GASTKOLUMNE

Di, 24. Nov. 2020

Seit ihrer Jugend schreibt Susanne Stranieri aus Mellingen Texte und Gedichte. 2017 veröffentlichte sie ihren Erstling «ein-mitten». Dank ihrem Hund lüftet sie täglich ihren Kopf und sortiert Gedanken. Ein Natel hat sie nie dabei, denn zu modernen Möglichkeiten pflegt sie eher ein kompliziertes Verhältnis, «Jeno».

Vom Höhlenbewohner zum Roboter
(Belastende Gene)

Hie und da überkommt mich diese Welle von «Alles zu viel». Tagelang will ich dann meinen Wohnraum reduzierter gestalten. Bilder auswechseln, Pflanzen entsorgen, weg mit dem Tischtuch und den Nachtvorhängen. Also frei nach dem Motto «weniger ist mehr» meine Welt verändern. Mehr Ordnung durch Klarheit. Dadurch mehr Freizeit und mehr Luft zum Atmen. Mein Kleiderschrank steht dann meistens zur selben Zeit auf der «tu-das-Liste». Bummsvoll und trotzdem ziehe ich und ziehen mich, immer wieder die gleichen Sachen an. Ja, wir haben es weit gebracht mit der Evolution. Klar, Knochenkette und Fellkleidchen wären heute definitiv zu wenig, aber «das Alles!?» reduzieren! Diese Krims-Krams-Schublade. Schublade? Schubladen! Was liegt da nicht alles seit Jahren ungenutzt, obwohl nicht nutzlos und genau das ist das Problem, in diesen Ablagen. Weg damit! Oder doch nicht?
Die Entscheidung wiegt schwer, denn meistens, einige Zeit nach der Entsorgung ist dann genau dieser Gegenstand vonnöten. Jahrelang nicht gebraucht, wäre er genau jetzt der Helfer in der Not. Hätte ich aber nicht ausgemistet, wüsste ich gar nicht, dass ich diese Kabelbinder gehabt hätte. Alles Kopfsache also und diese «Horterei» völlig unnötig. Denn was einmal in diesen – ich lege es mal hier herein Schubladen – abgelegt wird, ist schon vergessen. Aus den Augen aus dem Sinn und bei Gebrauch einfach neu kaufen. Jäger und Sammler halt. Wir haben es im Blut. Nur loslassen ist mit der Sesshaftigkeit immer schwieriger geworden. Ausser man zieht um, dann kann man plötzlich emotionslos verschenken und wegwerfen. Aber eben. Dieses rote Kleid zum Beispiel, es schmeichelt meiner Figur und zaubert mir eine Frische ins Gesicht, ich sage Ihnen, … ich werde es nie anziehen, ein Schnäppchen, ein Fehlkauf, mir fehlt der Mut, viel zu auffällig. Und trotzdem, zurück in den Schrank. Man weiss ja nie. Einmal etwas anderes, dachte ich, als ich diese Hose kaufte. Weg damit, drängt eine Stimme im Hinterkopf und zurück in den Schrank, sagt die andere. Fünf weisse Blusen, obwohl mir Weiss überhaupt nicht steht, auch sie bleiben im Schrank.
Und auch wenn Google natürlich klare Lösungen zum Thema «Aufräumen» hat, wünsche ich mir in diesem Moment, – und ich glaube nicht, dass ich das hier gerade schreibe, – wünschte ich mir auf Knopfdruck eine monotone Stimme die mir sagt: «Befolgen Sie die Anweisungen!» Denn weil ein Höhlenwechsel nicht infrage kommt, bleibe ich wohl auf meinem Sammelgut sitzen.

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