Scharf beobachtet

Fr, 20. Nov. 2020

Warum nicht ein Regionalzentrum Mellingen als Gegenpol zur Modellstadt Baden?

Sie kommt in der Bäderstadt wieder aufs Tapet: Die Diskussion einer Regionalstadt Baden, wie sie in den 1970er-Jahren im Badener Tagblatt vom damaligen einflussreichen Redaktor Werner Geissberger immer wieder lanciert worden war. Über Gedankenspiele hinaus gedieh das Projekt aber nie. Und jetzt sollen Baden und zwölf Gemeinden des Bezirks eine sehr enge Zusammenarbeit in diversen Bereichen bis hin zur Fusion prüfen, wie in der Schweiz am Wochenende (Badener Tagblatt) zu lesen war.
Am Projekt beteiligt sind aus der Region Reusstal-Rohrdorferberg auch Mellingen, Mägenwil und Oberrohrdorf. Ausserdem trafen sich kürzlich auch die Ammänner der Gemeinden Fislisbach, Birmenstorf, Gebenstorf, Turgi, Obersiggenthal, Ehrendingen, Ennetbaden, Wettingen und Neuenhof in Baden zu einer ersten Aussprache mit dem Ziel, das weitere Vorgehen zu besprechen. Die am Projekt interessierten Gemeinden vereinen zusammen rund 95 500 Einwohnerinnen und Einwohner. Auf der in der Zeitung publizierten Karte der am «Projekt Modellstadt» beteiligten Gemeinden fehlen aus unserer Region beispielweise Niederrohrdorf, Wohlenschwil und Remetschwil.
Ob ausgerechnet die einwohnerstärkste Gemeinde Wettingen ein echtes Interesse an einer Fusion hat – und die ist letztlich das Ziel des ganzen Unterfanges – bleibe dahingestellt. Nachdem der Wettinger Einwohnerrat gerade vor wenigen Tagen kulturelle Beiträge an die Nachbargemeinde massiv zusammengestrichen hat, dürften sich die Beziehungen zu Baden eher zu einer Hassliebe entwickeln …
Was die Gemeinden in unserer Region anbetrifft, bin ich sehr skeptisch, nachdem sogar in zwei völlig zusammengewachsenen Gemeinden wie Ober- und Niederrohrdorf das Thema Fusion vor Jahren schon im Keim erstickt worden ist. Schwer vorstellbar, dass eine Mehrheit der Bevölkerung am Rohrdorferberg ein echtes Interesse an dieser Modellstadt Baden entwickelt.
Ich fände es viel sinnvoller, in der Region Reusstal-Rohrdorferberg ernsthaft über eine Regionalstadt Mellingen nachzudenken. Immerhin bringen es die Gemeinden Ober- und Niederrohrdorf, Mellingen, Mägenwil, Remetschwil und Wohlenschwil auf eine gesamte Einwohnerzahl von rund 20 000. Mellingen als regionales Zentrum verfügt über eine intakte Infrastruktur mit Schulen, guten Einkaufsmöglichkeiten und nicht zuletzt mit der Haltestelle Heitersberg über eine gute Anbindung an den Schienenverkehr. Eine wichtige Rolle spielt die Haltestelle auch als Drehscheibe für den regionalen Busverkehr in alle Richtungen. Eigentlich genug Potenzial, um als eigenständige Region die Zukunft anzupacken. Mit dem Umfahrung Mellingen ist ein entscheidender Anfang gemacht, das Reuss-Städtchen aufzuwerten. Vielleicht gelingt es in einem nächsten Schritt tatsächlich ein Regionalzentrum Mellingen aufzubauen.
Auf den Papiertiger «Modellstadt Baden» zu setzen, hat meiner Meinung nach für unsere Region nicht oberste Priorität. Grösse allein ist nicht entscheidend. Vielleicht aber könnte man beide Varianten in die Waagschale werfen, um sich später nicht den Vorwurf gefallen lassen zu müssen eine grosse Chance verpasst zu haben.
Sperber

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