Fehlt Spielraum, fehlt bald auch die Spielgruppe

Fr, 27. Nov. 2020

Der Verein Spielgruppe Fislisbach sucht verzweifelt einen neuen Raum. Ohne Raum wäre der Fortbestand der Spielgruppe gefährdet

Sie seien offen und dankbar für jeden Input, sagte Ruth Giger an der Gemeindeversammlung und zählt auch auf den Gemeinderat. Dieser verspricht, das Gespräch zu suchen.

Wir suchen ganz dringend einen neuen Raum für die Spielgruppe in Fislisbach!», brachte Ruth Giger ihr Anliegen vergangene Woche an der Fislisbacher Winter-Gmeind, kurz vor 23 Uhr unter dem Traktandum «Verschiedenes» vor. Giger präsidiert den Vorstand des Vereins Spielgruppe Fislisbach. Sie berichtete an der Gemeindeversammlung, dass der Raum, den die Spielgruppe bislang an fünf Vormittagen die Woche nutzen konnte, auf März 2021 gekündigt worden sei. Seit Bekanntgabe dieser Kündigung sei der Verein auf der Suche nach einem neuen Raum: Er müsste eine Mindestgrösse von 50 Quadratmetern aufweisen, die Spielgruppe könnte dafür einen monatlichen Mietzins von 700 Franken bezahlen. «Wir sind offen und dankbar für jeden Input», sagte sie vor versammelter Gemeinde. Ohne neuen Raum müsste der Verein den Angestellten fristgerecht kündigen und die Spielgruppe auflösen. – Als ideale Lösung erwähnte Ruth Giger das Untergeschoss im Schulhaus Kolibri. Der Raum sei im Rohbau, stehe zur Zeit leer und könnte wohl für wenig Aufwand so hergerichtet werden, dass ihn die Spielgruppe nutzen könnte.

«Wir stehen hinter der Spielgruppe»
Ammann Peter Huber antwortete an der Gemeindeversammlung, dass die Kosten für einen Ausbau dieses Raumes nicht zu unterschätzen seien: Er geht von einem sechsstelligen Betrag aus. Ausserdem erachte der Gemeinderat einen Raum «unter Boden» als wenig geeignet für eine Spielgruppennutzung. Huber versprach an der Gemeindeversammlung aber, dass der Gemeinderat «so schnell wie möglich» Abklärungen treffe und dem Verein spätestens Ende Jahr Bescheid gebe. Auf Anfrage erklärt auch Gemeinderat Christoph Schott, verantwortlich in Fislisbach für das Ressort Bildung, Kultur und Sport, man wolle mit der Spielgruppe im Gespräch bleiben. «Wir hoffen, dass wir eine gute Lösung finden.» Die Gemeinde werde abklären, welche Möglichkeiten sie bei der Suche nach Räumen bieten könne. «Wir stehen», betont er, «hinter der Spielgruppe in Fislisbach».
Die Spielgruppe wurde von der Gemeinde bislang nicht finanziell unterstützt. Vanessa Kleeb, alt Gemeinderätin und Vorstandsmitglied der Mütterund Väterberatung Bezirk Baden, teilt mit: «Die Spielgruppe Fislisbach ist unabhängig und finanziert sich komplett selbst, obwohl in Fislisbach viele Vereine finanziell oder mit kostenloser Raumnutzung gefördert werden.» Der Nutzen der Frühförderung für die Gesellschaft wird nach wie vor vielerorts unterschätzt und Spielgruppen nebst anderen Frühförderungsangeboten stiefkindlich behandelt, meint Kleeb. Sie hält ausserdem fest, dass eine Spielgruppe – anders als eine Kindertagesstätte – einen klaren Frühförderungsauftrag habe und präventiv arbeite. «Ohne Spielgruppen wird der Förderungsaufwand im Kindergarten wieder steigen», sagt sie. Kinder würden weniger sozialisiert und weniger sprachgewandt ins Schulsystem einsteigen. Das wiederum führe letztlich zu Mehrkosten für Gemeinde und Kanton.

Unterschiedliche Standortfaktoren
An der Gemeindeversammlung war mehrfach die Rede vom Steuerfuss als Standortfaktor. Die Palette an Standortfaktoren aber ist breit. Darauf hatte auch Peter Huber verwiesen. Zu Standortfaktoren in einer Gemeinde gehören unter anderen das Bildungsangebot oder auch das Erholungs-, Kultur- und Freizeitangebot.

Heidi Hess


Spielgruppe trägt zur Frühförderung bei

Die Spielgruppe in Fislisbach bietet an fünf Vormittagen insgesamt 50 bis 60 Plätze an. Die Gruppen bestehen aus zehn bis zwölf Kindern im Alter von 2,5 Jahren bis Kindergarteneintritt.
Ruth Giger, Präsidentin des Vereins Spielgruppe Fislisbach, erklärt, dass die Kinder aus allen Bevölkerungsgruppen kommen und dass mehr als die Hälfte in einer Spielgruppe von bis zu zwölf Kindern einen Migrationshintergrund hat. Der Integrationsfaktor ist somit in jeder Hinsicht hoch. In der Spielgruppe lernen die Mädchen und Buben nicht nur, wie sie sich in eine Gruppe integrieren können, sie lernen auch Strukturen kennen und darüber hinaus einen spielerischen Umgang mit der Sprache. Sie verständigen sich untereinander auf deutsch. Das tun sie spielend, bastelnd, singend oder auch beim Zuhören von Geschichten. Die Rückmeldungen aus Kindergärten seien gut, sagt Ruth Giger: Kindern, die eine Spielgruppe oder eine Kindertagesstätte besucht haben, werden Selbstständigkeit und auch Sprachkenntnisse attestiert.
Frühförderung umfasst Bildungsund Betreuungsangebote und betrifft mehrere Bereiche: Motorik, Sprache, emotionales Verhalten, Gesundheit, soziale und kognitive Entwicklung. Vermehrt treten Kinder mit Kompetenzschwächen in den Kindergarten ein und benötigen ein zusätzliches und somit teureres Unterstützungsangebot.
Der Schulstart wird erleichtert und für den Staat günstiger, wenn Kinder von frühkindlichen Förderungen profitieren können. (hhs)

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