Rekrutin Heimberg: Antreten zum grossen Sprung

Fr, 20. Nov. 2020

Wasserspringen: Michelle Heimberg aus Fislisbach bereitet sich in der Spitzensport-RS in Magglingen auf die Olympischen Spiele in Tokio vor

Michelle Heimberg im Tarnanzug der Schweizer Armee. Die beste Wasserspringerin der Schweiz steckt seit drei Wochen in der Spitzensport-Rekrutenschule in Magglingen. Neben dem Dienst hat die 20-jährige Fislisbacherin genug Zeit um sich auf ihr grosses Ziel Olympia im nächsten Juli vorzubereiten.

Fall seven times, stand up eight.» Falle siebenmal, stehe achtmal auf. Dieses japanische Sprichwort begleitet Michelle Heimberg seit sie auf die Sprungbretter dieser Welt gewechselt hatte. Seit nunmehr über acht Jahren arbeitet sie unermüdlich an ihrem Ziel, die Olympischen Sommerspiele in Tokio, die im letzten Sommer wegen der Corona-Pandemie abgesagt und auf Juli 2021 verschoben wurden. Als Sportlerin, die sich extrem auf den Punkt zu konzentrieren weiss, hat sie die Enttäuschung über diese Absage nach wenigen Tagen abgeschüttelt und den Fokus neu justiert. Vielleicht ist es ja besser so. Denn das letzte Jahr vor den Olympischen Spielen ist ihr nicht wie gewünscht gelaufen. Sie wurde krank und quälte sich 2019 an den Weltmeisterschaften in Südkorea kraftlos durch die Wettkämpfe. Vollgestopft mit Schmerzmitteln erreichte sie im Wettkampf vom 1-Meter-Brett dennoch den erstaunlichen 16. Rang in einem absoluten Weltklassefeld. Wäre sie gesund geblieben hätte sie sich ohne Weiteres unter den besten acht klassieren können. Diesen Taucher hat sie – ganz Wettkämpferin – weggesteckt und das Positive aus der Erfahrung gezogen.
Michelle Heimberg, die als erste Wasserspringerin der Schweiz eine Medaille an einer grossen internationalen Meisterschaft gewonnen hat (sie gewann 2017 Silber an der EM in Kiew) begann das Jahr in Zürich-Oerlikon mit einem Doppelsieg vom 1- und 3-Meter-Brett. Zuletzt holte sie sich im August an der Sommer-Schweizermeisterschaft in Köniz erneut zwei Goldmedaillen – und dazu die Silbermedaille im Synchronspringen vom 1-Meter-Brett mit Lara Schilling. In den Einzel-Disziplinen hat Heimberg schon lange keine ernsthafte Konkurrenz aus dem eigenen Land. Sie orientiert sich deshalb an den Punktzahlen, die wie ein Barometer anzeigen, wie ihr Formstand ist. Und der ist erfreulich gut. Auch wenn das Training die Wettkämpfe nicht ersetzen kann, ist Heimberg guter Dinge, sich auf den Punkt in Topform präsentieren zu können. Sie hat ein klares nächstes Ziel vor Augen. Wenn Corona es zulässt, wird sie im April nächsten Jahres in Tokio für die Qualifikation für die Olympischen Spiele auf dem Brett stehen. Bis dahin wird ihr Abenteuer in der Schweizer Armee bereits Vergangenheit sein. Heimberg, die normalerweise in Genf trainiert, ist angetan von ihrem Leben bei der Schweizer Armee. Zwar muss sie wie alle Rekruten den dienstlichen Teil absolvieren. Als Spitzensportlerin geniesst sie aber auch die Privilegien der «Sportler»-RS. Sie kann täglich mehrere Stunden trainieren. Für die Trainings vom 3-Meter-Brett disloziert sie jeweil im Armeefahrzeug in die Halle nach Oerlikon.

Sammlung für Physiotherapeuten
Neben ihren sportlichen Zielen hat Michelle Heimberg noch einen grossen Wunsch. Sie möchte zu den grossen Wettkämpfen in Tokio einen eigenen Physiotherapeuten mitnehmen, um sich möglichst optimal vorbereiten zu können. Was bei ihrer Konkurrenz selbstverständlich ist, kann der kleine Schweizer Schwimmverband ihrer Spitzenathletin nicht bieten. Das Geld fehlt. Deshalb hat Michelle Heimberg getreu ihrem Motto «Fall seven times, stand up eight» mittels Crowd-Funding Plattform «I believe in you» eine Sammelaktion gestartet. Die aber wurde durch Corona durchkreuzt. Es kamen bisher lediglich 3700 Franken zusammen. 10 000 Franken benötigt sie um all die Unkosten für Reisen, Unterkunft und Verpflegung des Physiotherapeuten für drei Wochen in Tokio zu berappen.
Michelle Heimberg schreibt zu ihrer Aktion: «Begleiten Sie mich auf dem Weg zu meinem grossen Ziel; die Olympischen Sommerspiele 2021 in Tokio – gemeinsam sind wir stark! Ich freue mich, auf eure Unterstützung sowie Weiterempfehlung meines Projektes zählen zu dürfen – für jeden Obulus gibt es tolle Gegenleistungen.» Mehr darüber auf Heimbergs Webseite michelle-heimberg.ch.

Beat Gomes

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