Mehr produzieren als verbrauchen

Di, 03. Nov. 2020

Architekt Matthias Oldani wurde im Rahmen des Schweizer Solarpreises ausgezeichnet

Mit dem Schweizer Solarpreis werden Bauten ausgezeichnet, die hinsichtlich ihrer Energiebilanz vorbildlich sind. Unter den Preisträgern sind etliche Häuser, die weit mehr produzieren als sie verbrauchen.

Noch vor wenigen Jahren war ein Nullenergiehaus das Nonplusultra», sagt Architekt Matthias Oldani. «Heute sind wir schon viel weiter.» In der Tat liegt der Rekord aller Häuser, die der Schweizer Solarpreis auszeichnete, derzeit bei 817 Prozent Eigenenergieversorgung. Diese bisher höchste Leistung – also mehr als achtmal so viel produzieren wie verbrauchen – hat ein Bauherr in Waltensburg erreicht. «Man muss nur wissen, wie man es macht», sagt der Leiter des in Tägerig ansässigen Architekturbüros.
Sein eigenes Haus kommt auf den Wert 252 Prozent, und Oldani ist der Meinung, dass heute jedes Haus mindestens doppelt so viel Energie erzeugen sollte, wie es verbraucht. «Das wäre ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Energiewende», sagt er.

Wie wird das Haus bewohnt?
Damit ein Haus eine solche Bilanz aufweisen kann, ist das Zusammenspiel aus gut dämmender Gebäudehülle und effizienter Energieproduktion entscheidend. So sind die Böden, Wände und Decken seines Hauses jeweils mindestens 30 Zentimeter dick gedämmt. Dazu verwendete der Architekt Steinwolle und Weichfaserplatten. Die Fassade ist aus Holz. Die Jury des Solarpreises lobte diese natürliche Bauweise speziell. Für das Haus wurden insgesamt 60 Kubikmeter Holz verbaut. «So viel wächst in der Schweiz innerhalb von drei Minuten nach», weiss Oldani. Zusätzlich gibt es einige «Tricks», um Strom zu sparen. Es komme auch darauf an, wie das Haus bewohnt wird, sagt der Tägeriger. Sein im beispielhaften Minergie-P-Standard gebautes Wohnhaus in Hägglingen benötigt jährlich nur 8700 Kilowattstunden Solarstrom, unter anderem durch die Verwendung von LED-Lichtern und stromsparenden Geräten. Manches tönt recht simpel: Laptops werden nur bei Stromproduktion, also am Tag, geladen; Geschirrspüler und Waschmaschine sind auf 13 Uhr programmiert.
Schon die Lage des Baus kann viel bewirken: Die dreifach verglasten Fenster zeigen nach Süden, die dachintegrierte Solaranlage ist nach Ost-West ausgerichtet. Die Solaranlage betreibt eine Wärmepumpe mit Inverter-Technologie. «Sobald es hell ist, produziert die Solaranlage Strom», erklärt er das Prinzip. «Das genügt fast das ganze Jahr hindurch.» In den dunklen Monaten jedoch, hauptsächlich im Dezember und Januar, benötigt das Haus Strom aus dem Netz. Dank der Inverter Technologie der solarbetriebenen Wärmepumpe mit Erdsonde ist dieses Zeitfenster aber klein. Zusätzliche Energie speichert ausserdem ein Warmwassertank.

Strom verkaufen statt bezahlen
So gelingt es, dass Matthias Oldani keine Stromrechnung zahlt, sondern eine ausstellt. «Wir bekommen auf das Jahr gerechnet Geld zurück, weil wir mehr Strom ins Netz einspeisen als wir entnehmen», sagt er. 13 300 Kilowattstunden bleiben so übrig – eine gewaltige Zahl, die griffig wird, wenn man sie umrechnet. Mit diesem Solarstromüberschuss, schreibt die Jury des Schweizer Solarpreises, könnten neun E-Autos jährlich je 12 000 Kilometer fahren.

Stefan Böker

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