.»

Digitalisierung bietet Vorteile
Der Gemeinderat will seine Wasserzähler digitalisieren, weil die Elektra Genossenschaft ihr System umstellt und künftig nicht mehr vor Ort die Stromzähler ablesen wird. Die Umstellung sei nicht nur für das städtische Personal praktisch, sondern auch für die Hausbesitzer, erläuterte Gemeindeammann Werner Fischer die Vorteile. Die Übermittlung des Zählerstands könnte dann nach Belieben elektronisch erfolgen.
Kritiker Schlumpf beantragte dennoch eine Rückweisung. «Erst müssen Experten abklären, wie hoch die Strahlung wirklich ist», begründete er seine Bedenken. Gemeindeammann Fischer hingegen sieht die Sorgfaltspflicht des Gemeinderats in dieser Sache erfüllt. Die in der Schweiz hergestellten Uhren seien geprüft und erfüllen alle gesetzlichen Vorgaben. «Auf diese Angaben müssen wir uns verlassen können», entgegnete er. Das sahen auch die Anwesenden so: Mit nur zwei Zustimmungen blieb Joe Schlumpfs Rückweisungsantrag chancenlos. Den entsprechenden Kreditantrag über 176 800 Franken winkten sie im Anschluss durch. Bei den weiteren Geschäften des Abends demonstrierten die Stimmberechtigten ebenfalls Vertrauen in die Exekutive. Die leicht defizitäre Rechnung 2019 wurde einstimmig angenommen, das Budget fürs kommende Jahr, das von einem Ertragsüberschuss von 100 100 Franken ausgeht, ohne Gegenstimme, mit einer Enthaltung.

Schuldenfrei ab Januar
Gemeindeammann Fischer erläuterte die Zahlen des gesunden Küntener Finanzhaushalts. «Ab kommenden Jahr ist unsere Gemeinde schuldenfrei», teilte er mit. «Die geplanten Investitionen können wir aus eigener Tasche finanzieren.» Weil die Finanzexperten nicht wissen, wie stark sich die Corona-Krise noch auswirkt, habe man vorsichtig budgetiert. Er gehe aber davon aus, dass die Lage «nicht dramatisch» wird. Eine Steuererhöhung sei deshalb nicht geplant. Zur Rechnung des laufenden Jahres konnte er ebenfalls gute Nachrichten überbringen: Diese werde voraussichtlich positiv abschliessen. Es zeichne sich ab, dass die Steuererträge über denen des Vorjahres liegen.

Keine Fragen offen
Ebenso keine Fragen offen liessen die Erklärungen des Gemeindeammanns zu den folgenden Kreditanträgen. Einstimmig genehmigten die Stimmberechtigten einen Verpflichtungskredit über 235 000 Franken, um eine neue Generelle Entwässerungsplanung (GEP) zu erarbeiten. Für die Sanierung des Regenbeckens in Sulz sprachen die mit Gesichtsmasken ausgerüsteten und auf einzelnen Stühlen mit genügend Sicherheitsabstand sitzenden Küntenerinnen und Küntener 315 000 Franken.
Nachdem Fischer Pult und Mikrofon desinfizierte, lag es an Gemeinderat Yves Moser, das grösste Geschäft des Abends vorzustellen: einen Verpflichtungskredit über 805 500 Franken für die Erneuerung der Werkleitungen im Kirchweg. Auch er musste keine Fragen beantworten. Die Versammlung genehmigte den Antrag ohne Diskussion und einstimmig.

Applaus für Einbürgerung
Gegen Schluss gab es dann noch Applaus: Mit nur einer Enthaltung wurde die Ecuadorianerin Jessenia Jakob eingebürgert. Die Abstimmung erfolgte in ihrer Abwesenheit. Zuvor hatte Gemeindeammann Fischer erklärt, dass die Fachfrau Gesundheit alle Vorgaben der Einbürgerung erfülle und «einen Gewinn für uns» darstelle. Als sie die Turnhalle wieder betrat, empfing sie das laute Klatschen der Anwesenden.
Während Fischer die aktuelle Situation zu Beginn der Versammlung noch humorvoll kommentierte («Ich habe noch nie eine so volle Halle mit so wenigen Menschen gesehen»), gab der Gemeindeamman den Stimmberechtigten am Ende ernste Worte mit auf den Weg. Harte Monate stünden bevor. Die Situation sei weiterhin unberechenbar. Jetzt komme es darauf an, die Vorgaben im Kampf gegen Corona umzusetzen, appellierte er an die Vernunft der Bewohnerinnen und Bewohner von Künten. «Seid vorsichtig. Wir müssen da durch». Aber man dürfe auch nicht aus den Augen verlieren, dass es schlimmer sein könnte: «Wir haben Glück, in einer so schönen Umgebung zu wohnen und schnell draussen in der Natur, an der Reuss zu sein. Da haben es Städter schwerer.» Er hoffe, im Sommer wieder zur Normalität zurückkehren zu können. «Dann kann die nächste Gemeindeversammlung wieder unter anderen Umständen stattfinden.»

Stefan Böker

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